Kunstwerk des Monats
Oktober 2005
- Sammlungsblatt -

Kinderkleid

Benedikt - Kunstwerk des Monats im Kurpfälzishcen Museum Heidelberg

Kinderkleid, um 1760 - 1780

Die Kleidung der Kinder im 18. Jahrhundert war ein Spiegel der Erwachsenenmode und wie diese eingebunden in ein System aus wirtschaftlich-sozialen und ästhetischen Bedingungen.
Durch feinste und teuerste Stoffe und deren aufwändige Verarbeitung und Verzierung durch Aufputz demonstrierte man auchin der Klidung seine gesellschaftliche Stellung.

Auch die Kinderkleidung folgte diesem Schema, war Prestigeobjekt und sollte den Träger eindeutig zu den anderen Ständen hin abgrenzen. Dementsprechend änderte sich die Mode der Oberschicht weitaus häufiger als jene der unteren Schichten. Die Frage, ob eine solche Kleidung bequem und der Entwicklung der Kinder förderlich sei, stellte sich erst gar nicht.
In der Kindheitsphase, die je nach Zeitepoche und Sozialisation bis zum Alter von 4 bis 7 Jahren andauern konnte, unterschieden sich Mädchen und Jungen äußerlich kaum voneinander (es sei denn durch Attribute wie Waffen/Peitschen/Steckenpferd oder Puppe), da beide Geschlechter Kleider trugen.
Äußerlich unterschied sich die Kinderkleidung dieser Altersphase von derjenigen erwachsener Frauen lediglich durch ein paar Details: Um den Kindern beim Laufenlernen behilflich zu sein, sie andererseits aber auch am Krabbeln zu hindern, was als tierisch galt, befestigte man am rückwärtigen Ärmelansatz sogenannte Gängelbänder. Darüber hinaus trugen Kinder zumeist eine Schürze. Den Kopf bedeckte entweder ein sogenannter Fallhut, eine Wulst, die vor Verletzungen schützen sollte, oder aber ein Kinderhäubchen.
Das Kleid eines etwa 3-jährigen Mädchens aus der Textilsammlung Max Berk soll aus einer Dresdner Apothekerfamilie stammen und von der Mutter einer Hofdame der Kaiserin Charlotte von Mexiko getragen worden sein. Die delikat gemusterte, altroséfarbene Seide, mit farblich differenzierten Rosenbouquets auf dezent kariertem Fond, lässt Rückschlüsse auf die hohe soziale Stellung der Trägerin zu. In Verbindung mit dem Schnitt verweist sie – entgegen der Datierung des ehemaligen Sammlers auf 1780 – auf eine etwas frühere Entstehung um etwa 10 bis 20 Jahre. Das hinten geschnürte Kleid besitzt ein zeittypisches Décolleté, charakteristische Ärmel, die lediglich den Oberarm bedecken und mit Spitze verziert sind, eine Schnebbentaille und einen angekräuselten Rock mit kleiner Schleppe. Innen angenähte Seidenbänder waren zum Raffen des Rockes gedacht.

Kristine Scherer

 

 

Dresden, um 1760 bis 1780
Broschierte Seide, Leinen, Chintz Länge 60 cm, Taille 45 cm,
Inv.-Nr. 1/660-8

Bild: Museum
 
 
siehe auch: Sammlungsblatt
zurück zur Übersicht

weiter:  November 2005


Hauptmenü | Heidelberg | Kurpfälzisches Museum | Register | Impressum | ZUM |
© Text und Abbildung Kurpfälzisches Museum 2005
© Gestaltung Badische Heimat 2005

-