1. August 1914, Krieg!
Die Zügigkeit der Mobilmachung einer Armee erhöht
ihre Siegeschancen. Dieses Problem ist besonders entscheidend
für das deutsche Heer, das auf zwei Fronten kämpfen
muss, gegen die Franzosen im Westen und gegen die Russen
im Osten, und daher zahlenmäßig unterlegen ist.
Die am 1. August ausgerufene Mobilmachung der deutschen
Armee soll am 2. August beginnen. Der Kriegserklärung
vorausgehend, bildet der Mobilmachungsbefehl für die
Bevölkerung die offizielle Bekanntmachung des Kriegszustands.
- AVCUS, 502 Fi 40, 1. August 1914 Mobilmachungsbefehl
der deutschen Armee.
2.
Den Krieg finanzieren
Gleich bei Kriegsbeginn haben alle Kriegsmächte Sonderkredite
gebilligt, um den Krieg zu finanzieren, aber die Fortsetzung
der Kämpfe verlangt ständig neues Kapital, um
den Krieg weiter führen zu können. Um solche
Summen aufzubringen, müssen die Staaten das nötige
Geld bei ihrer Bevölkerung ausleihen. Behörden
und private Unternehmen vermehren so die Aufrufe an die
Bevölkerung, damit sie ihre Ersparnisse in Kriegsanleihen
investiert. Dafür werden diese so wohl als patriotische
Tat wie auch als Investition für die Zukunft präsentiert.
Die große Zahl von Kriegsanleiheplakaten zeigt ihre
Wichtigkeit für die Kriegswirtschaft.
- AVCUS, 502 Fi 268 "Wir schlagen sie - und zeichnen
Kriegsanleihe!"
- AVCUS, 503 Fi 30, 1915 Für Frankreich gebt euer
Gold, Kriegsanleiheplakat von Abel Faivre, 1915, Druckerei
Devanbez, Paris.
- AVCUS, 502 Fi 278 Spende für die deutschen Soldatenheime
an der Front, Druckerei Hermann Bergmann, Berlin.
- AVCUS, 502 Fi 291 Louis
Oppenheim, Die beste Sparkasse: Kriegsanleihe,
- AVCUS, 502
Fi 263 Zeichet Kriegsanleihe -
Die Zeit ist hart, aber der Sieg ist sicher
3.
Propaganda und Patriotismus
Um den Krieg bis zum Sieg führen zu können,
müssen die Kriegsmächte sich auch versichern,
dass die Volksstimmung ihnen geneigt bleibt. Die Regierungen
müssen ihre Bevölkerung überzeugen, dass
der Krieg ihnen durch die feindliche, krieghetzerische
Seite aufgezwungen wurde, und dass die eigene Seite die
der Gerechtigkeit und des Friedens ist. Man muss ebenso
bei der Bevölkerung die Gewissheit des Sieges wachhalten.
Die Plakate werden in diesem Sinne genützt, um die
Schwächung des Feindes zu beweisen und so den baldigen
Sieg bestätigen.
- AVCUS, 502 Fi 271 Vaterland, Familie, Zukunft. Caspar Augustin Geiger.
- AVCUS, 503 Fi 270 Vergleichstafel der Lebensmittelpreise
und der Menschen- und Materialverluste von Deutschland
und seinen Feinden nach drei Jahren Krieg.
-
AVCUS, 502 Fi 376 Aufruf zur Verschwiegenheit
- AVCUS, 502 Fi 289 Was von der
Entente übrig bliebe - wenn
sie Ernst machte mit dem Selbstbestimmungsreht ihrer eigenen
Völker
und die Zügl losließe. Deutsch, um 1917
- AVCUS, 502 Fi 297 Das ist
der Weg zum Frieden - Zeichnet
Kriegsanleihe
- AVCUS, 503
Fi 5 Emile Friant, Nous en avons encore (Wir haben noch davon!) -
August 1916
4. Die Heimatfront
Neben der Finanzierung des Konflikts muss die Bevölkerung
in der Heimat die gesamte Versorgung der Armee leisten.
Zahlreiche
Plakate stellen die ländliche und die
Arbeiterwelt dar, um deren Wichtigkeit in der Kriegswirtschaft
zu zeigen. In den Mittelmächten unter Blockade der
Entente hat die Heimatfront eine besondere Bedeutung. Mehrere
Plakate verraten die Verschlechterung der Rohstoffversorgung
des Kaiserreichs.
- AVCUS, 502 Fi 300 Ludendorff-Spende
für
Kriegsbeschädigte
- AVCUS, 503 Fi 21 Ach! Hätte man den Alkohol verboten,
Plakat des Verbands der Französinnen gegen Alkohol
von B. Chavannaz , Druckerei Crete, Paris
5. Elsass-Lothringen
Die Annexion des Elsass und eines
Teils von Lothringen durch das deutsche Kaiserreich nach
dem Krieg von 1870-1871
ist der Ursprung eines starken Revanchegefühls in
Frankreich. Die Rückeroberung von Elsass-Lothringen
ist ein regelmäßiges Thema in der damaligen
französischen Politik. Im Krieg, bildet Elsass-Lothringen
ein zentrales Thema der französischen Propaganda und
wird zu ihrem Hauptkriegsziel. Zahlreiche Plakate zeigen
Elsässerinnen und Lothringerinnen, die auf die Rückkehr
von Frankreich warten. Gegen diese Propaganda besteht das
Kaiserreich auf die historische Zugehörigkeit von
Elsass-Lothringen zu Deutschland.
- AVCUS, 503 Fi 24 Henri Royer,
Die Morgenröte
- AVCUS, 503 Fi 9 Das Warten, Henri Royer, Druckerei Minot,
Paris.
6. Straßburg 1918
Nach den Fehlschlägen der deutschen Offensiven von
1918 fügt sich die deutsche Gesellschaft, ermüdet
vom Krieg, in die Niederlage. Wilhelm II. muss am 9. November
abdanken. In Straßburg organisieren sich Soldaten
und Arbeiter in Räten, und die deutsche Republik wird
am 10. November auf dem Kleberplatz verkündet. Der
Sozialdemokrat Jacques Peirotes wird als Bürgermeister
gewählt. Eine begeisterte Bevölkerung empfängt
die französischen Truppen am 22. November.
Endlich,
am 9. Dezember, begibt sich der französische
Staatspräsident Raymond Poincaré, begleitet
vom Ministerpräsidenten Georges Clemenceau, nach Straßburg.
- AVCUS, 503 Fi 56 Bekanntmachung für die Straßburger
jungen Mädchen um den Empfang der französischen
Truppen am 22. November 1918 vorzubereiten.
- AVCUS, 502 Fi 408, 20. November 1918 Bekanntmachung
des Verlaufs des Einzugs der französischen Truppen
in Straßburg, Druckerei der Straßburger Neuesten
Nahrichten.
7. Die Nachkriegszeit
Der am 28. Juni 1919 unterzeichnete Versailler Vertrag
bestätigt die Rückkehr von Elsass-Lothringen
an Frankreich. Aber in den Nachkriegsplakaten bleibt Elsass-Lothringen
ein Thema. Denn die französischen Behörden wissen,
dass sie nach 47 Jahre Annexion Zeit benötigen werden
um eine Bevölkerung wieder zu assimilieren, die von
Frankreich nur eine ferne Vorstellung hat.
Auf ihrer Seite, demonstrieren die örtlichen Behörden
ihren Patriotismus, indem sie Spenden und andere Wohltätigkeiten
zu Gunsten von kriegsbeschädigten französischen
Gemeinden organisieren.
- AVCUS, 503 Fi 2 Die Elsässer und die Lothringer
verpflichten sich in die französische Armee, René George
Gautier, Druckerei Berger- Levrault, Straßburg.
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