19.5.16
Präsentation und Installation des Replikats einer
bedeutenden Feuchtmayer-Skulptur im Salemer Marstall
(blm) Am Donnerstag vor Pfingsten kehrte eine bedeutende
Skulptur des Künstlers Joseph Anton Feuchtmayer als originalgetreues
Replikat an seinen angestammten Platz in den Salemer Marstall zurück.
Die präzise Kopie wurde im Auftrag des Badischen Landesmuseums
Karlsruhe mit modernster 3D-Drucktechnologie erstellt und ist selbst
für das geschulte Auge kaum vom Original zu unterscheiden.
Der Skulpturenzyklus, bekannt als „Salemer Stifter“,
ist während der Regierungszeit des Abtes Constantin (1725-1745)
entstanden. Der Landesherr beauftragte seinen „Hausstuckateur“ Feuchtmayer,
für den neu zu errichtenden Marstall acht Holzstatuen zu
fertigen. Feuchtmayer (1696-1770) zählt zu den bedeutendsten
Künstlern
des süddeutschen Rokoko und prägte mit seinen virtuosen
Schöpfungen entscheidend das Aussehen von Kloster Salem.
Bis heute sind die Spuren des Altarbauers und Bildhauers im Zisterzienserkloster,
das einst als eines der mächtigsten Klöster im Süden
Deutschlands galt, unverkennbar. Der Künstler schuf etwa
den Orgelprospekt im Münster und zahlreiche Stuckaturen
im Kreuzgang. Der barocke Marstall war das repräsentative
Aushängeschild
der Reichsabtei: ein prächtiger Pferdestall, verziert mit
Malereien und reich ausgestattet mit geschnitzten Pferdeboxen
und Skulpturen.
Die acht etwa dreiviertel lebensgroßen Statuen aus Zirbelholz
wurden seinerzeit in den beiden nebeneinanderliegenden Räumen
aufgestellt. Die realen Vorbilder und Namensgeber der Salemer
Stifter sind zwar nicht überliefert, in ihren Gesichtern
und ihrer Kleidung zeigt sich allerdings beinahe 300 Jahre später
noch die virtuose Kunstfertigkeit Feuchtmayers. Die nuanciert
verarbeiteten
Figuren fallen dem Betrachter durch ihre ausfallende Gestik und
ausdrucksstarke, teilweise ins Groteske verlaufende Mimik ins
Auge. Nachdem die Skulpturen durch ein Erdbeben zum Teil stark
zerstört
wurden, mussten sie ihren angestammten Platz im Marstall verlassen.
Seitdem sind sie im Zweigmuseum des Badischen Landesmuseums „Meisterwerke
der Reichsabtei“ in Salem zu bewundern, wo sie eine herausragende
Stellung in der Ausstellung einnehmen. Nun wird dem Marstall
wieder ein Teil seines ursprünglichen Charmes zurückgegeben,
indem eine der Skulpturen – als originalgetreue Replik – an
ihren einstigen Platz zurückkehrt.
Im Rahmen eines High Tech-Projektes konnte die international
renommierte ArcTron 3D GmbH mit neuester 3D-Drucktechnologie
eine präzise
Kopie im Maßstab 1:1 anfertigen. Dazu wurde die Skulptur
zunächst mit einem im Hudertstel-millimeter-Bereich genauen
Streifenlichtscanner und einer hochauflösenden DSLR-Kamera
detailliert vermessen. Mit einer speziellen LED-Ausleuchtung
war es möglich, radiometrische Informationen zu erfassen.
Das dadurch gewonnene fotorealistische 3D-Modell steht fortan
der Wissenschaft
als Forschungsobjekt zur Verfügung. Aus den umfassenden
Daten wurde das Replikat mithilfe eines modernen 3D-Druckers
zum Leben
erweckt. In einem letzten Schritt überarbeitete eine Kirchenmalerin
in akribischer Feinarbeit die Replik. Als Ergebnis liegt nun
eine außerordentlich genaue Kopie der Feuchtmayer-Skulptur
vor, die rein optisch vom Original kaum zu unterscheiden ist (Bild:
Die 3D-Kopie wird durch Chefrestaurator Oliver Morr (oben) und
Christoph Adler im Marstall wieder angebracht. Foto: blm /Hanser).
Das innovative Projekt bietet den Besucherinnen und Besuchern
heute wie in Zukunft die Möglichkeit, beim Vergleich der
beiden Skulpturen in Kloster und Schloss Salem sowohl die hohe
Kunstfertigkeit
Feuchtmayers als auch die Errungenschaften modernster Technik
zu bewundern. |