Vor
über 250 Jahren schauten viele europäische Herrscher ehrfurchtsvoll
gen Frankreich und sahen im Absolutismus Ludwigs XIV. eine
beispielhafte, wirkungsmächtige Demonstration politischer
Führungsstärke, an der man sich orientieren wollte. Friedrich
August I., besser bekannt als August der Starke (1670-1733),
Kurfürst von Sachsen und als August II., König von Polen,
war solch ein Herrscher, der in besonderer Weise für französischen
Geschmack im Kurfürstentum Sachsen sorgte. Bereits als junger
Prinz besuchte er 1687 das Schloss von Versailles und fand
Gefallen an Lebensstil und Machtverkörperung des Sonnenkönigs.
Prächtige Silbermöbel, elegante Gebäude, ausgefallene Kunstsammlungen
sowie berauschende Feste und teuerster Juwelenschmuck machten
seitdem den Dresdner Hof laut Voltaire zum „schönsten in
Europa“ - nach dem von Versailles selbstverständlich.
Eine in Frankreich mit Spannung und Vorfreude erwartete
Ausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden lässt
diesen Glanz des sächsischen Hofes neu erstrahlen – am authentischen
Ort der Inspiration, im Schloss von Versailles. Exponate
aus sechs Dresdner Museen, vornehmlich dem Grünen Gewölbe
sowie der Gemäldegalerie Alte Meister, dem Kupferstich-Kabinett,
der Skulpturensammlung, der Rüstkammer und dem Kunstgewerbemuseum
werden dem französischen Publikum gezeigt, ergänzt um einige
Leihgaben aus französischen Museen. Etwa 230 Ausstellungsstücke,
darunter seltene Silbermöbel, Gemälde, Werke der Schatzkunst,
Bronzeplastiken und Elfenbeindrechseleien, Feuerwaffen sowie
prachtvolle Zeugnisse höfischen Lebens, etwa Aquarelle nach
Hoffesten, Ringelstechlanzen und ein Schlittenzeug vermitteln
einen Eindruck vom fürstlichen Dresden des 18. Jahrhunderts.
Eindringliche Relikte der Autorität Augusts des Starken
sind sein Krö-nungsgewand und der Juwelenschmuck, der sich
in Dresden – anders als in Frankreich – in großem Umfang
bis heute erhalten hat. Als ein Höhepunkt der Ausstellung
kann der Obeliscus Augustalis gelten, ein von Goldschmied
Johann Melchior Dinglinger geschaffenes barockes Denkmal,
das 240 Gemmen und Kameen, geschnittene Steine und goldemaillierte
Figuren zu einem fulminanten Kunstwerk vereint. Das zur
Zeit seiner Entstehung den geldlichen Wert eines Barockschlosses
besitzende Meisterwerk wird eigens für die Ausstellung restauriert
und in Versailles zum ersten und zugleich letzten Mal außerhalb
Dresdens zu bewundern sein.
Ein wesentlicher Teil der in Frankreich präsentierten Exponate
des Grünen Gewölbes wird ab September 2006 in die dann wiederhergestellten
ursprünglichen Schauräume des Historischen Grünen Gewölbes
im Erdgeschoss des Residenzschlosses zurückkehren und fortan
nicht mehr außerhalb Dresdens gezeigt werden. Während der
noch andauernden aufwendigen Restaurierungs- und Re-konstruktionsarbeiten
ergibt sich jetzt für das französische Publikum das Privileg,
diese kostbaren Ausstellungsstücke aus nächster Nähe betrachten
zu können. Im Sommer kommenden Jahres wird dieses weltweit
beispiellose Schatzkammermuseum für Dresden ein neues Wunder
internationaler Anziehungskraft nach der Weihe der Frauenkirche
darstellen. Das Dresdner Schloss gewinnt mit dem Grünen
Gewölbe, dem Münz- sowie dem Kupferstich-Kabinett mehr und
mehr seine Rolle als Ort der Künste zurück.
August der Starke, Mäzen und Spross der Wettiner-Dynastie,
legte den Grundstein für einen fruchtbaren Austausch zwischen
Sachsen und Frankreich.
Die Ausstellung Splendeurs de la cour de Saxe. Dresde à
Versailles macht dies eindrucksvoll erlebbar und leistet
zugleich einen herausragenden Beitrag zum deutsch-französischen
Kulturaustausch - eine der tragenden Säulen der besonderen
Beziehungen beider Länder zueinander. Dies kommt nicht zuletzt
auch dadurch zum Ausdruck, dass Staatspräsident Jacques
Chirac und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Tage der Eröffnung
die Ausstellung besuchen werden.
Die Ausstellung wird von einem prachtvoll bebilderten wissenschaftlichen
Katalog begleitet, der von den beiden Kuratoren Béatrix
Saule und Dirk Syndram, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen
Forum für Kunstgeschichte, herausgegeben wird und im Verlag
der Réunion des Musées Nationaux erscheint.
Text:
Staatl. Kunstsammlungen Dresden
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