13.12.16
Denkmalpflegerischer Werteplan zu den Gesamtanlagen „Altensteig“ und „Altenstein-Berneck“,
Landkreis Calw
Offizielle Übergabe durch das Landesamt für
Denkmalpflege am gestrigen Montag
im Rathaus in Altensteig
(rps) Der denkmalpflegerische Werteplan für die Gesamtanlagen „Altensteig“ und „Altensteig
Berneck“, dessen historische Stadtkerne seit 1983 als Gesamtanlagen
geschützt sind, ist fertig gestellt. Das Landesamt für
Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart hat dieses
neue Planungsinstrument der städtebaulichen Denkmalpflege
am gestrigen Montag offiziell Herrn
Bürgermeister Gerhard Feeß im Rathaus in Altensteig übergeben.
Die Stadt Altensteig geht aus der um 1100 erstmals bezeugten Burg
hervor, die 1240 Sitz der Vögte von Altensteig, die bis ins
14. Jahrhundert Gefolgsleute der Grafen von Hohenberg waren. Als
sich 1355 eine eigene Altensteiger Linie begründete entwickelte
sich aus dem wohl schon vorhandenen Burgweiler die Stadt an dem,
nach Süden abfallenden Hang links der Nagold. Das Amt und
Altensteig, seit 1535 zu Baden-Durlach gehörig wurde 1603
an Württemberg veräußert.
Beherrscht wird die Stadt durch das „Alte und Neue Schloss”,
das gegen die Bergseite durch eine mächtige Schildmauer mit
Buckelquadern befestigt ist, an dem sich stadtseitig ein Fachwerkbau
mit teilweise gut erhaltener Innenausstattung des 14. und 15. Jahrhunderts
anschließt. Zusammen mit dem, innerhalb eines mit spätgotischen
Rundtürmen besetzten Mauerrings liegenden Neuen Schloss, einem
spätmittelalterlichen Fachwerkbau über massivem Sockelgeschoss,
beherrscht die Anlage bis heute die Stadtansicht von Süden.
Vom Norden her blieb der Charakter der wehrhaften Burg durch die
Distanz haltende Grünanlage erlebbar. Östlich des Schlosses
steht die 1775 vor der Stadtmauer errichtete evangelische Kirche,
ein spätbarocker Saalbau mit Ostturm, dessen Inneres durch
eine schlüssige Renovierung der 1960iger Jahre geprägt
wird. Die Stadt selbst, die drei Zugänge besaß, erstreckt
sich zwischen den von der Burg ausgehenden Schenkelmauern zum Tal
hin. Der Stadtgrundriss wird durch die unregelmäßig
sich an den Geländegegebenheiten orientierenden Straßen
und Treppen geprägt. Das Zentrum bildet der auf halber Höhe
des Hanges liegende Marktplatz, an dem auch das auf das 15. Jahrhundert
zurückgehende Rathaus steht. Die Bausubstanz wird durch die
spätmittelalterlichen spitzgiebeligen Fachwerkbauten der Bürger-
und Handwerkerhäuser geprägt, die weitgehend das Erscheinungsbild
der Überformung des 19. Jahrhunderts tragen. Während
der Verlauf der Schenkelmauern bis auf den heutigen Tag durch einen
Grüngürtel von Gartengrundstücken ablesbar geblieben
ist, entwickelte sich im Tal neben den alten Mühlenstandorten
in den letzten zwei Jahrhunderten mit der Unter- oder Vorstadt
das Handwerker- und Gewerbegebiet, welches hier die mittelalterliche
Stadtbegrenzung auflöste und heute dem Geschäftszentrum
Raum gibt. Die behutsame Stadtsanierung der 1980iger Jahre schrieb
dieses geschlossen überkommene Bild der malerischen Stadtanlage
ohne größere Eingriffe und Umgestaltungen fort und überlieferte
so das in seiner Gesamtheit überzeugende Zeugnis der kleine
Amtsstadt im Nordschwarzwald.
Berneck ist eine der kleinsten mittelalterlichen Stadtanlagen
im nördlichen Schwarzwald. Der Name „Berneck” wird
erstmals um 1150 im Schenkungsbuch des Klosters Reichenbach genannt.
1367 erhält der Burgweiler das Stadtrecht. Vermutlich durch
Einheirat gelangen 1350 die Herren von Gültingen in den Mitbesitz
von Burg und Stadt, ab 1395 werden sie als Alleinbesitzer genannt.
Bis 1805 bleibt Berneck reichsunmittelbar.
Von der auf einem Bergsporn über dem Burgweiler gelegenen
Burg konnten die zum Nagoldtal führenden Verkehrswege im tief
eingeschnittenen Bruderbachtal und im Köllbachtal überwacht
werden. Ein in den Felsen gehauener, heute aufgefüllter Halsgraben
und eine mächtige, bis zu einer Höhe von 28 m erhaltene
Schildmauer aus Buckelquadern sicherte die Burganlage gegen den
weiter ansteigenden Hang.
Im Ortsgrundriss des ehemals befestigten Burgweilers öffnet
sich die einzige Strasse, die Kirchgasse, hangwärts. Die schlichten
Bürgerhäuser wurden in der Regel direkt an der Abbruchkante
Bergrückens an der Stadtmauer errichtet. Die beiden Stadttore,
das Obere und das Untere Tor sind nicht erhalten. Vor der südwestlichen
Stadtmauer mit ihren hohen, im 19 Jh. erneuerten Substruktionen
erschließt die steil ansteigende Schloßsteige den Bergrücken.
Kirche (15. Jh.; M.18.Jh. erneuert), Rathaus (18.Jh.), Schule und
Pfarrhaus (19. Jh.) prägen über dem Fuß des Felsspornes
das spätmittelalterlich - neuzeitliche Ortsbild der Oberstadt.
Südwestlich der Burg wurde 1768 von den Freiherren von Gültingen
das Untere Schloss errichtet, dem 1846/47 über baulichen Resten
der ehem. Burganlage das Obere Schloss mit seinen beiden hoch über
dem Ort aufragenden Giebelfronten vor der hohen Schildmauer folgte.
Landwirtschaftliche Funktionsbauten, Gasthäuser und der durch
Stauung des Köllbaches entstandene See bestimmen bis heute
das dörfliche Ortsbild der Unterstadt am Fuß des Bergspornes.
In der Hanglage über dem Köllbachtal entstand ein jüngerer
Vorort. Um das überlieferte Erscheinungsbild Altensteigs und
Altensteig-Bernecks dauerhaft zu schützen und auch in Zukunft
auf Veränderungen positiv einwirken zu können, hat die
Stadt Altensteig bereits 1983 eine Gesamtanlagensatzung erlassen. In den letzten Monaten wurden die denkmalpflegerischen Werte in
den Gesamtanlagen präzise erfasst bzw. aktualisiert und anschaulich
dargestellt. Genau dies ist die Intention des denkmalpflegerischen
Werteplans: Hier werden nicht nur die Kulturdenkmale, sondern auch
deren wesentlicher Kontext mit erhaltenswerten Gebäuden, Straßenzügen,
Plätzen und Grünflächen dokumentiert. In Texten,
Karten und Fotos werden alle Elemente, die den historischen, schützenswerten
Stadtkern prägen, beschrieben und bewertet.
Der denkmalpflegerische Werteplan setzt dabei auf moderne, aber
einfach zu bedienende Technik. Als Fachbeitrag des Landesamts für
Denkmalpflege für die tägliche Praxis ermöglicht
er einen unkomplizierten und schnellen Datenzugriff für alle
an der Planung und dem Bau beteiligten Behörden.
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