„Lasset unsere Kinder Menschen werden und hindert sie
nicht, sondern seid ihnen liebreich förderlich zur besten
Erhaltung aller ihrer Anlagen“.
Diese Äußerung war der gelebte Leitsatz
im ersten privaten Mädchenpensionat in Heidelberg,
dessen Gründerin, die Dichterin und anerkannte
Pädagogin Caroline Rudolphi (1753 –1811),
sich damit gegen die Maxime ihrer Zeit stellte: Mädchen
hatten den Männern das Leben angenehm zu machen
und zu versüßen und benötigten somit
keine umfassende Bildung. Als Verfechterin einer
umfassenden Bildung für Mädchen konnte
Caroline Rudolphi wie auch ihre Nachfolgerinnen großen
Zuspruch gewinnen. Wie anerkannt das Rudolphi-Institut
mit der Zeit wurde, macht vor allem eine Ehrenurkunde
der Stadt Heidelberg deutlich, die den Nachfolgerinnen
Caroline Rudolphis, Emilie Heins und deren Schwester
Elise Bartholomay, 26 Jahre nach der Gründung
feierlich übergeben wurde und sich heute dank
einer Schenkung von Wolfgang Merckens im Besitz des
Museums befindet.
Urkunde zum 25. Jubiläum des Rudolphi-Instituts
in Heidelberg, KMH, Inv.Nr. SG 261/1, Schenkung Wolfgang Merckens
2009
Der Text der Urkunde, auf Pergament geschrieben,
verweist auf die große Bedeutung der Bildungseinrichtung,
die das gesellschaftliche Leben der Universitätsstadt
bereicherte. Die besondere Ehre, die den Schwestern
zuteil wurde, wird dabei durch eine vergoldete Siegelkapsel,
die
an die Urkunde gehängt ist, unterstrichen. Sie
zeigt die Gravur: „Dem Verdienste seine Krone
am 18. August 1829. Die Stadt Heidelberg für
E. Heins und E. Bartholomay“. Dieser Tag der
feierlichen Übergabe der Ehrenurkunde
an die Schwestern markierte den Höhepunkt des
Institutes.
Caroline Rudolphi wurde am 24. August 1753 als Tochter
eines Schullehrers in Magdeburg geboren. Ihr Entschluss
Erzieherin zu werden lief parallel zu ihren Entschluss
ledig zu bleiben. Ihre erste Stelle als Gouvernante
erhielt sie 1778 bei einer adligen Familie in Neubrandenburg.
Fünf Jahre zog sie mit den Töchtern der
Familie nach Trittau und gründete dort ihr erstes „Erziehungsinstitut
für junge Demoiselles“. Nachdem sie einige
Jahre später ein von ihr gegründetes Institut
in Hamm bei Hamburg schließen musste, gründete
sie nach ihrer Ankunft in Heidelberg 1803 im Haus
Hauptstraße 86 die .erste private Bildungseinrichtung
für Mädchen der Stadt. Ihre Zöglinge
nahmen hier auch am gesellschaftlichen Leben teil
und lernten die Dichter der Heidelberger Romantik
persönlich kennen.
Nach ihrem Tod am 15. April 1811 übernahm ihre
langjährige Schülerin Emilie Heins die
Leitung des Institutes, das weiterhin den Mädchen
eine umfassende Bildung vermittelte. Auch nach dem
Umzug in die Märzgasse /Ecke Plöck erfreute
sich das Pensionat weiterhin großer Beliebtheit
und wurde von Emilie Heins bis zu ihrem Tod 1831,
dann von ihrer Schwester Elise, mit viel Engagement
und Liebe geführt.
Bild:
Museum (E. Kemmet)
Text (& Textbasis): kmh, Lisa-Charlotte Wipfler
und Karin Tebbe |