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Nachgefragt:
Welche Rolle spielen Naturkundemuseen?
Und wie spielen sie diese?

Sammeln, Bewahren, Erforschen und Vermitteln: Die klassischen Aufgaben der naturkundlichen Sammlungen finden nach wie vor große Anerkennung. Das zeigen Wissenschaftler/innen des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig, Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere in Bonn, anhand einer Umfrage unter Wissenschaftler/innen und Student/innen. Die im Bonner Zoological Bulletin erschienene Veröffentlichung macht deutlich, dass die Qualität der Durchführung dieser Arbeiten als hochwertig gilt. So haben naturkundliche Sammlungen an ihrer Faszination wenig verloren. Kritik gibt es hinsichtlich der Vermittlung molekularer Methoden und Proben oder der Digitalisierung von Daten und Objekten.

So haben naturkundliche Sammlungen fast durchweg an ihrer Faszination nichts verloren. Allerdings gibt es auch Kritik. Fragt man die Nutzer der Sammlungen, so bemängeln sie besonders die unzureichende Förderung molekularer Methoden und Proben oder der Digitalisierung von Daten und Objekten durch die Einrichtungen selbst.Diese und andere bedeutende Neuerungen benötigen, gemessen an den Erwartungen der Nutzer/innen, den Ausbau eines umfassenden Wissenstransfers.

Unzureichende Finanzierung war die am häufigsten angegebene Ursache für wahrgenommene Schwächen. Es ist an den Museen, zukunftsweisende Sammlungsstrategien und moderne Methoden umzusetzen, beziehungsweise – wo dies bereits geschieht – durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit das Bewusstsein hierfür zu schärfen.

Ist die "verstaubte Naturkundesammlung" wirklich ein so weit verbreitetes Klischee, wie es oft angenommen wird? Die vorliegende Umfrage (Quelle siehe unten) ergab eine Momentaufnahme von Werten und Meinungen zu naturkundlichen Sammlungen (NKS). Ergebnis: Sammlungen sind für fast alle Befragten faszinierende oder hochinteressante Orte. 525 Umfragepartner aus überwiegend Nordamerika und Europa beteiligten sich an der Umfrage, die meisten davon angestellt an Hochschulen (41%) und naturkundlichen Sammlungen (32%) sowie Studenten (10%).

Naturhistorische Grundlagenforschung, Sammlungspflege und Aufklärung der Öffentlichkeit waren die drei am häufigsten ausgewählten NKS -Kernrollen. Umfrageteilnehmer erkennen die grundsätzliche Bedeutung von Belegexemplaren an, und die Sammlungen leisten auch die unverzichtbare Pflege des Typusmaterials (die physischen Belege für neue Arten). Die Dienstleistungen rund um molekulare Proben und Techniken hingegen oder die digitale Verfügbarkeit von Sammlungsdaten sollten noch verbessert werden. Tiefere Erfassung von objektbezogenen Daten wird ebenfalls gewünscht, sowie der Ausbau des taxonomisch ausgebildeten Fachpersonals an Sammlungen. Es gilt, einen Mehrwert durch neue Vermittlungswege über die Inhalte der Digitalisierungs-, Sammlungs- und Ausstellungsaktivitäten zu schaffen. Die Vermittlung der mit 'klassischen' ebenso wie modernen Methoden geleisteten Arbeit ist Aufgabe der Sammlungen.

„Wir setzen auf eine verstärkte Wahrnehmung der Sammlungen dadurch, dass erstklassige Biodiversitäts- und Umweltforschung an ihnen betrieben wird, erläutert Dr. Jonas Astrin, Biobank-Kurator am ZFMK. „Wir müssen den enormen und in Zeiten von Umweltkrisen stetig wachsenden Wert von Sammlungen aktiv und selbstbewusst vertreten - im Bereich der akademischen Ausbildung ebenso wie beim Wissenstransfer an die breite Öffentlichkeit.“ Das Erbe bestehender Sammlungen zu sichern und ein gezieltes Sammlungswachstum zu koordinieren sei ein Dienst an der Gesellschaft und der Biodiversität. Dieses Wachstum müsse den Anforderungen der traditionellen, der derzeit neu hinzukommenden sowie der zukünftigen NKS-Nutzergemeinschaft gerecht werden. „Wir hoffen, dass dieser Prozess auf der ganzen Welt stattfindet, ohne dass geographische Gebiete zurückbleiben“, sagt Jonas Astrin.

Sabine Heine
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere

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