18.9.20

Projektstart für den „Keltengarten“: Neue Besucherattraktion auf der Heuneburg

(ssg) Seit August entsteht auf der Heuneburg eine neue Besucherattraktion: ein keltischer Garten. „Wir wollen auf der Heuneburg den Bereich ‚Naturerfahren‘ ausbauen“, erläutert Dr. Moritz Lange, Projektleiter Keltenerlebniswelt Heuneburg. „Der Keltengarten ist der Startschuss dazu.“ Fünf Beete umfasst der Nutz- und Färbergarten, auf denen Kräuter und Gewürze, Nüsse und Beeren, Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte und Färbepflanzen angebaut und gepflanzt werden. Die ausgewählten Arten und Sorten sind historisch belegt: „Mit Hilfe von Pollenanalysen und weiteren archäobotanischen Untersuchungen konnten wir viele Pflanzenarten auf der und um die Heuneburg in der frühen Eisenzeit nachweisen“, führt der Konservator für die archäologischen Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg aus. Im September ist Pflanzzeit: Bis Ende September dauern die landschaftsgärtnerischen Arbeiten voraussichtlich an. Die ersten Blüten im Keltengarten sind dann ab dem nächsten Frühjahr zu bestaunen.

Schlehenanbau im neuen Bereich des Keltengartens auf der Heuneburg. Foto: Joachim Moll/SSGSchlehenanbau im neuen Bereich des Keltengartens auf der Heuneburg. Foto: Joachim Moll/SSG

Die Botschaft der Pollen

Bei der Auswahl der Pflanzen für den keltischen Nutz- und Färbergarten spielen die archäobotanischen Funde auf der Heuneburg eine große Rolle: Es wurden Pflanzenreste wie Früchte und Samen, aber auch Blütenpollen gefunden. Daraus ergeben sich spannende Hinweise auf die eisenzeitliche Vegetation: Die Landschaft zur Zeit der Kelten war eine andere. Es gab eine größere Artenvielfalt und wenig Wald. Pflanzen, die einstmals weit verbreitet waren, stehen heute unter Arten- oder Naturschutz. Im Umkehrschluss zeigt sich, welche Pflanzen damals schon genutzt wurden: Getreide wie Weizen, Dinkel und Emmer, auch Zweikorn genannt, das zusammen mit dem Einkorn zu den ältesten kultivierten Getreidearten zählt. Aber auch Knollensellerie, Kohl und Lauch kamen bei den Kelten auf den Tisch. 

Natur und Kultur erleben auf der Heuneburg

Mit dem Nutz- und Färbergarten wollen die Staatlichen Schlösser und Gärten den heutigen Besucherinnen und Besucher das Verhältnis der Kelten zur Natur nahebringen. Das Projekt zeigt, wie die Menschen der Eisenzeit die Natur nutzten und kultivierten. So nutzten sie Pflanzen wie Färberwaid oder Färberkrapp zum Färben von Stoffen. Kräuter wie Thymian und Eisenkraut nutzten sie hingegen als Heilpflanzen. Sie bauten Getreide und Gemüse an und waren auch Imker: Für die Eisenzeit ist die Bienenhaltung wissenschaftlich belegt. „Mit dem Keltengarten verknüpfen wir das Kultur- und Naturerlebnis auf der Heuneburg“, erläutert Dr. Moritz Lange das Konzept. Zu den einzelnen Aspekten des Keltengartens sind für Besucherinnen und Besuchern Führungen und Vorträge sowie Workshops geplant.

Die Archäoimkerei

Eine besondere Stellung im Projekt Keltengarten nimmt die Archäoimkerei ein: So finden sich unter den wissenschaftlich nachgewiesenen Pflanzenresten auf der Heuneburg typische Bienenweiden wie Hasel, Himbeere, Brombeere, Salbei, Minze, Dost, Majoran und Thymian. Als experimentelle Archäologie versucht die Archäoimkerei auf der Basis von Funden Bienenbehausungen zu rekonstruieren, wie sie ab der Jungsteinzeit etwa 5.500 bis 2.200 v. Chr. gefertigt wurden. Man geht davon aus, dass zu dieser Zeit die Menschen anfingen, künstliche Behausungen für Bienenvölker bereitzustellen. In den nachgebauten Behausungen sollen dann Bienen angesiedelt werden.

Projekt „Landesgold“

Mit dem Schwerpunkt Imkerei knüpft der „Keltengarten“ an das Projekt „Landesgold“ der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg an. Seit mehreren Jahren arbeiten die Staatlichen Schlösser und Gärten erfolgreich in den Gärten und Wäldern von zwölf Monumenten mit Imkerinnen und Imkern zusammen. Unter dem Markennamen „Landesgold“ verkaufen die teilnehmenden Klöster, Schlösser und Gärten den Honig aus der unmittelbaren Umgebung des Monuments – und haben damit aus dem Stand einen begehrten „Bestseller“ in ihren Shops geschaffen. Mit „Landesgold“ unterstützen die Staatlichen Schlösser und Gärten die moderne Imkerei und das damit verbundene Engagement für Insekten- und Umweltschutz.

Projekt mit vielen Unterstützern

Die Heuneburg ist eine der besterforschten keltischen Fundstätten in Europa. Das Freilichtmuseum mit verschiedenen Rekonstruktionen auf der Basis der Funde und daraus resultierenden wissenschaftlichen Erkenntnisse errichtete man zwischen 1998 und 2001. Das aktuelle Projekt „Keltengarten“ wird gemeinsam mit Bettina Král, Expertin für mittelalterliche Kräuter und Pflanzenfärberei, und in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege umgesetzt. Unterstützt wird das Projekt von der Kreisparkasse Sigmaringen, Sparkasse Pfullendorf-Meßkirch, Kreissparkasse Biberach und dem Sparkassenverband Baden-Württemberg.

Heuneburg - Stadt Pyrene
Dienstag bis Sonntag sowie Feiertage: 10.00 bis 17.00 Uhr
4,00 €, ermäßigt 2,00 €, Familien 10,00 €

Das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung in den Ausstellungsräumen des Herrenhauses und in anderen geschlossenen Räumen auf dem Museumsgelände ist notwendig.

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