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Netzwerk „Wiege der europäischen Gartenbaukultur"

Die ganze Region, eine große Gartenlandschaft: Das Netzwerk „Bodensee - Wiege der europäischen Gartenbaukultur" rückt in Zukunft grenzüberschreitend und quer durch die Menschheitsgeschichte die bisher kaum beachtete Garten- und Parklandschaft am Bodensee in den Fokus.

Zwischen blühenden Obstbäumen und geschützten Riedflächen sind die Inseln Mainau und Reichenau dabei nur zwei der prominenteren Beispiele für Gartenkultur am Bodensee. Das von der EU und der Schweizer Eidgenossenschaft geförderte Projekt wirft sein Licht auch auf weniger bekannte Gärten und Parks wie die archäobotanischen Schaugärten in Hemmenhofen und Frauenfeld, die prächtigen Parkanlagen und Gärten in Meersburg, Salem und Arenenberg oder die Gärten der Kartäuser in Ittingen. Verträumte Privatgärten, deren Pforten sich für Besucher öffnen, Obstbaumwiesen rund um den See und Museen sind dabei die Bindeglieder zwischen den öffentlichen Gärten und Parks.

Terrasse mit Seeblick am Napoleonmuseum Arenenberg. Bild © Napoleonmuseum
Terrasse mit Seeblick am Napoleonmuseum Arenenberg. Bild © Napoleonmuseum

Gartenbau von der Steinzeit über die Antike bis zur Gegenwart
„ Rings um den Bodensee präsentiert sich die gesamte Gartenbaugeschichte Europas. Von der Steinzeit über die Antike und das Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert und weiter in die Gegenwart kann der Besucher sie hautnah erleben. Dabei braucht er kaum Distanzen zu überwinden. Wenn er möchte, reist er einfach per Schiff, Bus oder Bahn von Garten zu Garten. Das macht unsere Region und das Gartenangebot am Bodensee so einzigartig," erklärt Dominik Gügel, Direktor von Schloss & Park Arenenberg am Schweizer Bodensee und Gründungsmitglied des Netzwerks. „ Dank des Reichenauer Lehrgedichts „Hortulus", des Bindglieds zwischen antiker und mittelalterlicher Gartentraditon, können wir uns außerdem mit Recht als Wiege der Gartenbaukultur Europas bezeichnen", so Gügel weiter.

Das neue Gartennetzwerk: Mitglieder und Ziel
Seit Jahrtausenden arbeiten fleißige Gärtner und Landschaftsarchitekten am See. Zeugnis hierfür legen unzählige Parks und Gärten rund um den See ab. Am westlichen Bodensee finden sich besonders viele davon. Dort haben auch die Gründungsmitglieder des im Rahmen von Interreg IV geförderten Gartennetzwerkes ihren Sitz: die Inseln Mainau und Reichenau, der Schlosspark und der Apfelgarten auf dem Arenenberg, die Parks von Salem und Meersburg, der Kartäusergarten in Ittingen sowie viele weitere kleine Gärten am Untersee. Ziel des entstehenden Netzwerks ist es, die grenzüberschreitenden Landschaftsattraktionen am See gemeinsam erlebbar zu machen, mit ihren historisch bedingten Unterschieden, den faszinierenden Zusammenhängen und räumlichen bedingten Besonderheiten.

Kartause Ittlingen. Bild © Kartause Ittlingen
Kartause Ittlingen. Bild © Kartause Ittlingen

Ein Gedicht wie ein Garten
Alles begann mit dem botanischen Lehrgedicht „Hortulus". Der junge Abt des Klosters Reichenau Walahfried Strabo schrieb das Werk in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts auf seiner Bodensee-Insel. Die 23 Verse über genau so viele Pflanzen machen die Reichenau zum Geburtsort der europäischen Gartenkultur. Das wirkt bis heute: die Gemüseinsel mit ihren Gewächshäusern und Rebhängen, den drei Kirchen und ihrem Weltkulturerbestatus ist Traumziel für Menschen mit dem berühmten grünen Daumen. Sie kommen per Rad, zu Fuß, mit Auto oder Bus über den aufgeschütteten Damm oder legen von Radolfzell, Mannenbach, Schaffhausen oder Konstanz kommend direkt an der Schiffsanlegestelle an. Davor waren sie vielleicht schon auf der Insel Mainau, wo die Familie Bernadotte auf 54 Hektar ein wahres Blumenparadies geschaffen und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Danach geht es weiter zum Schloss Arenenberg, für dessen überraschende Parkanlage Napoleon III. zusammen mit dem Fürsten Pückler Mitte des 19. Jahrhunderts selbst Hand angelegt hat. Auch das Kartäuserkloster in Ittingen ist schnell erreicht. Tags darauf überqueren die Garten-Touristen den Überlinger See mit einem Schiff der „Weißen Flotte", um sich am nördlichen Ufer des Bodensees die barocken Schlossparks von Salem und Meersburg anzuschauen.

Hirse für hungrige Pfahlbauer
Begann wirklich alles mit „Hortulus"? Nicht nur die Mönche des Mittelalters erlangten Weltkulturerbestatus. Auch den Pfahlbauern der Steinzeit, die viele Siedlungsspuren am Bodensee hinterlassen haben, gelang das im Jahr 2011. Mit deren Gartenbaukultur beschäftigen sich Archäobotaniker. Dieser besonderen Spezies der Archäologie kommt man z.B. in den Museumsgärten von Hemmenhofen und Frauenfeld näher. Dabei erblickt der Besucher nicht weniger als die Kulturpflanzengeschichte Mitteleuropas. Kolben-Hirse zum Beispiel, die wir nur noch als Sittich-Futter kennen, Buchweizen, Linse und Ackerbohne, das erste Saatgut der Menschheit, wird dort heute noch gezüchtet und gepflanzt. Am Bodensee wird so auf engstem Raum die Gartenbaugeschichte Europas erlebbar: Von der Steinzeit über die Antike bis Mittelalter und Neuzeit. 7.500 Jahre Gartenbau machen einen Kurztrip an den Bodensee zum unvergesslichen Erlebnis.

Grüne Angebote in Planung
2013 nahm das Gartennetzwerk mit einer Geschäftsstelle auf der Insel Mainau seine operative Arbeit auf, um die beteiligten Parks und Gärten miteinander zu vernetzen, eigene Angebote zu kreieren und Qualitätskriterien zu definieren. Die Geschäftsstelle ist inzwischen nach Schloss Arenenberg auf dem Schweizer Seeufer umgesiedelt.
Für die Gäste gibt es Tourenvorschläge für eine Gartenzeitreise - sei es, dass man mit dem Schiff, dem Rad oder mit Bus und Bahn unterwegs ist. Kombitickets schaffen Anreize, die „grüne Kette" Garten für Garten zu erkunden, sogar besondere ÖPNV-Angebote zur besseren Verbindung der Attraktionen sind im Gespräch. Eine Online-Anwendung stellt darüber hinaus Angebote am See entsprechend individueller Interessen zusammen und informiert darüber, welche zu den Entstehungszeiten der Gärten passenden und ergänzenden Angebote es gibt. Nach und nach soll das Gartennetzwerk um Parks und Gärten aus der Region erweitert werden. Dabei werden an den Bedürfnissen der Gäste orientierte Qualitätskriterien den Zugang zum Netzwerk regeln.

Adolf Dietrich Garten in Berlingen. Bild © Tourismus Untersee
Adolf Dietrich Garten in Berlingen. Bild © Tourismus Untersee

Das Gartennetzwerk Bodensee in Kürze
Unter dem Titel „Der Bodensee - Die Wiege der europäischen Gartenbaukultur" fördert das Interreg IV-Programm der Europäischen Union und der Schweizer Eidgenossenschaft das neu gegründete Gartennetzwerk Bodensee. Ziel ist die grenzüberschreitende gemeinsame Entwicklung von Angeboten, die die Positionierung des internationalen Bodensees als Region der Gärten und Parks unterstützt. Partner im Projekt sind die Internationale Bodensee Tourismus GmbH, Thurgau Tourismus, Tourismus Untersee e.V. und die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Finanziert wird das Gartennetzwerk mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg, des Kantons Thurgau und aus Fördermitteln des Interreg IV-Programms, einem Regionalprogramm der Europäischen Union (EU) und der Schweizer Eidgenossenschaft zur Unterstützung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.


Bodenseegärten, Internationale Bodensee Tourismus GmbH, Hafenstrasse 6, DE-78462 Konstanz
Tel. +49 (0) 7531 90 94 30, office@bodensee.eu 

Verein Bodenseegärten, Schloss Arenenberg, CH-8268 Salenstein.
Tel. +41 (0)79 430 45 17, Tel. +41 (0)58 345 74 27
info@bodenseegaerten.eu, www.bodenseegaerten.eu

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