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Schlösser Rastatt und Favorite

23. Mai 1707: Marschall Villars und seine Truppen nehmen Rastatt ein

(ssg) Am 23. Mai 1707 marschierten die französischen Truppen unter dem Befehl von Marshall Villars in Rastatt ein und besetzten die Stadt. Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden, die nach dem Tod ihres Mannes die Markgrafenschaft regierte, musste fliehen. Erst nach dem Rastatter Frieden 1714 konnte sie wieder in ihre Residenzstadt zurückkehren.

Plan des auf einer Rheininsel gelegenen Forts Louis, nach 1681 von Vauban errichtet. Stadtarchiv Rastatt. Foto: (Ausstellung Rastatt 2014): kulturer.be.Stuckfigur im Ahnensaal des Rastatter Schlosses. Foto: kulturer.bePlan des auf einer Rheininsel gelegenen Forts Louis, nach 1681 von Vauban errichtet. Stadtarchiv Rastatt. Foto: (Ausstellung Rastatt 2014): kulturer.be.

Stuckfigur im Ahnensaal des Rastatter Schlosses. Foto: kulturer.be

Schwierige Ausgangssituation

Am 4. Januar 1707 starb Markgraf Ludwig Wilhelm an den Folgen seiner Kriegsverletzungen. Da der Sohn und Thronfolger, Ludwig Georg, noch ein Kind war, übernahm die Witwe des Türkenlouis die Regentschaft über die Markgrafenschaft Baden: Markgräfin Sibylla Augusta. Schon seit langem bedrohte der Spanische Erbfolgekrieg die Markgrafschaft und französische Truppen waren im Mai kurz davor Rastatt einzunehmen. Sibylla Augusta flüchtete mit ihrem Hof und mit den Kindern vorerst nach Ettlingen, dann nach Baden-Baden und sollte erst nach dem Rastatter Frieden 1714 zurückkehren. Als Marschall Villars den Rhein überquerte und sich Rastatt näherte, befand sich die Landesherrin schon nicht mehr im Residenzschloss.

Die Rheinüberquerung

In der Nacht vom 21. auf den 22. Mai 1707 überquerte Marschall Villars überraschend mit einem riesigen Truppenkontingent den Rhein: Ungefähr 40.000 Soldaten führte er an und erreichte noch am selben Tag Bühl. Angetäuschte Überquerungsversuche an weiteren Rheinstellen hatten den Markgrafen Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth, der anstelle des Markgrafen Ludwig Wilhelm den Oberbefehl übernommen hatte, dazu gebracht, sich unnötig weit zurückzuziehen. Ohne einen Angriff abzuwarten, befahl er seinen Truppen – immerhin 30.000 Mann – am 23. Mai zum einen Teil, sich nach Durlach zurückzuziehen, und zum anderen Teil sich bei Ettlingen hinter der Alb aufzustellen. Dieser Rückzug der Truppen führte dazu, dass Marschall Villars Rastatt ohne große Probleme noch am 23. Mai besetzen konnte.

Die Franzosen im Schloss

Nach der Überquerung des Rheins quartierten sich französische Truppen im Schloss ein. Mit der Flucht Sibylla Augusta waren große Teile der Einrichtung ausgelagert und damit vor der Beschlagnahmung gerettet worden. In dieser Zeit zeigte die Residenz in Rastatt die ersten Bauschäden. Das Schloss war, dem Wunsch des Markgrafen entsprechend, in großer Eile errichtet worden. Baumeister Domenico Egidio Rossi hatte Holz einbauen lassen, das nicht ausreichend abgetrocknet war. Für die entstandenen Schäden an den Raumdecken – insbesondere in der Sala Terrena und im Dach – versuchte man den nach Italien zurückgekehrten Architekten haftbar zu machen - vergeblich. Abhilfe schufen ab 1709 Umbauten des neuen Hof Baumeisters Michael Ludwig Rohrer (1683–1732). Markgräfin Sibylla Augusta koordinierte die Bauarbeiten vermutlich von Baden-Baden aus.

Rückkehr der Markgräfin

Erst nach dem Rastatter Frieden, der in der Nacht vom 6. auf den 7. März 1714 im Residenzschloss unterzeichnet wurde, kehrte Sibylla Augusta nach Rastatt zurück. Die Markgrafschaft war zerstört, hatte Schulden und wartete auf Kriegsentschädigungen durch den Kaiser, von den ausstehenden 2 Millionen Gulden erhielt sie 1721 750.000. Sie setzte ihr persönliches Vermögen ein und reduzierte zugleich den Aufwand für die Hofhaltung. 1727, am Ende ihrer Regierungszeit, war das Land finanziell saniert und wiederaufgebaut. Ihre Residenz hatte die Markgräfin durch das Lustschloss Favorite, durch die Schlosskirche und mehrere Kapellen vollendet.

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