Die Deutschen und ihre Nationalsymbole


Flagge zeigen

  

Friedliche Revolution und Mauerfall standen im Zeichen von Schwarz-Rot-Gold, bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 tauchte ganz Deutschland in ein schwarz-rot-goldenes „Sommermärchen“ ein. „Ich liebe nicht den Staat, ich liebe meine Frau“, antwortete im Frühjahr 1969 der spätere Bundespräsident Gustav Heinemann auf die Frage eines Journalisten. Er charakterisierte damit das ambivalente Verhältnis vieler Bundesbürger zu ihrer Nation und nationalen Symbolen wie Flagge, Hymne und Adler. Was sind die Gründe für diesen Wandel im Umgang mit den Nationalsymbolen?

Vom 5. Dezember 2008 bis 13. April 2009 zeigt die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland die Ausstellung „Flagge zeigen? Die Deutschen und ihre Nationalsymbole“. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres 2009 „60 Jahre Bundesrepublik Deutschland“ fragt sie nach der Herkunft von Fahne, Hymne und Wappen und beleuchtet ihre Verwendung in verschiedenen historischen Epochen. Besonders die Einrichtung von nationalen Gedenk- und Feiertagen sowie der Umgang mit Denkmälern und Gedenkstätten in demokratischen Gesellschaften und Diktaturen werfen ein Schlaglicht auf die unterschiedlichen Motive und Absichten.
Rund 600 Exponate sind in der Ausstellung zu sehen, darunter eine Fahne des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, das Gemälde „Café Deutschland“ von Jörg Immendorff sowie Entwurfsskizzen der Kollektion „Mutter, Erde, Vater, Land“ der renommierten Designerin Eva Gronbach.
„Flagge zeigen?“ beleuchtet die Entstehung nationaler Symbole im 19. Jahrhundert, ihre Rolle im Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus exemplarisch. Nach 1945 ist Schwarz-Rot-Gold das einzige von Krieg und Terror unbelastete gesamtdeutsche Symbol für die Deutschen in allen Besatzungszonen. Bei der doppelten Staatsgründung 1949 beschwören beide deutsche Teilstaaten mit diesen Farben die nationale Einheit. Zugleich setzen sie unterschiedliche Akzente in ihrer Erinnerungskultur und grenzen sich im Kalten Krieg zunehmend voneinander ab.
Die SED begreift die DDR seit den 1970er Jahren als sozialistische Nation und betreibt die Abgrenzung von der Bundesrepublik. Diese hält – trotz der in weiter Ferne liegenden Wiedervereinigung Deutschlands – am Ziel der nationalen Einheit fest und gibt dieser Politik symbolhafte Zeichen: Der 17. Juni, der Tag des Volksaufstands in der DDR, wird nationaler Feiertag, das Brandenburger Tor Sinnbild der Teilung Deutschlands und des Willens zu ihrer Überwindung. Die DDR setzt auf die Traditionen der Arbeiterbewegung und der Kommunistischen Internationale: Sie feiert vor allem den 1. Mai als internationalen Kampftag der Arbeiterklasse, den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus und die Staatsgründung am 7. Oktober.
Friedliche Revolution und deutsche Einheit stehen 1989/90 im Zeichen von Schwarz-Rot-Gold. Die Staatssymbole der DDR werden nach der deutschen Wiedervereinigung aus der Öffentlichkeit entfernt, während in den Medien erste Diskussionen um den Erhalt „sozialistischer“ Denkmäler beginnen. Vor allem in der Hauptstadt Berlin setzt das vereinigte Deutschland – begleitet von regen öffentlichen Diskussionen – bauliche Signale für das Selbstverständnis der Republik: Nach dem Umbau gibt das Reichstagsgebäude als Sitz des Deutschen Bundestages mit einer begehbaren gläsernen Kuppel dem politischen Berlin ein populäres Erkennungsmerkmal. Das wiedervereinigte Deutschland bekennt sich zu seiner historischen Verantwortung und setzt der Erinnerung an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft mit der Neukonzeption der Gedenkstätte „Neue Wache“ und dem „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ Zeichen.

     

im Detail:

weiter:

siehe auch:

 

zurück:

Startseite | | Service | Aktuelles | zur ZUM | © Badische Heimat/Landeskunde online 2008