18.10.16
Schlossgarten Schwetzingen
„Natur in Gold und Glas“. Ausstellung
in der Orangerie des Schlossgartens
(ssg) Feines Glas, in alter künstlerischer Tradition gestaltet,
und Goldschmiedearbeiten – das zeigt eine Ausstellung der
Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
in der Orangerie des Schwetzinger Schlossgartens. Gemeinsam ist
den Arbeiten des Künstlerehepaares Kerstin und Johann Müllerperth,
dass die Natur die Quelle ihrer Inspiration ist. In rund 45 Objektgruppen
sind vom 17.10. bis 2.11.16 die feinen Kunstwerke im lichten Orangeriegebäude
zu sehen: Gold, Glas und Edelsteine im reizvollem Dialog mit den
steinernen Originalfiguren aus dem barocken Garten.
Skulpturen aus filigranem Glas
Zum Abschluss des Themenjahres „Welt der Gärten“ der
Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
beherbergt die Orangerie im Schlossgarten Schwetzingen eine außergewöhnliche
Ausstellung: filigrane Arbeiten aus Glas und kostbarer Schmuck
aus Gold und Edelsteinen, beides inspiriert vom Vorbild der Natur.
Die Glaskünstlerin Kerstin Müllerperth arbeitet ganz
in der jahrhundertealten Tradition der Glasbläser „vor
der Lampe“, einem speziellen Brenner: Sie erhitzt ihr zerbrechliches
Material und formt das bei hoher Temperatur schmelzende Glas in
traditioneller Weise zu Trinkgefäßen, Schalen, Leuchtern
und freien Kunstobjekten. Dabei knüpfen die Formen ihrer Gläser
oft in ganz poetischer weise an natürliche Vorbilder an – etwa
an Blüten oder Gräser. Besonders reizvoll in der Orangerie:
Die Gläser sind zu Gruppen gestellt und ergeben so gleichsam
das Bild einer transparenten Kleinskulptur aus mehreren filigranen
Glaselementen.
Foto: Kerstin Müllerperth
Abgüsse nach der Natur werden zu Schmuck
Johann Müllerperth bezieht sich wie seine Frau in seinen Arbeiten
auf die Natur –geht jedoch ganz anders mit dem Vorbild um:
Er sucht konkrete Naturformen und verwandelt sie in Gold und Geschmeide.
Dafür gießt er ausdrucksvolle Originale ab, etwa Rindenstücke,
und lässt aus den natürlichen Originalen Schmuck und
Kleinskulpturen von hohem Reiz entstehen. Er kann sich dabei auf
eine große Tradition berufen. Naturabgüsse verwendeten
Goldschmiede seit der Renaissance – und schufen grandiose
Meisterwerke mit dieser Technik. Vieles ist eine Sache der Geduld
und des Zufalls: Der kunstvolle Armreif mit dem Titel „Cobra“,
zu sehen in der Schwetzinger Ausstellung, konnte erst entstehen,
als Müllerperth eine reale tote Viper als Modell gefunden
hatte. Er erkannte die Schönheit des Fundstücks, legte
die Schlange seiner Frau um den Arm – und fixierte damit
sein Gussmodell für den „Cobra“-Schmuck.
Bild links: Cobra II. Foto: Johann Müllerperth Kunstobjekte im Dialog mit den Steinfiguren
Die Ausstellung ist umfangreich: 30 Vitrinen zeigen ungefähr
300 Gläser, die feinen Stücke sind jeweils zu Objektgruppen
zusammengefasst. In 15 Vitrinen glänzen die Goldschmiedearbeiten,
insgesamt etwa 50 Stücke aus Edelmetall. Das Künstlerehepaar
hat die filigranen Kunstwerke so in den Vitrinen und im Raum arrangiert,
dass sie in vielen Fällen den Dialog mit großen steinernen
Figuren aus dem Garten aufnehmen. Denn die Orangerie beherbergt
die barocken Originale, die seit dem 18. Jahrhundert den Schwetzinger
Garten schmückten. Die Ausstellung steht am Abschluss des
Themenjahres 2016 „Welt der Gärten“ der Staatlichen
Schlösser und Gärten. Der Schlossgarten Schwetzingen
mit seinen vielfältigen Partien vom formalen französischen
Garten bis zum Landschaftsgarten im englischen Stil war in diesem
Jahr der Schauplatz für die großen Ereignisse des Themenjahres.
Künstlerbiografien
Kerstin Müllerperth ist der jüngste Spross der Thüringer
Glasbläserdynastie Greiner-Perth. Sie ist 1962 geboren, absolvierte
nach dem Abitur eine Ausbildung zur Kunstglasbläserin in der
väterlichen Werkstatt. Danach studierte sie an der "Akademie
für gestaltende Handwerke" in Aachen, wo sie mit dem
Examen "Gestalter im Handwerk" 1991 abschloss. Wettbewerbe
und Ausstellungen begleiten seither ihr filigran gestaltetes Glas,
mal sachlich kühl, mal venezianisch verspielt, mit Auszeichnungen.
Die Vorfahren von Kerstin Müllerperth betrieben schon seit
dem Mittelalter das Handwerk des Glasblasens. 1597 zogen sie aus
dem schwäbischen Schurwald nach Thüringen, wo sie sich
als Hüttenmeister niederließen und damit das kleine
Städtchen Lauscha gründeten. Ihr Vater, Erich Greiner-Perth,
kam 1944 nach Rielasingen im Hegau und gründete dort seine
Kunstbläserei. Seit 1991 lebt Kerstin Muellerperth in Maulbronn-Schmie
und betreibt dort auch ihre eigene Werkstatt.
Auszeichnungen in Auswahl
1. Preis im Wettbewerb der Galerie Ewers, Köln, "Das
verschließbare Gefäß" 1989
3. Preis im Wettbewerb des Landes Nordrhein-Westfalen "Junges
Handwerk" 1990
Anerkennung der Frankfurter Messegesellschaft "Design Plus" 1992
Stipendium der "Stiftung für Begabtenförderung"
Ankäufe Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Deutsches Goldschmiedehaus
Hanau
Johann Müllerperth wurde 1957 in Neu Sankt Anna (Rumänien)
geboren. Nach dem Abitur an einem Lyzeum für Musik und Bildende
Künste in Arad (Rumänien) folgte seine Ausbildung zum
Goldschmied in Pforzheim. Daran schloss sich ein Studium an der
Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim bei Prof. Reinhold
Reiling, Prof. Klaus Ullrich und Prof. Hermann Stark in der Fachrichtung
Schmuckdesign mit Abschluss Diplom an. Seit 1986 ist er Lehrbeauftragter
für Meisterkurse für Goldschmiede in Pforzheim (Entwurf
und Darstellungstechnik). 1988 bis 1991 war er Lehrbeauftragter
an der Fachhochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd.
Seit 1985 hat Johann Müllerperth ein eigenes Designatelier,
zunächst in Pforzheim. Heute lebt und arbeitet er mit seiner
Frau, der Kunstglasbläserin Kerstin Müllerperth, und
seinen beiden Töchtern in Maulbronn-Schmie.
Johann Müllerperth präsentierte seine Arbeiten bei zahlreichen
nationalen und internationalen Ausstellungen, Messen und Galerien,
unter anderem in Bonn, München, Hamburg, Frankfurt sowie in
der Schweiz, Österreich, den USA, Israel, Ungarn, Schweden
und den Niederlanden. Er war Jury-Mitglied bei namhaften Wettbewerben
wie dem GZ-Jubiläumspreis (Stuttgart), beim Preis des Schweizerisch
gestaltenden Handwerkes und beim internationalen Schmuckwettbewerb "Natur
und Zeit" der Gesellschaft für Goldschmiedekunst (Hanau).
Schlossgarten Schwetzingen. Lapidarium in der Orangerie
Montag, 17. Oktober bis Mittwoch, 2. November 2016
Täglich von 10.00 bis 16.00 Uhr
Die Ausstellung ist im regulären Eintrittspreis zum Schlossgarten
inbegriffen.
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