24.9.20

Kulturerbe-Blog: Sachsen

Dresden - In der Schatzkammer

Geburtstagsempfang des Großmoguls Aureng Zeb. Johann Melchior Dinglinger, um 1700. Dresden, SchatzkammerAnhänger mit Pfälzer Löwe. Gold, Perlen, Edelsteine, 18. Jh.Gibt es echte Must-Sees? Gibt es. Auf jeden Fall. Da ist zuerst der berühmte „Geburtstagsempfang des Großmoguls Aureng Zeb“, den der Goldschmied Melchior Dinglinger für August den Starken schuf. Eine unglaubliche Vielzahl von Figuren, Tieren und Geburtstagspräsenten bevölkert die große Silberplatte und kündet vom Reichtum sowohl des Großmoguls als auch des Kurfürsten und Polenkönigs. Der Großmogul indessen war in Indien zu Hause, aber die Staffage ist chinesisch. Der ist aber nicht im eigentlichen Grünen Gewölbe, der ist „nur“ in der Schatzkammer.

Geburtstagsempfang des Großmoguls Aureng Zeb. Johann Melchior Dinglinger, um 1700. Dresden, Schatzkammer.

Anhänger mit Pfälzer Löwe. Gold, Perlen, Edelsteine, 18. Jh.

Dann sind da Schnitzarbeiten aus Elfenbein, von einer Feinheit, die heute noch in blasses Erstaunen versetzt. Vier oder fünf Würfel ineinander verschachtelt und jeder von ihnen frei beweglich. Ganz zu schweigen von dem geschnitzten Kirschkern, in den zig Köpfe eingraviert waren. Kirschkern, nicht Kokosnuss!

Dann kamen natürlich die Stücke, die uns jetzt persönlich durch unsere spezifische Interessenlage ansprachen. Das waren zum einen Stücke für die Lieblingsbeschäftigung der 16. Jahrhundert-Männer, das Trinken. Eine Schneckenschale – man möge mir die banale Beschreibung verzeihen – war von einer goldgetriebenen weiblichen Figur im weiten Rock hoch gehalten, beweglich. Natürlich war auch der Rock innen hohl und als Trinkgefäß gestaltet. Doppelbecher nannte man das, glaube ich.

Und wo man heute ganz banal Flaschendrehen spielt, um herauszufinden, wer als nächster mit Trinken dran ist, hatte man in der Renaissance ausgefeilte Apparaturen. So fährt ein Wagen über den Tisch, sobald das Uhrwerk abgelaufen ist, schießt ein Kentaur einen Pfeil ab und der Getroffene muss (beispielsweise) einen Trinkspruch ausgeben und den Humpen austrinken. Das wäre mal eine Idee von einen Workshop. Vielleicht kommt von einer solchen Trinkspielfigur auch der Ausspruch „Das kann ins Auge gehen“.

Kaffeeservice bedeutete selbstverständlich – man gönnt sich ja sonst nichts – einen aus Gold und Silber gefertigten theaterbühnenmäßigen Aufbau. Mit Halterungen für die Kaffeetassen aus Meißner Porzellan (versteht sich), mit den entsprechenden Porzellanfiguren, die hingebungsvoll (versteht sich) der höfischen Lustbarkeit entgegendämmern. Oder fiebern.

Und ja, es gibt doch Einhörner. Sonst hätte ja der Bronzegießer, der das verkleinerte Abbild fertigte, gelogen.

Kaffeeservice mit Surtout.Kaffeeservice mit Surtout. Gold und Porzellan.

Unten: Globuspokal mit Christophorus, der die Himmelskugel trägt. Goldschmiedearbeit Elias Lenker, Augsburg, um 1626 - 1629. Der Globuspokal ist zu öffnen und als Trinkgefäß zu nutzen. Auf dem Himmelsglobus ist der 1618 beobachtete Komet dargestellt.

Figurenautomat mit Diana auf einem Kentauren. Hans Jakob I Bachmann, Augsburg, 1600 - 1610. Der aufgezogene Automat bewegt sich auf dem Tisch und schießt dann einen Pfeil ab.


Globuspokal mit Christophorus, der die Himmelskugel trägt. Goldschmiedearbeit Elias Lenker, Augsburg, um 1626 - 1629. Der Globuspokal ist zu öffnen und als Trinkgefäß zu nutzen. Auf dem Himmelsglobus ist der 1618 beobachtete Komet dargestellt.Figurenautomat mit Diana auf einem Kentauren. Hans Jakob I Bachmann, Augsburg, 1600 - 1610. Der aufgezogene Automat bewegt sich auf dem Tisch und schießt dann einen Pfeil ab.


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