24.9.20

Kulturerbe-Blog: Sachsen

Dresden - Sachsens Glanz und Gloria

Dresden nach 30 Jahren wieder zu sehen ist zum einen Teil überwältigend, lässt zum anderen Teil nachdenken über das Verhältnis von Bewahren und Restaurieren. Was als absolute Highlights auf dem Programm stand, waren das Schloss mit dem Grünen Gewölbe, der Zwinger, die Frauenkirche, der Altmarkt und die Tabakmanufaktur Yenidze. Wenn möglich, noch die neu eröffnete Gemäldegalerie alter Meister.

Dresden, Residenzschloss, Waffenkammer: Kämpfer im Fußturnier mit roter AtlashoseDresden, Residenzschloss, Prinkappartement: Rekonstruierte Enfilade, im HIntergrund der Audienzsaal (Thronsaal)Dresden, Prunkappartement im Residenzscloss: Lebensgroße Puppe mit dem Herrscherornat Augusts des StarkenKämpfer im Fußturnier mit roter Atlashose

Rekonstruierte Enfilade, im HIntergrund der Audienzsaal (Thronsaal)

Lebensgroße Puppe mit dem Herrscherornat Augusts des Starken

Es ist hier nicht der Platz, alle Sehenswürdigkeiten einzeln zu beschreiben, dazu gibt es mehr oder weniger umfangreiche Reiseführer genug. Vor 30 Jahren war das Schloss noch eine ausgebrannte Ruine, das Taschenbergpalais nebenan ebenso, die Frauenkirche ein Trümmerhaufen, der Altmarkt kein Platz mehr, sondern eine überdimensionierte öde Stadtwüste.

Schon beim Grünen Gewölbe zeigte sich die Zwiespältigkeit der Gefühle. Natürlich ist es Ausdruck eines unerhörten Reichtums, der sich in den gesammelten und hier ausgestellten Kunstwerken zeigt und in dem sich die sächsischen Kurfürsten sonnten. Nur erzeugt das Betrachten der zwanzigsten in Gold und Silber gefassten Nautilusschale, der fünfzehnten edel gefassten Kokosnuss nicht das Gefühl von Ehrfurcht und Erhabenheit, das andere sich vielleicht erhoffen. Gold und Silber lieb ich sehr, kanns auch gut gebrauchen – die Zeiten vor uns gefielen sich in der Ansammlung präsentierbarer Kostbarkeiten. Da sind wir in weiten Teilen doch auch nicht anders. Und natürlich konkurrierte man miteinander.

Heidelberg hat es da wesentlich schwerer, den Ruhm seiner Fürsten greif- und sichtbar darzustellen.

Über die Einzelheiten des Schätze, die subjektiv empfundenen Höhepunkte, schreib ich später.

In der Türkensammlung die repräsentative Trophäensammlung, mit Zelt (versteht sich).

Das Bloggerherz schlug jedoch nicht bei der vollen Montur der Turnierpferde höher, vielleicht rann ein winzigkleiner Schauder beim Anblick der stachelbewehrten Turnierlanze den Rücken hinunter, es schlug höher beim Anblick der rot-atlassenen Hosen der Fußturnierenden. Das war die Farbigkeit, die schon in den Inventarlisten aus Heidelberg deutlich wurde. Wenn ich mir jemals noch ein Kostüm machen lasse, dann hat das Pluder-Kniebundhosen aus rotem Atlas. Versprochen.

In den Prunkräumen des Schlosses wird nach Kräften und nach bestem Wissen und Gewissen restauriert. Was das Residenzschloss hier von unseren Schlössern in Mannheim oder Bruchsal unterscheidet, ist die Akribie, mit der auch die Wandbespannung selbst wiederhergestellt wird. Nicht nur ein Gehäuse für das – wenn auch unvergleichliche – Museumsgut wie in Mannheim, nicht nur Andeutungen von Qualitäten in den Stoffen, nein, hier wird detailgetreu Verlorenes wieder nachgearbeitet. Wie gesagt, der Zwiespalt ist da, und ich hoffe, er wird in Dresden selbst auch transparent gemacht und kommuniziert. Der rekonstruierte Audienzsaal ist jedenfalls schon mal von Dimensionen, von denen unser Carl Philipp in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts nur träumen konnte. Aber König von Polen ist ja schließlich der Sachse geworden, nicht der Pfälzer.

Sein Krönungsornat ist übrigens nicht einfach ausgestellt, auch nicht einfach in einer Vitrine montiert. Nein. Nachgebaut und auf eine lebensgroße August-der-Starke-Puppe montiert. Das sei jetzt mal unkommentiert erwähnt.


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