Wilhelm von
Kaulbach (1805-1874), 1837 in München zum Hofmaler Ludwigs l.
ernannt, war nicht nur einer der berühmtesten deutschen Maler
seiner Zeit, sondern machte sich auch als Illustrator einen Namen.
1856 beauftragte ihn der Münchner Verleger Friedrich Bruckmann,
eine "Goethe-Galerie" zu entwerfen. Die Folge (1864 als Band erschienen)
umfasste drei Szenen aus der Lebensgeschichte Goethes sowie 18
Frauengestalten nach seinen Dichtungen. Bald durfte sie in keinem
bürgerlichen Haushalt mehr fehlen. Die Blätter wurden auch einzeln
verkauft, wobei "Lotte" bei weitem die größte Beliebtheit erlangte.
Festgehalten ist die erste Begegnung von Werther und Lotte, die
das Abendbrot an ihre Geschwister verteilt. Die Details sind,
gerade was das Verhalten der Kinder angeht, liebevoll beobachtet;
in der gefühlsbetonten Auffassung entspricht das Blatt dem Geschmack
der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Kaulbachs Bilderfindung war
so beliebt, dass sie - wie in diesem Fall durch Ferdinand Raab
- auch als Ölgemälde kopiert wurde.
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