Kurfürst Friedrich V.
Leben
1.7 Verlust der Erblande
Im Sommer 1621 trat der Kuradministrator Johann II. von
Pfalz-Zweibrücken, der diesen Posten nach der Abreise Friedrichs
nach Prag 1619 erneut übernommen hatte, von seinem Amt zurück.
Da die räumliche Entfernung ein direktes Eingreifen Friedrichs
in die Vorgänge in der Pfalz verhinderte, begab er sich
im April 1622 über Calais und Paris in die noch von den
Truppen seines Generals Ernst von Mansfeld gehaltene Südpfalz
und traf am 21. April mit seinem Heer zusammen. Sofort fing
Friedrich an, Hilfeersuchen an die protestantischen Fürsten
des Reiches zu senden, und versuchte die Union wiederzubeleben.
Ein eher unbedeutender Sieg über die Truppen Tillys am
27. April 1622 bei der Schlacht am Ohrenberg im Ort Mingolsheim
brachte kurzzeitig einen ungeheuren Auftrieb für die pfälzische
Sache. Doch der dramatische Mangel an Geld und Lebensmitteln
für die Truppen und die Niederlagen der zu Hilfe eilenden
Heere des Markgrafen von Baden-Durlach Georg Friedrich am
6. Mai bei Wimpfen und Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel,
genannt der tolle Halberstädter, in der Schlacht bei Höchst
am 20. Juni 1622 wendeten das Blatt. Friedrich geriet immer
mehr unter den Einfluss des Generals von Mansfeld, den aber
die protestantische Sache kaum interessierte. Dementsprechend
skrupellos war seine Vorgehensweise. Mit Wissen und Duldung
des Kurfürsten überfiel von Mansfeld Darmstadt und nahm
Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt und dessen Sohn
Johann als Geisel. Auf dem Rückzug ins Elsass steckte von
Mansfeld eine Stadt und dreißig Dörfer in Brand. Insbesondere
die Gefangennahme des Landgrafen, eindeutig ein Verstoß
gegen Reichsrecht, kostete Friedrich die letzten Sympathien.
Friedrich entließ von Mansfeld aus seinen Diensten, nachdem
dieser ihn davon überzeugt hatte, dass die pfälzischen Erblande
nicht mehr zu halten waren, und kehrte am 18. Juni 1622
noch einmal nach Heidelberg zurück, um die kurfürstlichen
Akten und Wertgegenstände abzuholen. Anschließend verbrachte
Friedrich den Sommer bei seinem Onkel, dem Herzog von Bouillon
in Sedan.
Wenig später vollendeten Tilly und der spanische General
Gonzalo Fernández de Córdoba die Eroberung der Pfalz. Am
19. September 1622 fiel Heidelberg[17] nach elfwöchiger
Belagerung und am 5. November Mannheim. Nur in der kleinen
Festung Frankenthal harrte die kleine englische Besatzung
noch aus. Nach der Eroberung Heidelbergs wurden die protestantischen
Kirchen geschlossen, die Universität aufgelöst und auf Veranlassung
Maximilians die großartige Bibliothek, die berühmte Bibliotheca
Palatina, als Dankesgeschenk dem Papst Gregor XV. überreicht.
Mehr als 3500 Handschriften gingen nach Rom, und der Papst
revanchierte sich bei Maximilian mit einer Zahlung von insgesamt
620.000 Gulden für die Finanzierung der Feldzüge der katholischen
Liga.
Am 23. Februar 1623 übertrug Kaiser Ferdinand II. die Kurwürde,
wie in dem Geheimabkommen festgelegt, auf einem Deputationstag
in Regensburg auf Maximilian I. von Bayern. Als einziges
Zugeständnis an die protestantischen Fürsten wurde sie jedoch
nur auf die Lebenszeit Maximilians beschränkt. Dies änderte
jedoch nichts an dem eklatanten Rechtsbruch Ferdinands,
da eigentlich nur das Kurfürstenkollegium zu solch einem
Schritt berechtigt war. Auch erhielt Maximilian das eroberte
Gebiet der Oberpfalz als Lehen. Weitere Teile des kurpfälzischen
Gebietes (so die Ämter Parkstein, Weiden und Peilstein)
wurden an Herzog Wolfgang Wilhelm von der Pfalz-Neuburg
abgetreten.
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