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Stefan Mörz: Elisabeth Augusta - die letzte Kurfürstin (Rezension) |
2/99 |
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Der Trost der Pfalzgrafschaft" |
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Schon zwei Jahre vor dem Carl-Theodor-Jahr 1999 legte mit
Stefan Mörz einer der besten Kenner der kurpfälzischen Spätzeit
eine Biografie der Gemahlin des letzten Kurfürsten, Elisabeth Auguste,
vor. Nach den eigenen Worten des Autors hat es sich als möglich
erwiesen, ein recht farbiges Bild der Welt der Elisabeth Auguste zu entwerfen",
jener Frau, deren Leben fast das ganze 18. Jahrhundert umspannte und wie
kaum ein anderes - nicht einmal das ihres Ehemannes - in die Geschicke der
Kurpfalz verwoben war.
Geboren 1721 als Enkelin sowohl des Kurfürsten Karl Philipp aus der Neuburger Linie - des Karl Philipps, der 1720 die Residenz nach Mannheim verlegte - als auch des Pfalzgrafen Theodor von Sulzbach, war sie die erste Anwärterin im Erbe auf die Neuburgischen Allodialgüter, heiratete sie 1742 den Mann, der nach dem Aussterben des Neuburger Mannesstamms das Erbe im Kurfürstentum antreten sollte: Karl Theodor. Es war eine politische Ehe, die ihr Großvater Karl Philipp stiftete, und diese Ehe sollte die beiden Erbansprüche in einem neubegründeten pfälzisch-wittelsbachischen Haus sichern. Ihre beiden Schwestern heirateten gleichfalls Wittelsbacher Erben - der übliche Weg, um Erbstreitigkeiten zu verhindern, doch nur die Ehe Maria Franziskas mit Friedrich Michael von Zweibrücken-Birkenfeld sollte das Haus Wittelsbach ins 19. Jahrhundert führen. Elisabeth Auguste wird als lebenslustige und sinnenfrohe Fürstin geschildert, die auch erotischen Abenteuern nicht abgeneigt war, die es aber zugleich verstand, ihren Einfluss auf ihren Ehemann und auf die Politik der Kurpfalz mit zäher Energie durchzusetzen. Besonders in den schweren ersten Jahren des Siebenjährigen Krieges war sie Dreh- und Angelpunkt des Hoflebens und konnte, was die Herzogtümer Jülich und Berg betraf, ihre ureigensten Interessen durchsetzen, während ihr kurfürstlicher Gemahl aus Schwäche, Kränklichkeit, melancholischer Verzagtheit oder simplem Ruhebedürfnis heraus bis zum Ende der 1750er Jahre von einer unfassbaren Nachgiebigkeit gegenüber den Launen und Eskapaden seiner Gemahlin" blieb. Umfassend den Staat regiert", so der Autor in einem abschließenden Urteil über diese ersten Jahre, habe Elisabeth Auguste nie, lediglich konsequent ihre eigenen Interessen verfolgt. |
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1760 begann Karl Theodor, sich aus eigener Kraft von
der Dominanz seiner Gemahlin zu befreien". Mörz schreibt dabei auch
der Tatsache, dass die Ehe zwischen beiden eine politische Verbindung war,
hohes Gewicht zu, was dadurch verstärkt wurde, dass beide auch in der
Zeit ihrer Ehe kein tragfähiges Fundament an gemeinsamen Charaktereigenschaften
oder gar Neigungen fanden.
Dann aber schien die Kinderlosigkeit der Ehe zu Ende, die Kurfürstin wurde schwanger, die Zeit ständigen Kummers und versteckter Demütigungen" schien der Vergangenheit anzugehören. Dass der Kurprinz jedoch bei seiner Geburt starb, zerschlug alle Hoffnungen - auf eine dynastische Erbfolge gleichermaßen wie auf die Restitution der Machtstellung der Kurfürstin bei Hofe. Die folgenden Jahre widmete sich die Kurfürstin der Erziehung der Kinder ihrer Schwester Maria Franziska und ihres Schwagers Friedrich Michael von Zweibrücken - nicht ohne Konflikt mit dessen Bruder, Herzog Christian. Mörz stellt sehr treffend die Unterschiedlichkeit der Positionen am kurfürstlichen Hof dar: Hier der fremde" Sulzbacher Kurfürst, überwiegend ernsthaft-melancholisch", gebildet, belesen, wissenschaftlich interessiert, den Ideen einer gemäßigten Aufklärung offen gegenüberstehend, dort die Kurfürstin, am kurpfälzischen Hof aufgewachsen, leichtlebig und ausgelassen, aber mit recht beschränkten Kenntnissen". Beide indessen mit sehr vitalen außerehelichen Interessen - Elisabeth Auguste früher, Karl Theodor später. |
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Der Tod Friedrich Michaels von Zweibrücken 1767 bot dem
Kurfürsten die Gelegenheit, mit dem Ankauf des Oggersheimer Schlosses
der neuen ehelichen Situation einen angemessenen Rahmen zu geben".
Elisabeth Auguste verbrachte ab 1768 nur noch die Winter in Mannheim, dazu
im Mai noch eine Woche in Schwetzingen, was Karl Theodor als offenes Eingeständnis"
der zerbrochenen Ehe wertete. Der Kurfürst indessen wandte sich verstärkt
seinen Mätressen zu, zunächst 1764 Françoise Després-Verneuil,
1766 Josefa Seiffert, der nachmaligen Gräfin Heydeck. Die Geburt eines
Sohnes aus dieser Beziehung verstärkte die fortgesetzten Demütigungen,
denen sich die Kurfürstin am Hof ausgesetzt sah.
Karl Theodor hielt indessen die Hofetikette aufrecht, besuchte die Kurfürstin regelmäßig an ihrem Krankenlager, empfing sie - allerdings wie eine Fremde" - in Mannheim, verteidigte auch ihre Ehre. In einem ausführlichen Kapitel beschreibt Mörz im folgenden die Hofetikette und das höfische Leben selbst, ehe er sich den beiden letzten Jahrzehnten zuwendet, die die Kurfürstin in Oggersheim zubrachte, während Karl Theodor von München aus die vereinigten pfalz-bayerischen Lande regierte. Ausschlaggebend für den Entschluss, nicht in München zu bleiben, sondern in die Pfalz zurückzukehren, war nicht nur das fortgesetzte Zerwürfnis mit Karl Theodor, sondern auch die Tatsache, dass sie sich an dem vergleichsweise spartanisch lebenden Münchner Hof nie recht wohl fühlte. Im März 1781 schließlich kehrte Elisabeth Auguste nach Oggersheim zurück, um es nie wieder für längere Zeit zu verlassen. Diese Zeit als neue alte Landesmutter der Kurpfalz brachte ihr zwar neue Popularität, aber für Mannheim und die Kurpfalz einen nur geringen Ersatz für den kurfürstlichen Hof. Auch das Oggersheimer Schloß selbst und das Leben des kleines Hofstaats dort finden ausführliche Beachtung. Mit dem Ausbruch der Revolutionskriege blieb die Pfalz zunächst neutral, musste allerdings um die Jahreswende 1793/94 den Verlust aller linksrheinischen Gebiete hinnehmen. Die Kurfürstin zog sich vom bedrohten Mannheim nach Weinheim zurück, Oggersheim wurde im Januar 1794 geplündert, das Schloss niedergebrannt. In Weinheim verstarb Elisabeth Augusta am 17. August 1794. Mörz stellt hier ein sehr farbenreiches und fein nuanciertes Bild der letzten Kurfürstin vor, das das Hofleben in Mannheim plastischer erscheinen lässt als manche fürstliche Biografie - eben weil Elisabeth Auguste über lange Zeit vom politischen Leben am Hof ausgeschlossen blieb. Reiche Anmerkungen machen es möglich, die Argumentation des Autors nachzuvollziehen, Quellen- und Literaturverzeichnis sind in gewohnter Fülle vorhanden. |
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