„Hitler täuscht das Volk durch Berufung auf
ehrwürdige Tradition“, so der Titel dieses Schulwandbildes.
Diese Deutung des Motivs ist in der Bundesrepublik nach
1945 weit verbreitet.
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Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
Bonn (Fotos: Axel Thünker/Patrick Schwarz)
Die nationalsozialistische Bildpropaganda präsentierte
Hitler als „Volkskanzler“ und „nationalen
Retter“, der das alte mit dem neuen Deutschland versöhnte.
Dazu trug auch das Foto „Der Händedruck von
Potsdam“ bei: Der Handschlag zwischen dem „Volkskanzler“ Adolf
Hitler in bürgerlicher Kleidung und dem Reichspräsidenten
Paul von Hindenburg in der Uniform der kaiserlichen Armee
am 21. März 1933 sollte die Anerkennung der nationalsozialistischen,
revolutionären Massenbewegung durch die alten Eliten
demonstrieren und die Geschlossenheit des nationalen Deutschland
versinnbildlichen.
Der Tag von Potsdam wurde zu einem „Tag der nationalen
Erhebung und Wiedergeburt“, zum symbolpolitischen
Gründungstag des „Dritten Reiches“. Der
Aufstieg des Bildes, das den Beginn dieser Entwicklung
zeigt und längst zur Ikone geworden ist, vollzieht
sich jedoch nur langsam.
Zwar gibt es schon früh Bildmontagen und Gemälde,
in denen sich Hitler und Hindenburg vor unterschiedlicher
Kulisse die Hand reichen, aber von einer systematischen
Verwendung des Fotos für propagandistische Zwecke
durch die Nationalsozialisten kann keine Rede sein.
Seine eigentliche Wirkung entfaltet das Bild erst nach
dem Zweiten Weltkrieg. Im Kontext der Auseinandersetzung
mit der nationalsozialistischen Herrschaft nach 1945 verwenden
zunächst Schulbücher, später auch Fachbücher,
Ausstellungen und Printmedien das Foto, weil es das Geschehen
in einer symbolischen Geste verdichtet und personalisiert.
Im kollektiven Gedächtnis wird das Bild festgehalten
als Symbol für die „Machtergreifung“.
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