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26.4.23

Schloss Heidelberg

Luther besuchte Schloss Heidelberg: die Heidelberger Disputation vor 505 Jahren

(ssg) Martin Luther war schon im 16. Jahrhundert polarisierend: Für die einen ist er geistiger Vater des Protestantismus, für die anderen war er teuflischer Ketzer. Die Veröffentlichung der 95 Thesen zählt zu den prägenden Ereignissen der Kirchengeschichte. Heute vor 505 Jahren, am 26. April, verteidigte Luther zahlreiche seiner Überlegungen in Heidelberg. Bei seinem Aufenthalt in der Stadt am Neckar besuchte der Reformator auch das Schloss – und genoss eine Schlossführung.

Schloss Heidelberg, Westseite mit Torturm (angeschnitten), dann (von rechts) Ruprechtsbau und Herrentafelstubenbau. Im Vordergrund das Artillerierondell Seltenleer. Foto: kulturer.beSchloss Heidelberg, Rekonstruktionsmodell des Königssaals im Frauenzimmerbau. Foto: kulturer.beSchloss Heidelberg, Standbild des Kurfürsten Ludwig V. von Sebastian Götz, um 1618/19. Original imRuprechtsbau, Kopie am Dicken Turm. Foto: kulturer.beSchloss Heidelberg, Westseite mit Torturm (angeschnitten), dann (von rechts) Ruprechtsbau und Herrentafelstubenbau. Im Vordergrund das Artillerierondell Seltenleer. Foto: kulturer.be

Schloss Heidelberg, Rekonstruktionsmodell des Königssaals im Frauenzimmerbau. Foto: kulturer.be

Schloss Heidelberg, Standbild des Kurfürsten Ludwig V. von Sebastian Götz, um 1618/19. Original imRuprechtsbau, Kopie am Dicken Turm. Foto: kulturer.be

Von Wittenberg nach Heidelberg
Die Heidelberger Universität ist die älteste Universität Deutschlands und eine der renommiertesten. Dieses Urteil galt schon im 16. Jahrhundert. Martin Luther, schon damals eine Person von öffentlichem Interesse, begab sich am 26. April 1518 – vor genau 505 Jahren – in einen Hörsaal der Hochschule. Bei einem wissenschaftlichen Streitgespräch seines Ordens verteidigte er seine Ansichten, die den Glauben verändern sollten. Doch sein Weg führte ihn nicht nur an die Universität, sondern auch ins Schloss: Am 27. April empfing ihn Pfalzgraf Wolfgang, der jüngere Bruder des Kurfürsten Ludwig V., zu einer Schlossführung.

Das Schloss und der Reformator
Der Pfalzgraf war mit Luther bekannt – 1515 studierte er in Wittenberg, wo er zum Ehrenrektor ernannt worden war. Luther selbst schildert den Besuch im Heidelberger Schloss in einem Brief: „Ich habe eine vortreffliche Aufnahme beim erlauchtesten Pfalzgrafen Wolfgang … gefunden. Er lud mich … ein. Wir haben uns auf beiden Seiten an trauter angenehmer Wechselrede erfreut, dazu gegessen und getrunken, dann alle Kleinodien der fürstlichen Hofkapelle, darauf die Rüstkammer und endlich alle Schätze dieses wahrhaft königlichen und herrlichen Hofes besehen. … Kurz, es hat an nichts gefehlt, was feiner Lebensart entspricht.“ Die Schlossführung beeindruckte den Reformator.

Schloss Heidelberg im 16. Jahrhundert
Zur Zeit von Luthers Besuch sah das Schloss anders aus als heute – aber doch schon vertraut: Der beeindruckende Herrentafelstubenbau, Wohnung des Kurfürsten Ludwig V., war gerade entstanden. Der Frauenzimmerbau, der in seinen Grundmauern zu den ältesten Teilen des Schlosses zählt, war schon aufgestockt und ausgebaut. Ludwigs-, Ottheinrichs- und auch Friedrichsbau gab es noch nicht; genauso wenig den Soldaten- und Ökonomiebau. Auch der Ruprechtsbau war noch nicht vollständig fertig gestellt und wurde 1534 um ein Obergeschoss erweitert. Die von Luther erwähnte Hofkapelle befand sich an der Stelle des Friedrichsbaus. Die Stelle des Gläsernen Saalbaus nahm damals das Hauptgebäude des Schlosses, der spätmittelalterliche Palas ein.

Reformator mit Überzeugungskraft
Doch vor dem Schlossbesuch musste Luther sich behaupten. Vor genau 505 Jahren befand sich die Reformation in einer heißen Phase: Am 31. Oktober 1517 hatte Luther seine berühmten 95 Thesen an die Kirchentür der Wittenberger Schlosskirche geschlagen. Wenige Monate später wurden schon die ersten Bestrebungen unternommen, einen kirchlichen Prozess gegen den Wittenberger Professor zu führen. Luthers Orden – die Augustinereremiten – versuchte, die Wogen zu glätten und lud zur Versammlung nach Heidelberg. Die Ideen Luthers sollten dort besprochen werden. Die Heidelberger Disputation ist ein wichtiger Moment der Reformationsgeschichte. Luthers Auftritt führte nicht zur Beruhigung der Lage: Der Konflikt mit der Kirche verschärfte sich, zugleich fand der charismatische Redner unter den Zuhörern viele Anhänger, die selbst Reformatoren wurden. Zu den bekanntesten zählen Johannes Brenz und Erhard Schnepf, die Württemberg reformierten, und Martin Bucer, der in Straßburg tätig wurde.

Auf Besuch im Schloss!
Künstler, Dichterinnen und Pop-Stars: Die berühmteste Ruine Deutschlands ist ein Sinnbild der Romantik – und weltweit bekannter Besuchermagnet. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg begeben sich auf die Suche und stellen quer durch die Jahrhunderte wichtige Schlossbesucherinnen und -besucher vor.

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