Schenkenzeller Straße 18
Das Nachbarhaus, Schenkenzeller Str. 18, führt
uns schon einen Schritt in der Entwicklung weiter. Die Fachwerkkonstruktion
ist die gleiche. Jedoch ist im ersten Obergechoss der Eckpfosten
schon in die Schwelle eingezapft, die beiden Schwellen sind
schräg ineinander verzapft. Im Obergeschoss ist auf die
Anordnung eines Stichgebälks am Giebel verzichtet. Statt
der Balkenköpfe sehen wir jetzt einen profilierten durchlaufenden
Balken. Das ist der Beginn einer Entwicklung, die aus dem lebendigen
Fachwerkgefüge allmählich eine Fachwerkfassade macht,
an der das Wesentliche nicht mehr die Bauformen, sondern die
Schmuckformen sind.
So treten hier auch ganz folgerichtig die geschweiften und mit
Nasen verzierten Kreuzhölzer und Streben auf, und im Giebel
betonen die Profile die Sparren und Spannriegel als notwendige
Bauteile; dagegen zeugt die Betonung eines ganz nebensächlichen
Mittelpfostens schon davon, dass versucht wird, das Fachwerk
zu einem reinen Flächenschmuck, also zur Fassade umzugestalten.
Vorläufig beibehalten wird noch die alte spätgotische
unregelmäßige Fensteranordnung, hier wird die Stube
außer [durch die] breiten Fensterreihen noch besonders
dadurch betont, dass ihre leicht gewölbte Decke, eine sogenannte
Bohlen-Balkendecke, schon von außen sichtbar ist.
Im Osten ist vor die Längswand des Hauses eine Laube, die
früher wohl handwerklichen Zwecken diente, vorgelegt.
Das Haus trägt die Jahreszahl 1766, es
wurde aber vermutlich bereits 1691 errichtet und war im Besitz
einer Strumpfweberfamilie (Anm. d. Red.)