Eines der bekanntesten Motive, das sich wie ein roter Faden
durch vier Jahrzehnte Bildgeschichte der DDR zieht, ist der
symbolische Handschlag zwischen Wilhelm Pieck als Vertreter
der KPD und Otto Grotewohl als Vertreter der SPD am 22. April
1946 zur Gründung der SED im Ostberliner Admiralspalast.
Bereits Anfang 1946 beauftragte die KPD verschiedene Grafiker,
ein Abzeichen für die neue Einheitspartei zu entwerfen,
das das Motiv des Händedrucks aufgreifen sollte. Der
Handschlag als Parteisymbol der SED war zum Vereinigungsparteitag
1946 längst beschlossene Sache. Wilhelm Pieck präsentierte
ihn den Delegierten des Parteitages als Markenzeichen bereits
auf einer Fahne.
Das Foto von Pieck und Grotewohl ist demnach nicht Ursprung,
sondern öffentlichkeitswirksames Ergebnis einer sorgfältigen
Inszenierung.
Der Handschlag als Parteisymbol wurde auf Plakaten, Einladungen
und Drucksachen aller Art in unzähligen Variationen
verbreitet. Das Foto fehlte in keinem Geschichtsbuch, keinem
Sachbuch, keinem repräsentativen Bildband. Der Gründungsakt
der SED und damit die „Schaffung der Einheit der Arbeiterklasse“ wurden
bis zum Ende der DDR bildlich zelebriert und damit immer
wieder aufs Neue beschworen. Durch die ständige Wiederholung
und Variation wurde das Foto zum „lasting image“,
zum Dauersymbol.
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