15.10.18

Landesmuseum Württemberg

Faszination Schwert

Plakat zur Ausstellung(lmw) Ob König Artus und Excalibur oder Siegfried und das Schwert Balmung – um Schwerter und ihre Träger ranken sich Sagen, Mythen und Legenden; Schwerter sind dabei zugleich Tötungswerkzeug, Symbol der Macht und Zauberwaffe. Das Schwert ist der erste Gegenstand, den der Mensch ausschließlich zum Kampf gegen seine Mitmenschen entwickelte, die erste Waffe, die nur dazu geschaffen wurde, andere Menschen zu töten. Faustkeile, Speere, Äxte, Pfeil und Bogen – sie alle dienten ebenso als Werkzeug oder als Jagdwaffe, erst mit der Erfindung des Schwertes hielt der Mensch eine reine Kriegswaffe in Händen. Sein Träger zeigte sich nach außen für alle sichtbar als Mensch, der über das Mittel und die Macht verfügte zu töten. Mit dem Aufkommen des Schwertes in der Bronzezeit ging daher auch eine soziale Veränderung einher, eine neue Gesellschaftsschicht bildete sich heraus: Die schwerttragenden Krieger, die durch die Waffe ihren Status repräsentierten.

Die Herstellung von Schwertern war teuer, der Zugriff auf die benötigten Rohstoffe und die technischen Kenntnisse blieb Experten vorbehalten. Von Anfang an entwickelte sich das Schwert so zur Prestigewaffe der Elite. Die technischen Anforderungen an Schwerter waren hoch: Die Klinge musste hart genug sein, um Hiebe und Stiche mit Wirkung ausführen zu können, und zugleich so flexibel, dass sie bei Belastung nicht zerbrach. Schwertschmiede hatten die Aufgabe, die Eigenschaften der verwendeten Metalle zu kontrollieren, um ein handwerkliches Premiumprodukt zu schaffen, das Schlagkraft mit Widerstandsfähigkeit und optimaler Proportionierung verband. Die wikingerzeitlichen Ulfberht-Schwerter, deren Klingen der Namenszug der Werkstatt zierte, belegen den Stellenwert solch hochwertiger Waffen: Neben den echten Schwertern der Marke Ulfberht sind auch zahlreiche Fälschungen bekannt, ein Beweis für Markenpiraterie im Mittelalter.

Aber auch in Zeiten, in denen Kriegereliten in den westlichen Gesellschaften kaum noch eine Rolle spielen und das Schwert in seiner Funktion als Waffe seit Jahrhunderten ausgedient hat, ist sein Bann ungebrochen. Ob auf Gemälden des 19. Jahrhunderts, in Fantasyromanen und Actionfilmen des 20. und 21. Jahrhunderts oder als Holzschwert in der Spielzeugkiste – das Schwert hat die Menschen über die Zeiten hinweg fasziniert. Woher kommt diese Faszination und wie schlägt sie sich in der Kultur- und Kunstgeschichte nieder? Diesen Fragen geht das Landesmuseum Württemberg nach. Die Sonderausstellung versammelt nicht nur verschiedenste Schwerter – von bronzenen Vollgriffschwertern über römische Kurzschwerter und alamannische Langschwerter mit Goldgriff bis hin zum Bidenhänder, einem frühneuzeitlichen Zweihandschwert – sondern auch Kunstwerke, Handschriften, Filmplakate sowie Merchandisingprodukte, die die „Faszination Schwert“ widerspiegeln, und begibt sich dabei zu den Wurzeln, aus denen sich die langanhaltende Anziehungskraft speist.

Thematisiert wird nicht nur das Schwert als Waffe oder als ein Premiumprodukt der Schmiedekunst von der Bronzezeit bis in die Neuzeit. Eine Ausstellungseinheit ist dem Schwert als Symbol gewidmet: Es steht für die Zugehörigkeit zur gesellschaftlichen Elite, kann aber ebenso auch Symbol für Macht, für Gerechtigkeit oder für das Recht über Leben und Tod sowie Metapher des Freiheitskampfes sein. Besondere Beachtung erfährt die Rolle, die das Schwert in Kult, Magie und Religion spielt. Ob als Opfergabe in Mooren und Gewässern, als rituelles Objekt, oder als Gegenstand, dem besondere magische Fähigkeiten nachgesagt wurden, erfuhr das Schwert oftmals eine besondere Behandlung, die seine Bedeutung jenseits der Verwendung als reine Waffe belegt.

Symbolträchtigkeit und ikonografische Wirkmacht sind es auch, die sich in der vielfältigen Rezeption des Objekts Schwert widerspiegeln. In der Populärkultur begegnet das Schwert als die ultimative Waffe im Kampf Gut gegen Böse: Jedi-Ritter, der Vampirjäger Blade, der Highlander oder Conan der Barbar– sie alle greifen auf die Klinge zurück, wenn es gilt, ihre Widersacher auszuschalten. Ein besonderes Motiv der Rezeption sind schwerttragende Frauen. Neben die in der Kunst seit Langem etablierten Frauenfiguren wie Judith oder Jeanne d’Arc treten nun unzählige Heldinnen und Kämpferinnen aus dem Fantasy- und Action-Genre.

Die „Faszination Schwert“ soll für die Besucherinnen und Besucher auf unterschiedlichen Ebenen erfahrbar werden und die Gelegenheit bieten, sich mit der Kulturgeschichte dieser legendären Waffe auseinanderzusetzen. Die Betrachtung aus unterschiedlichen Blickwinkeln ermöglicht es, dem Phänomen ihrer ungebrochenen Anziehungskraft auf den Grund zu gehen.

Zur Ausstellung werden ein reich bebilderter Begleitband und ein umfangreiches Begleitprogramm erstellt.

Faszination Schwert
13. Oktober 2018 bis 28. April 2019
Landesmuseum Württemberg, Altes Schloss, Schillerplatz 6, 70173 Stuttgart
www.schwert-stuttgart.de

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