Landstädtchen
im Tal der Thur, am Südende der elsässischen Weinstraße. 8100
Einw, Dept. Haut-Rhin (68)
Der als Mautstation
am Ausgang des Thur-Tals, einer wichtigen Straßenverbindung
von der Schweiz und dem Gotthard-Pass in die Champagne neben
der alten Siedlung Vieux-Thann gegründete Ort wird 1225 als "Vorstadt
von Thann", die Burg der Grafen von Pfirt (Ferrette), die "Engelsburg",
1234 erstmals genannt. Diese Siedlung wuchs schnell und wurde
1290 mit einer Mauer umgeben, die alte Siedlung, Vieux - Thann,
blieb selbständig und bis zum Ende des 14. Jahrhunderts Sitz
der Pfarrgemeinde.
Die heutige
Stiftskirche St. Theobald /St. Thibaut geht sowohl auf den
Heiligen Theobald, einen Einsiedler, als auch auf den heiligen
Bischof Ubald von Gubbio, dessen Neffe eine Gräfin von Pfirt/
Ferrette heiratete, und der mit dem Einsiedler Theobald verwechselt
wurde, zurück. Durch die Vermengung beider wurde "Bischof St.
Theobald" zum Schutzheiligen der Kirche und des Wallfahrtsortes.
Diese Wallfahrt
geht auf die Legende vom Ring des Bischofs Theobald zurück.
Der Diener des Bischofs soll den ihm testamentarisch zugesprochenen
Ring der Leiche seines Herrn vom Finger gezogen, dabei aber
ein Stück Haut (oder, der Legende nach, des Daumens) abgerissen
haben. Auf dem Weg in seine lothringische Heimat machte er
Rast unterhalb der Engelsburg, konnte aber seinen Stab, den
er an einen Baum gelehnt hatte, nicht wieder anheben. Gleichzeitig
sah der Graf von Pfirt/ Ferrette drei über dem Wald tanzende
Flammen, fand den Diener und versprach, an der Stelle, wo sich
das Wunder ereignet hatte, eine Kapelle für die Reliquie bauen
zu lassen. Sofort konnte der Diener den Stab wieder wegnehmen.
Das ist der
Ursprung der St. Theobaldskirche, die 1320 Wallfahrtskirche
genannt, 1398 zur Pfarrkirche und 1441 zur Stiftskirche erhoben
wurde. Zur Erinnerung an das Wunder werden seit 1446 bei einem
Fest drei Tannen verbrannt.
Das Hautstück
des Bischofs Ubald von Gubbio wird in einem Reliquiar aus Bergkristall,
möglicherweise ein Parfumflacon des 12. Jahrhunderts, aufbewahrt,
der Ring selbst ging inzwischen verloren. |