20.7.18

Grabungskampagne auf dem Rosenstein bei Heubach hat begonnen

Ein neues digitales Geländemodell der Rosenstein-Region hilft den Experten des Landesamtes für Denkmalpflege bei der Erforschung vorgeschichtlicher Befestigungen

(rps) Sowohl der markante Rosenstein bei Heubach im Ostalbkreis als auch seine Nachbarhöhen Hochberg und Mittelberg tragen die mächtigen Ruinen vorgeschichtlicher Abschnittsbefestigungen und Ringwälle. Es scheint sich um Elemente eines vielgliedrigen Verteidigungssystems zu handeln, das die Rosenstein-Randhöhen der Alb einst gegen die südlich gelegene Hochfläche des Albuchs deckte. Als in den Felsgrund gehauene Gräben und hoch aufragende Steinwälle sind sie im Gelände bis heute erhalten. Über ihre Zeitstellung und Funktion ist noch wenig bekannt.

Keltische Eisenfunde vom „Mittelberg“, ca. 400 v. Chr.; © LAD, Yvonne MühleisKeltische Eisenfunde vom „Mittelberg“, ca. 400 v. Chr.; © LAD, Yvonne MühleisLinks: Keltische Eisenfunde vom „Mittelberg“, ca. 400 v. Chr.; © LAD, Yvonne Mühleis

Das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (LAD) hat es sich im Rahmen eines seit 2016 laufenden Forschungsprojektes zur Aufgabe gemacht, das Rätsel um die Rosenstein-Befestigungen zu lösen. Das Projekt findet großzügige Unterstützung von der Förderstiftung Archäologie in Baden-Württemberg, der Sparkassenstiftung Ostalb sowie zahlreichen Spendern aus dem Kreis regionaler Unternehmen und Privatpersonen. Nach zwei sommerlichen Grabungskampagnen an der sog. „Teufelsmauer“ auf dem Mittelberg bei Heubach-Lautern sind erste Erfolge zu verbuchen: Die 400 Meter lange, schnurgerade geführte Befestigung, deren Alter bisher völlig ungeklärt war, stellte sich als eine ursprünglich vier Meter breite, holzverkleidete Mauer heraus, die von keltischen Siedlern um 400 v. Chr. errichtet worden war. Sie galt dem Schutz einer Siedlung, die über einige Jahrzehnte hinweg auf dem Berg bestand. Zahlreiche Funde geben Einblick ins Alltagsleben der Siedler: Koch- und Speisegeschirr, Spinnwirtel für die Textilherstellung, aber auch Schmelztiegel und Schmiedeschlacken, die auf Buntmetall- und Eisenverarbeitung hinweisen. Zahlreiche Bruchstücke von Salzsiedegefäßen, sog. Briquetagen (eine grobe Einweg-Keramik, in der Salz gesotten und verhandelt wurde), zeigen die Teilhabe der Mittelberg-Siedlung am regionalen Salzhandel an, dessen Quellen in den frühkeltischen Salinen des Heilbronner Raumes lagen. Erstmals fällt somit Licht ins völlige Dunkel, das den Mittelberg bisher umgab.

Seit Mitte Juni 2018 finden neuerliche Grabungen statt, diesmal auf dem Rosenstein am sog. „Wall C“, einer mächtigen Befestigungslinie, die den Westteil des Hochplateaus gegen Osten deckt. Ziel der Grabung ist es, Entwicklungsgeschichte und Architektur des Bauwerks zu klären: Handelt es sich auch hier um eine keltische Anlage? Bestand sie eventuell sogar gleichzeitig mit der Mittelberg-Siedlung? Wurde die Befestigung im Mittelalter neuerlich ausgebaut?

Airborne-Laserscanning – ein neues hochauflösendes digitales Geländemodell von der Rosenstein-Region

Seit einigen Wochen liegt dem LAD außerdem ein hochauflösendes digitales Geländemodell vor, das etwa 35 km² der Rosenstein-Region umfasst und von der Fa. ArcTron Airborne Sensing GmbH mit der Airborne-Laserscanning-Methode erstellt wurde. Ermöglicht wurde diese aufwändige Messung durch die großzügige Förderung und Unterstützung, die das Rosenstein-Projekt des LAD durch die Förderstiftung Archäologie in Baden-Württemberg, die Sparkassenstiftung Ostalb sowie zahlreiche Spender aus dem Kreis lokaler und regionaler Unternehmen und Privatpersonen erfahren hat. Allen sei dafür herzlich gedankt!

Beim Airborne-Laserscanning wird das Gelände mit einem Ultraleichtflugzeug in einer systematischen Zeilen-Bewegung abgeflogen, während von einem an Bord befindlichen Laserdistanzmesser stetig Lichtimpulse zum Boden entsandt werden. Aus den Reflexionen dieser Lichtimpulse und den permanent aktualisierten Ortungsdaten des Flugzeugs wird ein 3D-Datensatz von hoher Präzision errechnet, mit dessen Hilfe sich die Geländeoberfläche ungeachtet der darauf vorhandenen Vegetation exakt und detailreich visualisieren lässt. Solche Geländemodelle sind – vor allem in bewaldetem Gebiet – für Archäologen ein hervorragendes Hilfsmittel, um hochkomplexe Strukturen wie die Rosenstein-Befestigungen besser zu verstehen. Sie erlauben zudem die Formulierung gezielter Fragestellungen für zukünftige Feldforschungen.

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