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Im Renchtal - Burg Schauenburg
 

Burg Schauenburg über Oberkirch geht auf eine Gründung des Zähringerherzogs Berthold II. (+ 1111) aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Mit ihr sollte der Ausgang des Renchtals mit seiner durch den Schwarzwald führenden Straße gesichert werden. Über den Pfalzgrafen Gottfried von Calw und dessen Tochter Uta, die Gemahlin des Welfenherzogs Welf VI. und dadurch "Herzogin von Schauenburg" genannt, kam die Burg schließlich an die Grafen von Eberstein, deren Ministerialen die Burg innehatten und sie später zu Lehen trugen. Wohl mit dem Verkauf der halben Grafschaft Eberstein 1386 durch Wolf von Eberstein an Markgraf Rudolf von Baden kam die Schauenburg an die Markgrafen und findet sich ab 1401 in deren Besitz.

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Burg Schauenburg mit dem südöstlichen Wohntum

Diese Ministerialen "von Schauenburg" bestanden aus mehreren Familienzweigen, die sich als Ganerben die Burg teilten und vermutlich auch mit jedem Zweig einen eigenen Wohnturm errichteten und bewohnten. Seit dem 15. Jahrhundert wohnten sie nicht mehr durchgängig auf der Burg selbst, sondern errichteten sich vor allem in Oberkirch wohnlichere Sitze.

Burg Schauenburg, nordwestlicher Wohntum, rechts davon das Kellergeschoss des mittleren Wohnturms, rechts angeschnitten die Kellermauern des südwestlichen Wohnturms.Um das fünfeckige Plateau der Oberburg, das vollständig von einer starken Mauer umgeben ist, zieht sich ein künstlich gezogener Graben, der auf der Seite der Schildmauer als Halsgraben das Plateau vom Bergrücken trennt. Unterhalb des Plateaus liegen als Vorburg gegen die Talseite einzelne, am Ausgang des Halsgrabens mehrere, heute als Burggaststätte umgebaute Baulichkeiten.

Auf dem Plateau der Burg sind noch die Ruinen dreier Wohntürme erhalten, die zum Teil mehrere Stockwerke hoch aufragen und die charakteristische Silhouette der Burg ausmachen. Ein Kellergeschoss lässt sich als Rest eines weiteren Wohnturms deuten, ein fünfter Turm ist aus seinen Fundamenten rekonstruierbar. Vom Grundriss der Oberburg her wäre noch Platz für mindestens einen sechsten Wohnturm.

Links: Burg Schauenburg, nordwestlicher Wohntum, rechts davon das Kellergeschoss des mittleren Wohnturms, rechts angeschnitten die Kellermauern des südwestlichen Wohnturms.

Die Türme hatten bis zu fünf Geschosse und wurden nach den Formen ihrer Fenster in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut. Der nordwestliche Wohnturm hatte eine Innenfläche von ca. 56 m² je Stockwerk und kam damit auf insgesamt um die 280 m² Gesamt-Wohn- und Nutzfläche. Abzüglich der Treppe und der Inneneinbauten sind das ca. 45 - 50 m² Wohnfläche je Stockwerk.

An die Schildmauer angelehnt ist die ehemalige Burgkapelle St. Ulrich mit einem kleinen Kapellenraum im Obergeschoss. Der Chor ist in die Schilmauer eingetieft.

Die Burg wurde 1693 noch als Kaserne genutzt, 1703 wurden hier noch Getreidevorräte in Sicherheit gebracht. Erst 1731 wird sie als "völlig in Ruinen liegend" bezeichnet. Im 18. und 19. Jahrhundet wurde sie als Steinbruch genutzt, bis sie als romantische Ruine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor weiterem Verfall und Steinraub bewahrt wurde.

Burgruine Schauenburg: Südöstlicher Wohnturm mit hochgelegenem Eingang. Südöstlicher Wohnturm mit hochgelegenem Eingang.

Unten: Ehem. Burgkapelle St. Ulrich. Links der Treppenaufgang zur Kapelle, rechts der Kellereingang.

Einstufung als Kulturerbe des Landes

Das Besondere an der Burg Schauenburg ist das Fehlen eines Bergfrieds. Die Burg entspricht dem Typus einer Turmburg, dem unter anderem die Geroldseckerburgen folgen. Die Ganerbenanlage ("Burgenmehrheit") hat nicht wie andere Burgen (z.B. Lützelhardt im Schuttertal) verschiedene unmittelbar benachbarte Burgplätze, sondern mehrere Wohntürme, zum Teil mit recht beachtlichem Raumangebot, innerhalb des Berings der Kernburg.

     

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