Kunstwerk des Monats
November 2005

Arkebuse aus dem Belagerungsjahr 1622

Benedikt - Kunstwerk des Monats im Kurpfälzishcen Museum Heidelberg

Nach abgeschlossener Restaurierung:
Die Arkebuse aus dem Belagerungsjahr 1622

In der kurfürstlichen Hühnervogtei, die in den Brandschatzungen des Dreißigjährigen Krieges in Schutt und Asche fiel, heute Hauptstraße 214, konnte 1996 eine gemauerte Abfallgrube mit Gewölbeabschluss ausgegraben werden. Diese enthielt neben einer stark verdichteten Fäkalienschicht Hausrat der Zeit um 1600.


Unter dem reichhaltigen Fundmaterial befand sich auch eine eiserne Geldkassette, die im Zuge der Plünderungen aufgebrochen und später, da nun unbrauchbar, in dem aufgegebenen Latrinenschacht „entsorgt“ worden war. Die Musketenkugeln, mit denen die Kassette beschossen wurde stecken heute noch in ihrer Wand. Ebenfalls gefunden wurde ein Vorderladergewehr, das wie alle Fundstücke mit dicken Agglomeratschichten verkrustet war, in denen auch Glasscherben und Ziegelbruch steckten.
Im Röntgenbild zeigt sich der Radschloss-mechanismus des Gewehrs, das heute noch gespannt und mit drei Kugeln geladen ist. Das Gewehr war In mehrere Teile zerbrochen, konnte aber zu einer Länge von noch 57,5 cm zusammengesetzt werden. Insgesamt errechnet sich eine Länge von 114,0 cm; der Lauf allein betrug 76,0 cm. Das Laufkaliber liegt bei 13 bis 16 mm, das Kugelkaliber 1-2 mm darunter. Es handelt sich also nicht um die bei der Infanterie gebräuchliche schwere Muskete, die nur mit Stützgabel bedient werden konnte, sondern um eine kurze, leichte Radschlosspistole, die Arkebuse.

Renate Ludwig, Barbara Cüppers

 

 

Deutschland, 1. Hälfte 17. Jahrhundert
Eisen und Holz
gefunden in Heidelberg, Hauptstraße 214 (1996)
Inv. Nr. HD – Alt 2002/2520 a

Bild: Museum
 
 
siehe auch: Sammlungsblatt
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