Projekt kulturer.be
4.7.24
(adsv) Im Rahmen eines bundesweiten Forschungsprojekts widmet sich die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen (AGDS) in den kommenden Jahren der Aufarbeitung ihrer Geschichte im 20. Jahrhundert. Im Mittelpunkt der gemeinsamen Aktivitäten stehen Tagungen und eine Wissensplattform.
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Bernd Schreiber, zum aktuellen Anlass: „Die deutsche Schlösserlandschaft ist weltweit einzigartig. Sie ist Geschichtsträger, Tourismusmotor aber auch Sehnsuchtsort zugleich. Ihre prägende Geschichte endete gleichwohl nicht mit dem Fall der Monarchien im Jahr 1918, sondern entwickelte sich in höchst unterschiedlicher Weise fort. Die AGDS setzt nun ein umfassendes Forschungsprojekt auf, um die Geschichte des monarchischen Erbes im 20. Jahrhundert zu erkunden und zu publizieren. Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft sowie als Präsident der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen bin ich stolz, gemeinsam mit den Kooperationspartnern nunmehr den Projektstart anstoßen zu können.“
Auftakt-Tagung „Schlösser in der Zeit des Nationalsozialismus“
Am 13. und 14. September 2024 veranstaltet die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten in Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und dem Deutschen Nationalkomitee von ICOMOS eine internationale Tagung. Auf Schloss Schwarzburg, dem Veranstaltungsort, sind die brachialen Spuren eines abgebrochenen Umbaus zum Reichsgästehaus unter den Nationalsozialisten noch zum Greifen nah. Die zahlreichen Vorträge der Tagung zeigen den ideologischen und praktischen Zugriff auf die Schlösser und Burgen in der Zeit des Nationalsozialismus auf. Das Ziel ist eine Bestandsaufnahme mit internationaler Perspektive.
Hintergrund des Forschungsprojekts
Mit dieser Tagung beginnt ein sechsjähriges Forschungsprojekt der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen. Bis zum Ende der Monarchie 1918 dienten viele der Schlösser und Gärten, die heute in der Verantwortung der Mitglieder der AGDS liegen, zu Repräsentations- und Wohnzwecken der deutschen Führungselite. Mit der Übernahme in das Eigentum der Republik veränderte sich ihre Bestimmung grundlegend. Eine große Anzahl wurde musealisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Restaurierungen, Neueinrichtungen und sogar Rekonstruktionen veränderten das Erscheinungsbild, die Nutzung der Schlösser und Parks folgte unterschiedlichsten Idealen und Konzeptionen.
Schlösser wurden zu touristischen Zentren, zur Hintergrundfolie politischer Handlungen unterschiedlicher Ideologien, sie wurden umgebaut, umgenutzt, abgerissen, neu errichtet, und tragen bis heute deutliche Spuren dieser Entwicklungen. Die staatlichen Schlösserverwaltungen spiegeln daher sehr direkt die wechselvolle deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert von der Monarchie über die Weimarer Republik und die NS-Diktatur bis hin zum geteilten, politisch gespaltenen Deutschland und schließlich der Wiedervereinigung. Lange Zeit stand das Wissen um den jüngeren Umgang mit dem kulturellen Erbe im Schatten der monarchischen Epochen. Das gemeinsame Forschungsprojekt lenkt jetzt den Blick auf die vielfältige und faszinierende Geschichte der deutschen Schlösser und Gärten im 20. Jahrhundert.
Ziel und Inhalt des Projekts
Ziel des Projekts ist es, umfangreiche Materialien zur Geschichte der staatlichen Schlösserverwaltungen nach 1918 zu sammeln, der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen sowie das Wissen aktiv zu mehren. Die beiden Instrumente zum Erreichen des Zieles sind die Einrichtung einer Wissensplattform (Cloud) im Internet und die Durchführung einer Tagungsreihe. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft werden hierfür durch eine von ihnen gemeinsam finanzierte Redaktionsstelle unterstützt.
Das auf sechs Jahre angelegte Projekt will
In der Tagungsreihe, deren Auftakt die Veranstaltung auf der Schwarzburg im September macht, werden in Kooperation mit externen Partnern (Universitäten, Institute, Verbände) einzelne Themen und Perioden genauer erkundet. Die Wissensplattform, die derzeit noch im Aufbau begriffen ist und 2025 online gehen wird, enthält neben Digitalisaten bereits erschienener Texte zum Thema auch die Beiträge der im Rahmen des Projekts veranstalteten Fachtagungen. Darüber hinaus bietet sie Interessierten kostenlos Informationen und statistisches Material zur Entwicklung der Verwaltungen, Beispiele einzelner Schloss-„Biographien“, Literaturverzeichnisse, Bildmaterialien sowie Informationen zu aktuellen Veranstaltungen zum Thema.
Weiterführende Informationen zur Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen finden Sie unter: https://ag-ds.de
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Pexels, Ksenia Chernaya |
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