Revolution 1848/49

 

Aufstand in Wien

Vor dem Europa-Hotel hat sich rechts auf Kisten und Kasten eine Gesellschaft prominenter Flüchtlinge beim Tee versammelt. Unter ihnen erkennt man, auf seinen berühmten Parapluie gestützt und auf einer »100000 Millionenn Cassa« sitzend, den »durchgebrannten« französischen Bürgerkönig Louis Philippe. Von links erscheint mit »Bluthund« und Peitsche der »Kartätschenprinz« Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I. Auf dem »Weg des Schicksals« begegnet er der aus München geflohenen Lola Montez, die auf König Ludwig I. von Bayern wartet. In einem Karren, in dem er sich unter Wäschestücken versteckt hat, passiert der gestürzte österreichische Staatskanzler Fürst Metternich (»Mitternacht«), aus Wien kommend, den Schauplatz. In der Eile seiner Flucht ist ihm sein »europäisch diplomatisches Prinzip« abhanden gekommen und liegt als wertloser Fetzen Papier, von einem Pudel besudelt, im Straßenstaub. Als Kommentar der beiden von den Münchner »Fliegenden Blättern« auf Deutschlandreise geschickten Beobachter Baron Beisele und Dr. Eisele, die sich rechts oben aus einem Hotelfenster hinauslehnen, erscheinen vier Zeilen Text in lateinischer Schreibschrift: »Lieber Doctor, was thun denn die vielen Leute hier? Lieber Herr Baron, das giebt einen europäisch diplomatischen Thee, als Fortsetzung der Wiener und Carlsbader geheimen Beschlüsse! -«

Das Blatt thematisiert den Sturz verhaßter Symbolgestalten der alten Ordnung durch die Märzrevolution, namentlich die Demission des österreichischen Staatskanzlers Fürst Metternich vom 13. März 1848, seine Flucht aus Wien und das Ende des nach ihm benannten politischen Systems.

Text aus: Katalog "Mit Zorn und Eifer" Nr. 21

 

Karikatur auf die Situation Europas im März 1848: "Bon Jour Fürst Mitternacht seid ihr a hie ?"

   

im Detail:

weiter:

Berlin

siehe auch:

Lola Montez

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