Die antike Marmorskulptur war nicht weiß, sondern
bunt. Davon berichten antike Schriftquellen in überwältigender
Fülle. Die unumstößliche Tatsache einer
farbigen antiken Skulptur ist in der italienischen Renaissance
verdrängt und im 19. Jahrhundert wieder aufgegriffen
worden, ehe sie im 20. Jahrhundert zugunsten einer auf
Klarheit ausgerichteten Ästhetik erneut in den Hintergrund
geriet. Bis heute haben sich an antiken Skulpturen zahlreiche
Spuren des ursprünglichen Farbenkleides erhalten.
Sie beweisen, dass die griechischen und römischen
Statuen Gewänder trugen, die mit aufwändigen
Ornamenten und kostbaren Farben verziert waren.
Seit 25 Jahren werden von einem internationalen Forscherteam
unter der Leitung von Vinzenz Brinkmann, dem Leiter der
Antikensammlung des Liebieghauses, Untersuchungen durchgeführt,
die eine Vielzahl von neuen Erkenntnissen erbracht haben. Die aus diesen Forschungsarbeiten hervorgegangene Ausstellung „Bunte
Götter“, die in Europa und den USA mit Stationen
u. a. im J. Paul Getty Museum in Los Angeles und im Arthur
M. Sackler Museum der Harvard Universität in Cambridge
mit großem Erfolg gezeigt wurde, ist nun in einer wesentlich
erweiterten Form im Frankfurter Liebieghaus zu sehen. Sie
verbindet ca. 70 Originale, darunter farbige Terrakotten,
Marmorskulpturen und Mumienporträts, mit über 30
spektakulären Rekonstruktionen, anhand deren die „bunte
Antike“ erneut auflebt. Höhepunkt der Ausstellung
im Liebieghaus ist die eigens für die Frankfurter Präsentation
angefertigte und nun erstmals gezeigte Rekonstruktion des
sogenannten „Perserreiters“ der Athener Akropolis,
dessen Farbigkeit besonders gut erhalten ist. [...
mehr]
|