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MenschenZeit
Geschichten vom Aufbruch der frühen Menschen

17. Dezember 2002 bis 18. Mai 2003
Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim

Von "Ahngesicht" zu Angesicht

Fördererkreis der Reiss-Engelhorn-Museen unterstützt Finanzierung der Computer-Rekonstruktion des Menschen von Mauer.

Er steht im Mittelpunkt der Ausstellung - der Mensch - und in dem umfassenden Panorama, das "MenschenZeit" von der Älteren Altsteinzeit, dem Altpaläolithikum, über die Mittlere Altsteinzeit, das Mittelpaläolithikum, und die Mittelsteinzeit, dem Mesolithikums, bis hin zur Jungsteinzeit, dem Neolithikum, in den Reiss-Engelhorn-Museen entwickelt, wird mit dem Homo heidelbergensis der bis heute bekannte älteste Mensch aus dem mitteleuropäischen Raum auch in einer virtuellen Büste vorgestellt.

Etwa 14 km südöstlich von Heidelberg liegt die Gemeinde Mauer an der Elsenz. Vor 600 000 bis 700 000 Jahren bildete der Neckar hier eine Flussschlinge und lagerte große Mengen feinkörnigen Sandes ab. Diese "Mauerer Sande" wurden in Sandgruben abgebaut, dabei entdeckte der Arbeiter D. Hartmann am 21.10 1907 einen robusten Unterkieferknochen, der von Prof. Dr. O. Schoetensack von der Heidelberger Universität als der Unterkiefer eines Frühmenschen mit dem Alter von 600 000 bis 700 000 Jahren erkannt und als Homo heidelbergensis bezeichnet wurde.

Etwa 1,70 m groß muss die erwachsene Person gewesen sein, deren Geschlecht sich nicht eindeutig bestimmen lässt, auch wenn wegen der Größe und Schwere Wissenschaftler den Unterkiefer immer wieder einem Mann zuordnen. Auf eine kräftige Kaumuskulatur lässt sich schließen. Die Zähne - in den Kriegswirren gingen 1945 zwei der Vorbackenzähne verloren - sind relativ klein und haben deutliche Abkauungsspuren. Das Zahnmuster zeigt, dass der Unterkiefer einem 20 bis 30 Jahre alten Menschen gehörte. Spuren von Entzündungskrankheiten sind am Kiefer zu erkennen. Eine leichte Eindellung am linken Kiefergelenk könnte von einer Arthrose stammen, und an den Schneidezähnen gibt es Hinweise auf eine leichte Parodontose.

Eine gerade im gerichtsmedizinischen Bereich immer weiter ausgereifte Computertechnologie macht eine Computer-Rekonstruktion des Homo heidelbergensis möglich. Dank großzügiger Unterstützung des Fördererkreises für die Reiss-Engelhorn-Museen zeigt die Ausstellung die virtuelle Büste des momentan bekannten ältesten Mitteleuropäers. Aus der Größe und Gestalt des Unterkieferknochens kann auch auf die Form und Größe des Oberschädels geschlossen werden. Weitere Details ergeben sich durch den Vergleich mit anderen Knochenfunden der gleichen Menschenart. Da sich die Ansatzstellen von Muskulatur und Gewebe auf den Knochen erkennen lassen und diese auch Rückschlüsse auf die Stärke der Muskeln zulassen, ist ein Rekonstruktion der Weichteile gut möglich. Hautfarbe, Augenfarbe oder die Behaarung sind allerdings nicht zu erschließen, so verzichtet das Bild auf Körperfarbe und Behaarung.

Doch der Besucher ist auch zu einer interaktiven Begegnung mit dem virtuellen Bild seines Ahnen eingeladen. Der Computer bietet ihm die Möglichkeit, sich ein ganz persönliches Bild von diesem Menschen zu machen, indem er ihn mit einer entsprechenden Behaarung oder als weibliche oder männliche Figur auf dem Bildschirm entstehen lässt. Belegbares Wissen und spielerische Freiheit verbinden sich so zu einem besonderen Erlebensmoment beim Besuch der Ausstellung "MenschenZeit - Geschichten vom Aufbruch der frühen Menschen".

siehe auch:


Badische Heimat e.V.
Bezirksgruppe Bergstraße - Neckartal (Heidelberg)


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