Landeskunde Städte > HeidelbergSchloss > Bauten > Frauenzimmerbau

Frauenzimmerbau

Königssaal

Königssaal, der größte Saal im Schloss, in ausgeräumtem Zustand

Das Erdgeschoss des Frauenzimmerbaus bildet eine eine einzige große Halle, das ist mit rund 550 m² der größte Raum im Schloss. Anzeichen am Bau deuten darauf hin, dass das Gebäude zu Beginn des 16. Jahrhunderts errichtet wurde, allerdings hatte dieser Saal exakt die selben Ausmaße und dieselbe Bedeutung wie ein bereits in der Mitte des 15. Jahrhunderts belegter Saal. Von diesem hieß es schon, er sei eines Königs würdig, und "Aula regia", königlicher Saal wurde er genannt.

Der Saal diente zunäcvhst als Dürnitz, als zentraler und repräsentativer Speise-, Fest- und Versammlungsraum. Er hatte eine flache Balkendecke, die von vier steinernen Säulen getragen wurde. An den Wänden hingen zwei große Bildteppiche, von denen einer die Siege des Kurfürsten Friedrich des Siegreichen verherrlichte. Ein Bilderzyklus mit Porträts der Pfalzgrafen und Kurfürsten des 13., 14. und 15. Jahhrunderts verherrlichte das Fürstenhaus, und hinter den umlaufenden Sitzbänken hing ein insgesamt 60 m langer und 60 cm hoher Teppichfries mit den Wappen der fürstlichen Gefolgsleute.

Eine flache Eindeckung eines so repräsentativen Saals war für das 15., noch mehr aber für das 16. Jahrhundert etwas völlig Ungewöhnliches und Anachronistisches und hätte eher zu einer Ratssaal oder der Halle eines Wirtschaftsbaus gepasst. Der kurfürstliche Bauherr - vermutlich Kurfürst Philipp um 1485 - knüpfte mit dieser Gestaltung jedoch an karolingische Säle an, von denen einer in der karolingischen Pfalz von Ingelheim im pfälzischen Herrschaftsbereich selbst lag. Zusammen mit den Säulen, die Kurfürst Philipp aus Ingelheim nach Heidelberg bringen ließ, wird damit die Botschaft von der Nachfolge der Pfalzgrafen im karolingischen Königtum Deutschlands vermittelt.

Der Saal verlor durch die sich ändernden Lebensweisen am Hof bald seine Bedeutung. Schon unter Ludwig V. zog der Fürst aus dem gemeinsamen Speisesaal aus und speiste im eigeen fürstlichen Speisesaal, der Herrentafelstube. Mit Friedrich II. verlagerten sich auch die Festlichkeiten in den neuen, hoch gelegenen Festsaal im Gläsernen Saalbau, der Saal hier blieb aber noch bestehen, er diente z.B. beim Bau des Friedrichsbaus 1603 als Werkstatt für die Steinmetze, diente aber 1670 noch einmal für die 4000 Gäste umfassende Hochzeitsgesellschaft anlässlich der Hochzeit des Kurprinzen Karl II. mit Wilhelmine Ernestine von Dänemark.

In dieser zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert aber wurden Bauschäden unübersehbar, die durch fortwährenden Umbau und durch den Einbau neuer Wände oder schwerer Öfen eingetreten waren. Der Frauenzimmerbau galt als der verwinkeltste und unsanierbarste Bau im Schloss. Die Überlegungen fanden mit der Zerstörung 1689 und 1693 ein jähes Ende. Der zerstörte Bau wurde mit einem Notdach, das den darunter liegenden Fasskeller schützen sollte, abgedeckt. Kurfürst Carl Theodor ließ es schließlich 1760 erneuern.

Der Raum wurde für die Feiern zum Universitätsjubiläum 1886 notdürftig hergerichtet und diente, wie vorher auch schon, für allerhand Versammlungen und Veranstaltungen. 1934 beschloss die nationalsozialistishce Landesregierung, den Saal für kommende Schlossfestspiele wieder repräsentativ auszubauen und ließ unter Leitung des Oberbaurats Ludwig Schmieder den Boden erneuern, die Wände mit hölzernen Paneelen verkleiden und den Treppenabgang zum Kellergeschoss neu gestalten. 2009 wurde er renoviert.

Der Königssaal ist für Bankette, Feiern etc. zu vermieten und kann nach WEunsch eingerichtet und mit Tischen und Stühlen ausgestattet werden

weiter:
Führung zur Baugeschichte
Herrentafelstubenbau
(sog. Bibliotheksbau)
Führung im Schlosshof Schlossterrasse
siehe auch:  

Startseite | Service | Aktuelles | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2017