21.5.19

Ritter — Landespatron — Jugendidol. Markgraf Bernhard II. von Baden

Ausstellung im Generallandesarchiv Karlsruhe

(la_bw) 1769 – vor 250 Jahren – wurde Markgraf Bernhard II. von Baden seliggesprochen. Wer war dieser Mann, der im Sommer 1458 in Moncalieri bei Turin der Pest erlag? Das Generallandesarchiv Karlsruhe nähert sich in seiner Ausstellung Ritter — Landespatron — Jugendidol. Markgraf Bernhard II. von Baden der Person Bernhards und legt diese von den zeitgenössischen Zuschreibungen frei.

Oben: Bernhard von Baden als Ritter Christi: Andachtsbild, um 1480/84. Haus Baden

Mitte: Statue des seligen Bernhard von Baden in der Fürstenkapelle des Klosters Lichtenthal, um 1490. Vermögen und Bau Baden-Württemberg (Fürstenkapelle)

Unten: Medaille zur Erhebung des seligen Bernhard zum Landespatron von Baden, 1770
Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Foto: BLM

Vom 21. Mai bis 22. November tritt Bernhard den Ausstellungsbesuchern als Projektionsfläche für politische Ziele wie die Kreuzzugsbewegung und Türkenkriege, als Integrationsfigur für den katholischen Bevölkerungsteil Badens und als Schutzpatron des "christlichen Abendlandes" in der Zeit des Kalten Krieges entgegen.

Die zeitgenössischen Quellen sind spärlich und lassen gerade deswegen viel Raum für Deutungen und Zuschreibungen. In Moncalieri wurde schon bald von Wundern berichtet, die man der Fürsprache des Markgrafen zusprach. In seiner Heimat am Oberrhein blieb die Verehrung auf das Haus Baden beschränkt. Erst im frühen 18. Jahrhundert – also zu einer Zeit, als Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden als "Türkenlouis" glänzende militärische Siege gegen die Osmanen auf dem Balkan errang – wurde Bernhard als christlicher Ritter, der für einen Kreuzzug zur Befreiung der heiligen Stätten im Orient geworben habe, verehrt. Das drohende Erlöschen der katholischen Linie der badischen Markgrafen 1771 vor Augen, wurde Bernhard zum konfessionellen Schutzpatron der katholischen Bevölkerung in den vereinigten badischen Markgrafschaften. Der Bernhardusbrunnen in Rastatt wurde errichtet, zahlreiche Gemälde in den katholischen Pfarrkirchen des Landes vermittelten der breiten Bevölkerung ein plastisches Bild vom seligen Markgrafen Bernhard.

Bernhard war ein "politischer Heiliger", der als Landespatron des Großherzogtums Baden und Mitpatron der neu errichteten Erzdiözese Freiburg für die Belange der katholischen Bevölkerung eintrat, sei es im badischen Kulturkampf, sei es in anderen politischen Konflikten.

Als nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus die Bevölkerung neue Vorbilder suchte, wurde Bernhard von Baden plötzlich zum "Jugendstar", zu einem Idol im Kampf gegen die Versuchungen der Moderne, zu denen die Konsumfreude der Wirtschaftswunderzeit ebenso zählte wie eine um sich greifende vermeintliche Sittenlosigkeit. Die Bedrohung des "Abendlandes" durch die "Gefahr aus dem Osten" im Kalten Krieg konnte mühelos an das Bild des tapferen Kreuzzugsritters anknüpfen.

In das Bild des seligen Bernhard wurde über die Jahrhunderte hinweg aber auch das Feindbild des "Anderen", der als Bedrohung empfunden wurde oder zu einer solchen erst gemacht wurde, eingeschrieben. Auch Heilige können sich der politischen Instrumentalisierung nicht entziehen, das musste der selige Bernhard allzu oft erfahren.

Die Ausstellung im Generallandesarchiv zeichnet – erstmals in Karlsruhe – anhand zahlreicher wertvoller Exponate diesen Wandel im "Bild eines Heiligen" nach.


Ausstellung im Generallandesarchiv Karlsruhe
21. Mai – 22. November 2019

Zur Ausstellung werden drei begleitende Vorträge (Donnerstag, 4. Juli, Dienstag, 1. Oktober, sowie Dienstag, 12. November 2019, jeweils 18 Uhr) angeboten, die in unserem Terminkalender verzeichnet sind.

Jeden Donnerstag – außer an Feiertagen und in der Ferienzeit vom 8. bis 28. August – findet um 17 Uhr eine öffentlichen Kuratorenführung durch die Ausstellung statt.

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