Wie
sehen uns andere?
Das Badische Landesmuseum Karlsruhe richtet mit seinen
umfangreichen Sammlungsbeständen den Blick auf viele alte
Kulturen der Welt: Ägypten, Mesopotamien, Griechenland,
den Mittelmeerraum und viele andere mehr. Es ist der Blick,
wie wir Deutsche andere Kulturen sehen. Wie aber sehen und
bewerten unsere Mitbürger mit einem andern kulturellen Hintergrund
die deutsche Kultur?
In einer kleinen Sonderausstellung im Karlsruher Schloss
wird typisch "Badisches" bzw. "Deutsches" von Migrantinnen
und Migranten aus Karlsruhe ausgewählt und aus ihrer Sicht
kommentiert. Darunter sind sowohl Gegenstände als auch Eigenheiten:
von dem Folklorepüppchen, das eine Ungarin beiträgt, bis
hin zur Kuckucksuhr, die ein Tunesier als Symbol für Pünktlichkeit
ausstellen will. Für einen Ägypter gilt ein Buch von Hermann
Hesse als typisch deutsch, für eine Türkin steht der Unterschriftsstempel
einer Analphabetin für die deutsche Bürokratie.
Der interkulturelle Dialog dient nicht nur dazu, Stereotypen
zu durchschauen und zu hinterfragen, mit denen Deutsche
"die anderen" belegen. Vielmehr sollten auch "Fremdbilder",
die uns Deutschen oft unbemerkt selbst anhaften, Thema sein.
Erst das stete Wechselspiel von Selbst- und Fremdwahrnehmung
wirkt entlarvend.
Diese temporäre Präsentation im Ausstellungsbereich des
20. Jahrhunderts ist zum einen der Migrationsgeschichte
der jüngsten Vergangenheit geschuldet. Sie ist zum anderen
aber auch Reminiszenz an die durch ‚Ausländer' bestimmte
Gründungsphase der badischen Residenz Karlsruhe im Jubiläumsjahr
der 200sten Wiederkehr der Erhebung zum Großherzogtum.