8.9.22

Der Niedergang eines Imperiums

Eine große Landesausstellung in drei Trierer Museen

(gdke) Zum ersten Mal in einer Ausstellung widmen sich drei Trierer Museen - noch bis 27. November 2022 - einer kaum bekannten, aber entscheidenden Epoche des Römischen Imperiums: seinem Untergang. Das Imperium Romanum existierte über Jahrhunderte hinweg und umfasste auf seinem Höhepunkt ein riesiges Gebiet. Was aber führte zu seinem Niedergang?

Blick in die Ausstellungen: Untergang des Römischen Reiches im Landesmuseum Trier Foto: Landesmuseum TrierBlick in die Ausstellungen: Im Zeichen des Kreuzes im Museum am Dom. Foto:  Museum am Dom .Blick in die Ausstellungen:  Das Erbe Roms im Stadtmuseum Simeonsstift. Foto: Stadtmuseum Simeonsstift.Elfenbeinrelief mit Darstellung einer Reliquienprozession. Domschatz Trier, Foto: A. MünchowBlick in die Ausstellungen: Untergang des Römischen Reiches im Landesmuseum Trier, Im Zeichen des Kreuzes im Museum am Dom und Das Erbe Roms im Stadtmuseum Simeonsstift. Fotos: Landesmuseum Trier / Museum am Dom / Stadtmuseum Simeonsstift.

Unten: Elfenbeinrelief mit Darstellung einer Reliquienprozession. Domschatz Trier, Foto: A. Münchow

Die Suche nach den Gründen für das Ende des Römischen Reiches bewegt seit Jahrhunderten die Wissenschaft. Wie stirbt ein solch riesiges Reich und wie verwaisen einstmals blühende Metropolen? Was waren die Vorboten des Zerfalls und was ist das Erbe des gefallenen Imperiums? Die große Landesausstellung in Rheinland-Pfalz 2022 beschäftigt sich an drei Standorten in Trier mit diesem faszinierenden Thema. Das Rheinische Landesmuseum, das Museum am Dom und das Stadtmuseum Simeonstift präsentieren die Facetten dieser historischen Epoche in unterschiedlichen Herangehensweisen, die auf Grundlage neuester Forschungsergebnisse nun in einer einmaligen Landesausstellung zum ersten Mal zugänglich gemacht werden.

Der Niedergang des Weströmischen Reiches wird in drei Museen und 31 Ausstellungssälen auf insgesamt 2.000 m² Fläche präsentiert. Neben hochkarätigen Objekten aus den eigenen Sammlungen werden zahlreiche internationale und nationale Exponate von renommierten Leihgebern die komplexen Prozesse des Untergangs erlebbar machen: Gut 700 Exponate aus über 130 Museen und Institutionen und rund 20 Ländern sind auf den Ausstellungsflächen der drei Museen zu bestaunen.

Kooperation mit Tradition

Das Rheinische Landesmuseum, das Museum am Dom und das Stadtmuseum Simeonstift können auf erfolgreiche gemeinsame Ausstellungsprojekte zurückschauen. Nicht zum ersten Mal haben sich die drei Museen zusammengetan, um ein Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Bereits 2007 konnte mit „Konstantin der Große“ eine kulturhistorische Landesausstellung zu einem bedeutenden spätrömischen Kaiser präsentiert

werden. Im Jahr 2016 folgte die Sonderausstellung „Nero – Kaiser, Künstler, Tyrann“, die über 270.000 Gäste nach Trier lockten konnte. Auch für die letzte Landesausstellung in Trier „Karl Marx 1818-1883. Leben. Werk. Zeit.“ kooperierten 2018 Rheinisches Landesmuseum, Stadtmuseum Simeonstift und das Karl-Marx-Haus.

Trier als Ausstellungsstandort und „Trier – Zentrum der Antike“

Zusammen mit dem Dom St. Peter und der Liebfrauenkirche bilden die römischen Bauwerke der Stadt das Welterbe Trier. Mit ihren antiken Baudenkmälern und als ehemalige römische Kaiserresidenz gilt die Stadt als das Zentrum der Antike in Deutschland. Als Standort für Ausstellungen zur Antike ist Trier als älteste Stadt Deutschlands, größte römische Metropole nördlich der Alpen und spätantike Kaiserresidenz prädestiniert. 1986 wurden die antiken Monumente Porta Nigra, Amphitheater, Kaiserthermen, Barbarathermen, Römerbrücke, Konstantin-Basilika und die Igeler Säule sowie die beiden Kirchen als UNESCO-Welterbe ausgezeichnet. Viele dieser Baudenkmäler stammen aus der spätrömischen Epoche. Somit gibt es keinen Ort, der bessere Bedingungen für eine Landesausstellung mit dem Titel „Der Untergang des Römischen Reiches“ bieten könnte.

Rheinisches Landesmuseum Trier - Der Untergang des Römischen Reiches

Als zentrale historische Ausstellung zeigt das Rheinische Landesmuseum Trier die entscheidende, wenn auch wenig bekannte Epoche des Römischen Reiches im 4. und 5. Jahrhundert. Anhand internationaler Spitzenexponate entsteht ein lebendiges Bild vom Zerfall des Imperium Romanum und seinen Ursachen.

Dazu zählen zweifellos die blutigen, innerrömischen Machtkämpfe zwischen den römischen Kaisern und ihren Widersachern, die aber nicht allein das Ende des Imperiums besiegelten. Die schleichend schwindende kaiserliche Zentralgewalt bringt neue machthungrige Widersacher wie regionale Warlords ins Spiel. Neben den zunehmend chaotischen Machtverhältnissen ist es auch die wechselvolle Beziehung zwischen Barbaren und Römern, die sich verhängnisvoll entwickelt. Die traditionell unter dem Begriff Völkerwanderung gefassten Prozesse und Ereignisse werden im Ausstellungsrundgang unter Berücksichtigung neuester Forschungsergebnisse in ihren historischen Kontext gesetzt.

Die spannende Ausstellung illustriert verständlich die zahlreichen Faktoren und Ursachen, die zum Untergang des Römischen Reiches geführt haben. Sie verdeutlicht zudem, welche römischen Traditionen im Übergang zwischen prunkvoller Spätantike und vermeintlich dunklem Frühmittelalter verloren gingen oder in gewandelter Form fortleben konnten.

Museum am Dom Trier - Im Zeichen des Kreuzes – Eine Welt ordnet sich neu

Der Blick des Museums am Dom richtet sich insbesondere auf die Mosel- und Rheinregion von den Anfängen des Christentums bis ins 7. Jahrhundert. Die Ausstellung vermittelt örtliche Kontinuitäten und Brüche in der Weitergabe der römischen Zivilisation und vor allem, welche Rolle die Christen dabei spielten.

In die bewegten Zeiten des untergehenden Römischen Reiches fällt auch der Aufschwung des christlichen Glaubens. Die Kirche und ihre Bischöfe wussten das langsam entstehende Machtvakuum zu nutzen und übernahmen zunehmend auch weltliche Aufgaben, die ihren politischen Einfluss stärkten.

In kaum einer anderen Stadt lassen sich die Anfänge des Christentums so gut nachvollziehen wie in Trier. Das frühchristliche Gräberfeld unterhalb der ehemaligen Abteikirche St. Maximin bringt einmalige Einblicke in die Traditionen und Lebensumstände der frühen Christen. Die Ausstellung wird u.a. archäologische Funde aus den Gräbern wie Seidenstoffe, echten Purpur und kostbaren Schmuck präsentieren, die die christliche Elite im 4. und 5. Jahrhundert kennzeichneten.

Stadtmuseum Simeonstift Trier - Das Erbe Roms. Visionen und Mythen in der Kunst

Das Stadtmuseum Simeonstift beleuchtet das Fortleben des Römischen Reiches in der Kunst- und Kulturgeschichte, wo es bis heute als Maßstab für Macht, Kultur und Zivilisation gilt. Die künstlerische Rezeption dieses Themas lässt sich über Jahrhunderte hinweg nachverfolgen und stellt einen Spiegel der jeweiligen Geschichts- und Weltbilder dar.

Von der Mythisierung des Untergangs durch die spätantiken Kirchenväter leitet der Rundgang zum 19. Jahrhundert, in dessen Vorstellung der Untergang Roms Unabhängigkeit

und Freiheit für ehemals Beherrschte bedeutete. Der aufkeimende Nationalismus führte zu zahlreichen Darstellungen der jeweiligen Helden, die „ihr“ Land gegen die „römische Unterdrückung“ verteidigten – wie etwa Arminius in Deutschland, Vercingetorix in Frankreich oder Boudicca in England. Diese Bilderwelt führt bis ins 20. Jahrhundert, wo sie weitergeführt, übersteigert und pervertiert wurde.

In diesem Spannungsfeld zeigt die Ausstellung eindrucksvoll, wie das Römische Reich und sein Untergang mal als „schlimmstes Unglück“, bald als „glänzender Triumph der Freiheit“ immer wieder neu interpretiert, gedeutet und verarbeitet wurden.

Vertieft wird die Präsentation des Stadtmuseums durch eine begleitende Ausstellung in der Schatzkammer der Wissenschaftlichen Bibliothek, die anhand von herausragenden Handschriften aus dem eigenen Bestand dem Fortwirken Roms in der Bildungsgeschichte des Mittelalters nachgeht.

Auf Zeitreise in die Spätantike

In Rheinland-Pfalz sind die Spuren des römischen Reiches so allgegenwärtig wie in keinem anderen Bundesland. Antike Tempel und Villen, Bäder und Thermen, Kastelle und Aquädukte findet man fast überall im Land. Rund um die Landesausstellung bietet das Themenjahr „Spätantike“ in Rheinland-Pfalz ein umfangreiches Programm und zahlreichen kulturellen Aktivitäten.

Mit der Broschüre Entdeckungsreise Spätantike laden wir ein, die Geschichte von Rheinland-Pfalz in Museen und an zahlreichen authentischen und für die Spätantike wichtigen archäologischen Orten zu erkunden. Der umfangreiche „Reiseführer“ stellt 101 Orte der Spätantike in Rheinland-Pfalz vor. Die Broschüre ist Online und gedruckt in den Liegenschaften der GDKE Rheinland-Pfalz kostenfrei erhältlich.


Alle drei Museen haben Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet; für Gruppen täglich von 9 bis 18 Uhr.
Einzelbesucher haben die Möglichkeit, an einer der öffentlichen Führungen teilzunehmen, die mittwochs, samstags und sonntags in jedem Ausstellungsort stattfinden – ganz ohne Voranmeldung.

untergang-rom-ausstellung.de/

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