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Schloss und Schlossgarten Schwetzingen

14. Mai 1791: Todestag Franziska Lebruns, der gefeierten Sängerin am kurfürstlichen Hof

(ssg) Am 14. Mai 1791, mit gerade einmal 35 Jahren, starb Franziska Lebrun, geborene Danzi, in Berlin. Als Tochter eines Mannheimer Hofvioloncellisten hatte sie sich ihren Status als anerkannte Sopranistin und Komponistin unter Kurfürst Carl Theodor hart erarbeitet. Sie debütierte am Schwetzinger Hof und war bald darauf in ganz Europa gefragt.

Thomas Gainsborough: Franziska Lebrun-Danzi. 1780. Wikimedia Commons /PDFranziska Lebrun: Sonata I op. 1. Bayer. Staatsbibliothek München, CC BY-SA 3.0Thomas Gainsborough: Franziska Lebrun-Danzi. 1780. Wikimedia Commons /PD

Franziska Lebrun: Sonata I op. 1. Bayer. Staatsbibliothek München, CC BY-SA 3.0

EIne musikalische Kindheit

Am 24. März 1756 wurde Franziska Dorothea Danzi als Tochter des Ersten Hofvioloncellisten Innocenz Danzi in Mannheim geboren. Sie profitierte von dem innovativen musikalischen Umfeld der berühmten „Mannheimer Schule“ am Hof von Kurfürst Carl Theodor. Wie ihre Geschwister erhielt sie von ihrem Vater Klavier- und Gesangsunterricht. Franziska war sehr begabt und wurde deshalb wahrscheinlich von der Primadonna der Mannheimer Hofoper, Dorothea Wendling, weiter im Gesang ausgebildet. Aber auch der Tenor und Freund der Familie, Pietro Sarselli, käme als Gesangslehrer in Frage. Sie zählte zusammen mit ihrem späteren Ehemann, dem Oboenvirtuosen Ludwig August Lebrun, zur zweiten Schülergeneration der Mannheimer Schule, der sogenannten Virtuosen-Generation.

Operndebüt in Schwetzingen

Ihr Debüt als Opernsängerin gab Franziska Danzi im Sommer 1772 im Alter von 16 Jahren im Schlosstheater in Schwetzingen, der kurfürstlichen Sommerresidenz. Sie erregte die Aufmerksamkeit Carl Theodors und nur wenige Monate später folgten die nächsten großen Auftritte: Auf den Feierlichkeiten zu den Namenstagen des Kurfürstenpaars sang die Sopranistin in zwei Opern. Diese und andere Aufführungen waren gesellschaftliche Ereignisse, mit denen der Kurfürst seine Bedeutung in Europa – zumindest auf dem Gebiet der Künste – vor einer großen Schar ausländischer Gäste eindrucksvoll demonstrierte.

Der Weg zum internationalen Erfolg

Für Franziska Danzi hätte das erste Jahr ihrer Opernkarriere nicht besser enden können: Mit ihren Auftritten hatte sie die Bretter der internationalen Opernbühne betreten. Zur gefeierten Primadonna avancierte sie mit der Rolle der Pfalzgräfin Anna in Ignaz Holzbauers Oper „Günther von Schwarzburg“, die am 5. Januar 1777 mit großem Erfolg in Mannheim uraufgeführt und von den Zeitgenossen als erste deutsche Nationaloper freudig begrüßt wurde. Die gesangstechnisch höchst anspruchsvolle Partie der Pfalzgräfin hatte ihr der Komponist im Sinne Mozarts „so accurat angemessen [...], wie ein gutgemachts kleid”.

Brautschatz-Reise

Doch auch außerhalb von Mannheim und Schwetzingen gab es eine musikalische Welt zu erobern. Anfang 1777 gewährte Kurfürst Carl Theodor Franziska Danzi und ihrem Freund Ludwig August Lebrun, wie ihr Vater Mitglied des Mannheimer Hoforchesters, einen einjährigen Urlaub vom Hofdienst. Auf der Reise wollte die Künstlerin unter anderem das Geld für ihre geplante Hochzeit verdienen. Die Bühnen von London und Paris mit ihren hohen Gagen waren hierfür ideale Ziele. Außerdem hatte sich Lebrun als Oboenvirtuose in Paris bereits einen Namen gemacht und konnte Franziska beim Konzertdebüt behilflich sein. Nach ersten Erfolgen in Paris reiste das Paar nach London, wo Franziska für die Spielzeit 1777/78 am King’s Theatre engagiert war. Finanziell muss der London-Aufenthalt ein Erfolg gewesen sein, denn dort heirateten die beiden im Mai 1778.

Umzug nach München 

Nach dem Ende der Spielzeit kehrten die Frischvermählten nach Mannheim zurück. Zum Zeitpunkt ihrer Ankunft herrschte Aufbruchstimmung im einstigen musikalischen „Athen der Deutschen”. Kurfürst Carl Theodor hatte bereits Anfang des Jahres nach dem Tod des kinderlosen bayerischen Kurfürsten Max III. Joseph dessen Erbe angetreten und seine Residenz nach München verlegt. Die jungen Eheleute folgten Carl Theodor und siedelten in die bayerische Residenzstadt über. Durch die Zusammenlegung der beiden Hofkapellen entstand ein Überangebot an Musikern – der Nebeneffekt dieser Situation war eine großzügigere Handhabung der Urlaubsregelung, von der auch die Lebruns profitierten. So gewährte ihnen Kurfürst Carl Theodor wunschgemäß einen mehrjährigen Urlaub vom Hofdienst.

Früher Tod in Berlin 

Ab dem Jahr 1784 waren die Eheleute permanent auf Reisen: Mailand, Paris, London, Wien, Prag und Neapel waren die Stationen. Lediglich, wenn die Opern in der Karnevalszeit ihre Mitwirkung laut Vertrag erforderten, kehrten sie nach München an den Hof des Kurfürsten zurück. Im Herbst 1789 wurde Franziska Lebrun für die kommende Spielzeit an die Königliche Oper in Berlin berufen, wo sie das Publikum von sich überzeugen konnte und gleich für kommende Aufführungen engagiert wurde. Wenige Wochen, nachdem die Eheleute 1790 in Berlin eingetroffen waren, verstarb Ludwig August Lebrun am 16. Dezember unerwartet an den Folgen einer Leberentzündung. Diesen Verlust überwand Franziska nicht. Sie starb fünf Monate nach ihrem geliebten Mann am 14. Mai 1791 in Berlin.

Schlossgarten Schwetzingen

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