6.2.20

Sonderausstellung im Verkehrsmuseum Dresden

Von Prunkgondeln, Prachtkutschen und Pferdeäpfeln

Unterwegs zur Jahrhunderthochzeit 1719 - noch bis 5. April

(vmd) Die Feierlichkeiten zur Hochzeit des sächsischen Kurprinzen Friedrich August II. mit der habsburgischen Kaisertochter Maria Josepha bewegte vor 300 Jahren die Massen: Mehr als 1.000 Fürsten, Grafen, Barone und Edelleute sowie deren Gefolge, Händler, Schausteller und Schaulustige reisten dafür nach Dresden. Die Ausstellung „Von Prunkgondeln, Prachtkutschen und Pferdeäpfeln. Unterwegs zur Jahrhunderthochzeit 1719" nimmt das Jubiläum zum Anlass zu untersuchen, wie es sich zu jener Zeit reiste, sei es als Prinzessin, sei es als „einfacher Mann".

Grand Carrosse. © Anja SchneiderReisegeschirr © Anja SchneiderGrand Carrosse. © Anja Schneider

Reisegeschirr © Anja Schneider

Unten: Grand Carosse © Arcibis­kupství olomoucké

 

Die Ausstellung gliedert sich auf in zwei Hauptbereiche: Zum einen nimmt sie die Mobilität im 18. Jahrhundert im Allgemeinen in den Blick. Zu jener Zeit zu reisen war beschwerlich, zeitaufwändig und gefährlich. So mancher verfasste sein Testament, bevor er aufbrach. Dennoch herrschte - für uns heute vielleicht überraschend - ein hoher Grad an Mobilität. Zum anderen beleuchtet die Ausstellung, wie im Speziellen die Anreise der Gäste zu der „Jahrhunderthochzeit" erfolgte und welche Logistik hinter dieser Veranstaltung steckte, die vom Aufwand mit heutigen Olympischen Spielen vergleichbar ist.

„Mit unserer Ausstellung zum Reisen im 18. Jahrhundert rücken wir einen Aspekt in den Fokus, von dem auch bei der Betrachtung der „Jahrhunderthochzeit" bisher sehr selten die Rede war.", sagt Joachim Breuninger, Direktor des Verkehrsmuseums. Dabei werde bewusst nicht nur der Adel in den Blick genommen, sondern z.B. „einfache" Leute wie Bauern, Handwerker und Händler. „So erzählt die Ausstellung nicht nur Verkehrsgeschichte, sondern auch wie die Menschen in der damaligen absolutistischen Gesellschaft lebten."

Anhand einer Fülle von Ausstellungstücken aus ganz Deutschland - von Utensilien wie einem Reisetresor und einer „Bordtoilette" für Kutsch-Passagierinnen bis hin zu Transportmitteln wie einer Sänfte und einem Parkwagen für Ausfahrten ins Grüne - tauchen die Besucherinnen und Besucher ein in die Lebens- und Reisewelt des frühen 18. Jahrhunderts. Verschiedene Stiche z.B. von der Aufstellung der Schiffe zum Geleit der Braut von Pirna nach Blasewitz veranschaulichen, welcher unfassbar große Aufwand für die Hochzeitsfeierlichkeiten betrieben wurde.
Das Highlight ist eine Prachtkutsche „Grand Carrosse", die jener Leibkutsche von August dem Starken entspricht, mit der Maria Josepha die letzten Kilometer ihrer Brautreise zurücklegte. Per Augmented Reality-Anwendung wird der Achtspänner im Lichthof des Verkehrsmuseums zum Leben erweckt. Es ist eine kleine Sensation, dass das Verkehrsmuseum eine solche Kutsche zeigen kann. Denn vergleichbare Exemplare gibt es nur noch sehr wenige und in bedeutenden Museen wie in Lissabon und St. Petersburg, die ihre Kutschen nicht verleihen. Leihgeber ist das Erzbistum in Olmütz, untergebracht ist sie üblicherweise in Cechy pod Kosifem, im einzigen Kutschenmuseum Tschechiens.

An zahlreichen Aktivstationen lässt sich auf unterhaltsame Art etwas über die damalige Zeit erfahren. So können die Besucher an einem Spiegel üben, wo im Gesicht sich die feinen Damen einen Schönheitsfleck schminkten, um z.B. zu signalisieren, dass sie nichts gegen ein Liebesabenteuer hatten. Und wie musste man einen Fächer halten, um sich einen Verehrer vom Leib zu halten? Per AR-Anwendung können die Besucher eine Kutschfahrt zum Saturnfest 1719 unternehmen und sich an einer Selfie-Station in barocker Kleidung in Szene setzen.


Grand Carosse © Arcibis­kupství olomoucké
Grand Carosse © Arcibis­kupství olomoucké

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 11 - 18 Uhr
Flankiert wird die Ausstellung von einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm mit Filmvorführungen, Workshops und einem eintägigen Symposium mit Vorträgen zur barocken Reise- und Lebenswelt.

im Detail:  
siehe auch:  

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