HOMER -
Der Mythos von Troia in Dichtung und Kunst

HOMER

bis 17.8.08 im Antikenmuseum Basel,
Sammlung Ludwig

14.09.08 - 18.01.09
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Museum Zeughaus C5

Die Ausstellung

Warum Homer?

Inhalt der Ausstellung

Bilder

Inhalt der Ausstellung

   

Die grosse Troia-Ausstellung 2001/02 mit ihren rund 850'000 Besuchern und ihrem enormen Echo in den Medien hat auch den Dichter, dem wir die Troia-Geschichte verdanken, wieder stärker ins Bewusstsein gerückt: Homer. Mit seiner Ilias und der ihm zugeschriebenen Odyssee hat dieser griechische Sängerdichter der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. die europäische Literatur begründet. Damit ist er zu einem der Gründerväter der europäischen Kultur geworden.

Das steigende Interesse weiter Kreise an den eigenen Wurzeln in einer zunehmend multikulturell geprägten Umwelt hat in den letzen Jahren eine kaum noch überschaubare Menge von Büchern, Filmen, Dramatisierungen sowie Funk- und Fernsehsendungen zum Thema Homer hervorgebracht. Der Überblick und die Unterscheidung zwischen Legendarischem bzw. Fiktivem und Gesichertem ist schwer geworden.

Die Ausstellung "Homer: Der Mythos von Troia in Dichtung und Kunst" möchte hier Klarheit schaffen. In fünf Sektionen stellt sie auf ca. 1'000 m2 Ausstellungsfläche zum ersten Mal (1) Homer in seiner Zeit, (2) Homer als Endpunkt einer langen Dichtungstradition, (3) Homers Werke Ilias und Odyssee und schliesslich (4) deren aussergewöhnliche Wirkungsgeschichte, die bis heute anhält, auf der Grundlage des neuesten wissenschaftlichen Erkenntnis-Standes vor. Im Zusammenwirken didaktischer Mittel und von rund 230 Original-Werken aus den renommiertesten Museen Europas in höchster Qualität von der Antike bis heute entsteht ein Homer-Bild von grosser Dichte und Eindringlichkeit, das in seiner Kombination aus intellektueller und ästhetischer Suggestivkraft dem Besucher bei seinen weiteren Begegnungen mit Homer als feste Urteilsbasis dienen kann.

Dabei werden hochrangige antike Kunstwerke (aus der Spätbronzezeit bis in die Zeit Homers und aus jüngeren Epochen), aber auch spätere Rezeptionsbeispiele (Gemälde und andere Kunstwerke) von der Renaissance bis in die Gegenwart, zusammen mit Erläuterungstafeln, Hörproben und Textausschnitten (in Griechisch und Deutsch) die Ausstellung facettenreich und didaktisch informativ gliedern.

Die erste Sektion (1) "Homer und seine Zeit" thematisiert die Person Homers. Was wissen wir heute über den Dichter? Was für Legenden ranken sich um seine Person? Die sechs Büsten, die in der Ausstellung zu sehen sein werden, repräsentieren alle vier Homer-Typen, in denen die Antike das Aussehen von Homer - rein fiktiv, aber sehr suggestiv - einzufangen versuchte. Darunter befinden sich die berühmte Büste aus der Staatlichen Antikensammlung und Glyptothek München (Kat. Nr. 1) und eine aus den Musei Capitolini in Rom (Kat. Nr. 2). Vier Münzbilder ergänzen das imaginäre ‚Portrait' des Dichters.

In Teil zwei dieser Sektion mit dem Titel "Die Kulturhöhe zur Zeit Homers" versucht die Ausstellung das Umfeld, den Lebensraum, kurz: die Zeit Homers mit seiner Verwurzelung in Adelskreisen als höfischer Sänger und die Umbrüche um und nach 800 ("die griechische Renaissance") mithilfe von auserwählten Kunstwerken und Grabbeigaben aufzuzeigen. Besondere Erwähnung verdient hier die 111,2 cm hohe geometrische Amphora von um 750 v. Chr. mit der Darstellung einer Bestattung aus dem Antikenmuseum Basel (Kat. Nr. 19). Geometrische Vasen und eine Reihe herausragender Objekte aus der anschliessenden orientalisierenden Epoche des 7. Jahrhunderts v. Chr. - dem Beginn der Kolonisation, die Homer mit seiner Odyssee verarbeitet hat - zeigen den Wandel und die enorme Ausbreitung an Wert, Wissen und Materialen auf.

Der dritte Teil dieser Sektion "Die Schrift" stellt die Wiederaneignung der Schrift durch die Griechen mithilfe der Übernahme und Verbesserung der phönizischen Alphabetschrift in den Vordergrund, weil heute angenommen wird, dass Homer als erster Dichter zwar noch in der alten mündlichen Tradition wurzelte, aber seine Epen bereits schriftlich fixiert hat - was bei einer Länge von rund 16'000 Versen der Ilias und rund 12'000 der Odyssee gar nicht anders machbar gewesen wäre. Tontäfelchen verdeutlichen die bronzezeitliche (13. Jh. v. Chr.) Linear B-Schrift (Kat. Nr. 44), früheste Inschriftenfunde des 8. Jahrhunderts v. Chr. die rasche Entwicklung und Verbreitung der neuen Schrift.

In Sektion 2, "Vorgeschichte der Homerischen Epen", wird der Fundus an alten Mythen und Formeln, deren sich auch noch Homer ganz selbstverständlich bediente, anhand von mehreren Funden aufgezeigt, die fast alle aus dem Archäologischen Nationalmuseum in Athen ausgeliehen werden konnten. Darunter ragt etwa ein Kriegerkopf aus Mykene (Kat. Nr. 59) heraus, der einen Eberzahnhelm zeigt, wie ihn Homer in der Ilias beschreibt (10.260-265. 268-270) - ein eindeutiges Relikt aus der Bronzezeit, das im 8. Jahrhundert v. Chr. vielleicht noch verehrt, aber nicht mehr getragen wurde.

Um die Sänger und ihr Wirkungsfeld an den Adelshöfen zu erläutern, werden im zweiten Teil der Sektion, "Der Afführungsort", die Auftritte der Sänger (Aoiden) auf Vasen mit Symposions- (Weingelage)-Bildern dargestellt.

Die Sektion 3 ist ganz den aus dieser Zeit einzig vollständig erhaltenen Epen "Ilias" und "Odyssee" gewidmet. Mit Spitzenvasen aus dem Louvre in Paris, dem British Museum in London, dem Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia in Rom und prominenten Museen aus ganz Europa wird verdeutlicht, dass die Ilias 'nur' 51 Tage im Geschehen um Troia thematisiert. Deshalb ist diese Sektion aufgeteilt in Darstellungen der vor der Ilias liegenden Ereignisse (Paris-Urteil, Entführung der Helena, erste Kriegsjahre), in solche, die in der Ilias geschildert werden (von Agamemnon und Chryses bis zu Priamos' Bittgang zu Achilleus) und in Handlungs-Darstellungen, die nach dem 24. Gesang der Ilias spielen (Selbstmord des Aias, das Troianische Pferd, Eroberung und Fall von Troia usw.).

Sowohl in der Abteilung "Ilias" als auch in derjenigen, die der Odyssee gewidmet ist, sind antike und moderne Kunstwerke thematisch zusammengestellt, was spannende Bildvergleiche auf höchstem Niveau erlaubt. So stehen etwa Vasen mit der Darstellung des Paris-Urteils dem Holzschnitt und dem Gemälde von Lucas Cranach (beide Kunstmseum Basel, Kat. Nr. 76-77) gegenüber.

Ebenso verhält es sich bei der Darstellung der Odyssee: Auch hier kann man beispielsweise die antiken Versionen des Sirenen-Abenteuers (darunter den einzigartigen Stamnos aus dem British Museum, Kat. Nr. 184) mit Arnold Böcklins Version aus Berlin (Kat. Nr. 186) oder jener des Basler Malers Ernst Stückelberg (Kunstmuseum Basel, Kat. Nr. 187) vergleichen.

Die Ausstellung schliesst mit Sektion 4, wo die "Überlieferung und Wirkung" Homers bis heute gezeigt werden. Hier werden Fragen wie 'Wie sind die Texte Homers bis in unsere Zeit überliefert worden?' oder: 'Warum haben Homerische Motive bis heute eine derart ungebrochene Konjunktur?' einerseits durch Papyri, wie diejenigen aus Köln (Kat. Nr. 200-203), und Codices, andererseits durch illuminierte Handschriften und Gemälde veranschaulicht, um den Besuchern einen Überblick über die Rezeption Homers vom Mittelalter über die Renaissance, die Barockzeit und die weiteren Epochen bis heute zu vermitteln. Die jüngsten Werke sind vier monumentale Tafeln von Sigmar Polke von 1982 mit dem Titel Der Traum des Menelaos (Kat. Nr. 230) und ein Video von Peter Rose aus dem Jahre 2006 (Kat. Nr. 229), mit dem die Besucher in der Heimat des Odysseus angekommen sind, es heisst schlicht: Odysseus in Ithaca.

  Texte: rem/Antikenmuseum Basel

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