In der 400jährigen Geschichte des Vogtsbauernhofs lassen
sich einige markante Daten und Phasen festhalten. Da ist zunächst
das Jahr 1612, in dem der Vogtsbauernhof erbaut wurde. Es folgten
die wohlhabenden Anfangsjahre, als der Talvogt Martin Schuhmacher
in dem Haus lebte. Mit dem Dreißigjährigen Krieg ging
der Vogtsbauernhof dann einer wirtschaftlich schwierigen Zeit
entgegen, die Anfang des 19. Jahrhunderts in der Teilung des
gesamten Hofareals gipfelte. Von dieser Zersplitterung des Besitzes
konnte sich der Hof über anderthalb Jahrhunderte nicht mehr
vollständig erholen. Im Jahr 1964 begann schließlich
eine ganz andere Geschichte: Der Vogtsbauernhof wurde das erste
Gebäude im ersten Freilichtmuseum Baden-Württembergs.
In der Historie von Bauernhäusern ist die Geschichte des
Hofes jedoch häufig länger als die Geschichte des jeweiligen
Gebäudes. Auch im Fall des Vogtsbauernhofs wird vermutet,
dass bereits vor dem Vogtsbauernhof an selber Stelle, nur etwas
weiter unterhalb, ein Hof existierte. Als sein erster Inhaber
ist ein Henn Täscher bezeugt. Erbauer des Vogtsbauernhofs
war Henn Täscher allerdings nicht, da er den Hof nach Quellenlage
bereits im Jahr 1591 abgab. In den folgenden Jahren wurde der
Zehnte, den der Hof an das Schloss Hornberg abzugeben hatte,
von einem Theiß Moser entrichtet. Zur Hofanlage gehörten
damals neben Haus und Scheuer ein Speicher und ein Krautgarten
sowie ein Leibgedinghaus. Es ist davon auszugehen, dass es sich
bei Theiß Moser auch um den Erbauer des Vogtsbauernhofs
handelt.
Seinen Namen verdankt der Vogtsbauernhof Martin Schumacher,
damaliger Talvogt in Gutach, der im Jahr 1654 als Besitzer des
Vogtsbauernhofs auftaucht. Nach Martin Schumachers Tod ging der
Hof 1676 an Georg Wäldin I über und eine lange Ära
Wäldins begann. 1702 verkaufte Georg Wäldin II
den Hof an seinen Sohn Conrad. Mit dessen Sohn Roman Wäldin
wiederum begann Mitte des 18. Jahrhunderts eine lange Reihe an
Verkäufen und Tauschgeschäften von Äckern, Wiesen
und Matten. 1807 teilte zunächst Johann Jakob Wäldin I
den Hof in zwei Hälften unter seinen Söhnen Johann
Jakob Wäldin II und Christian Wäldin I auf. Aus
finanzieller Not folgten weitere Landverkäufe und im Jahr
1816 wurde das Haus schließlich dreigeteilt. Diese Dreiteilung
blieb bestehen, bis der Vogtsbauernhof 1963 vom damaligen Landkreis
Wolfach gekauft und in ein Museum umgewandelt wurde.
Insgesamt blickt der Vogtsbauernhof auf eine sehr wechselvolle
Geschichte zurück. Zahlreiche Kinder, die auf dem Hof geboren
wurden, erlebten ihr erstes Jahr nicht, viele Frauen starben
früh, einige Söhne kamen vom Krieg nicht zurück.
Manche Ehen blieben kinderlos, andere waren mit bis zu 15 Nachkommen
gesegnet. Ertragreiche Jahre stehen neben missratenen Ernten
mit oft verheerende Folgen. Nicht immer konnten drückende
Abgabelasten durch Holzverkauf ausgeglichen werden. Unmöglich
zu sagen, wie sich die guten und die schlechten Tage einmal die
Waage hielten. |