Cluniszensische
Bauschule
Charakteristisch
für alle Bauten der cluniazensischen Reform sind eine
archaisierende Haltung, die klare Überschaubarkeit der
Grundrisse, Flächenhaftigkeit außen und innen, der Verzicht
auf Westchor und Krypten, auf den Gewölbebau und die Beschränkung
des plastischen Schmuckes. Vorbild dafür war die im Jahr
981 geweihte zweite Säulenbasilika in Cluny (Cluny II).
Durch
Änderung der Liturgie hatte die Heiligenverehrung stark
zugenommen; durch die Verpflichtung der Priestermönche
zum täglichen Messdienst musste der Teil der Kirche,
der der Priesterschaft vorbehalten war, ausgedehnt werden.
Der Grundgedanke von Cluny
scheint in den Reformkirchen überall durch. In der Gestaltung
der Mönchskirche fand die hierarchische Ordnung des Konvents
sichtbaren Ausdruck.
Sie
zerfiel in drei in ihrer gottesdienstlichen Bedeutung
abgestufte Teile:
1) Das Altarhaus, von den Cluniazensern Presbyterium genannt,
war ausschließlich dem Dienst am Altar vorbehalten. In
ihm standen außer dem Hochaltar in den drei Nischen des
massiven Unterbaues der Hauptapside Altäre, darüber ein
weiterer, eine Sonderform in Alpirsbach. Die Häufung der
Altäre in der Hauptapside erklärt sich aus der Ordnung
der Cluniazenser, in der festgelegt ist, dass bestimmte
Messen, z.B. Totenmessen, nicht am Hochaltar gefeiert
werden durften.
2) In der Vierung des Querhaus, dem Chorus maior, war
der Platz der Priester, die am Chorgesang teilnahmen.
Durch den Verzicht auf eine Krypta konnte zugunsten der
liturgischen Einheit von Vorchor und Vierung ein gleiches
Höhenniveau der Teile erreicht werden.
3) Es folgte der
Chorus
minor, bereits im Ostjoch des Schiffes und
dort durch eine Pfeilerstellung (im Gegensatz zu den übrigen
Säulen) gekennzeichnet und durch eine Schranke von der
Laienkirche getrennt, in dem diejenigen Mönche saßen,
die wegen Alters, Gebrechlichkeit oder Krankheit am Gottesdienst
nicht mitwirken konnten. Die Querhaus-Flügel wurden den
Laienbrüdern zugeteilt.
Bild:
Alpirsbach, Klosterkirche
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