Zu Beginn des 19. Jahrhunderts
lebten etwa zwei Drittel aller Württemberger hauptberuflich
von der Landwirtschaft. Bereits 1856 wurde doppelt so viel
Geld in der Landwirtschaft verdient wie noch 1820. Dies
waren die Auswirkungen einer enormen Modernisierung und
Intensivierung der Anbau- und Zuchtmethoden.Begonnen hat
das erste Jahrzehnt des Königreichs mit einer Versorgungskrise:
Die Bevölkerung hungerte. Ein beredtes Zeugnis davon ist
das in der Ausstellung gezeigte Hungerbrötchen von 1816/17.
Ein "Kreuzerweck" war eigentlich ein sättigendes Stück gutes
Gebäck; im Jahr 1817 waren diese Wecken wegen der Missernten
jedoch so klein, dass ein Bäcker einen davon aufhob, damit
die Nachwelt über diese schlimme Zeit einen gegenständlichen
Zeugen habe.
König Wilhelm I. nahm sich der Förderung der
Landwirtschaft in besonderem Maße und mit derart gutem Erfolg
an, dass man ihn später den "König unter den Landwirten"
oder "den Landwirt unter den Königen" nannte.
Nach dem
Vorbild des Münchner "Landwirthschaftlichen Centralfests"
wurde 1818 erstmals das Landwirthschaftliche Hauptfest"
in Cannstatt gefeiert. Es fand in der Regel am 28. September
statt, am Tag nach dem Geburtstag des Königs Wilhelm I.
Eines der größten Gemälde in der Ausstellung zeigt eine
Szene auf dem Cannstatter Volksfest mit der Vorführung preisgekrönter
Pferde vor König Karl.
Als Zentrum und Impulsgeber landwirtschaftlicher
Neuerungen entstand das Landwirtschaftliche Institut in
Hohenheim. Dort angesiedelt waren außerdem eine Ackergerätefabrik,
eine Obstbaumzuchtanlage, eine Acker- und Gartenbauschule
für angehende Landwirte und Gärtner sowie eine Rübenzuckerfabrik.
Auf höchstem Niveau stand Mitte des 19. Jahrhunderts auch
die königliche Pferdezucht. Auf mehreren Landgestüten, vor
allem aber auf dem Gestüt Scharnhausen, ließ Wilhelm I.
Araberpferde, Halbblüter und Trakehner erfolgreich züchten.