Das älteste der drei Kleider ist die wohl aus Venedig stammende
rote Robe von etwa 1745 (Bild).
Sie wurde ursprünglich mit einem seitlich extrem ausgestellten
Reifrock getragen, der der Dame einen raumgreifenden Auftritt
garantierte. Sowohl die Silhouette als auch die kostbaren Goldstickereien,
mit denen das Kleid reich verziert ist, verweisen auf die ursprüngliche
Verwendung: es ist eine repräsentative zeremonielle Robe, wie
sie bei wichtigen Anlässen am Hof getragen wurde. Das Kleid befand
sich zuletzt in der Sammlung des russischen Tänzers Rudolf Nurejev
(1983 - 1993), dessen umfangreicher Nachlass 1995 in New York
versteigert wurde.
Die beiden anderen zweiteiligen Kleider vertreten Silhouetten,
wie sie um 1770er und 1780er Jahren in Mode waren: zum einen die
"Robe à l´anglaise", also das Kleid nach englischer Art,
das nur noch mit einem kleinen Gesäßpolster getragen wurde (Bild
links). Als Modevariante wurde diese Kleiderform auch auf dem
Kontinent übernommen. Der Ankauf dieses Kleides aus bestickter
Seide wurde 1973 von der Gesellschaft zur Förderung des Württembergischen
Landesmuseums finanziert.
Zum anderen die Form der "Robe à la polonaise", des Kleides
nach polnischer Art, bei dem das Mantelkleid in drei Puffen hochgerafft
wird. Hier verweiset der Ländername nicht auf den Ursprung der
Gewandform. Angeblich war eine ironische Anspielung Anlass für
die Bezeichnung: die Puffen, die den Manteau dreiteilen, sah man
als Sinnbild für die erste polnische Teilung von 1772, von der
Österreich, Preußen und Russland profitierten!
Sich in der Benennung modischer Erscheinungen auf politische
oder kulturelle Tagesereignisse zu beziehen, galt im höfischen
Frankreich dieser Zeit geradezu als Gesellschaftsspiel. Farbe
und Material dieses Gewandes waren zukunftsweisend, denn aus dünnen,
weißen Baumwollstoffen sind dann auch die Chemisenkleider gefertigt,
die das Bild der nächsten Modeepoche prägen - das des Empire.
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