16.10.15
Die revolutionäre Kunst der Gotik
- Ausstellung in Straßburg
(mds) Im Rahmen der Feiern zum tausendjährigen Jubiläum
des Straßburger Münsters zeigt das Frauenwerksmuseum
in Straßburg (Musée de l’Oeuvre Notre Dame)
eine Ausstellung zu den Anfängen der Gotik in Straßburg
zu Beginn des 13. Jahrhunderts.
Das ottonische Münster, begonnen unter Bischof Werinhar 1015,
war im 12. Jahrhundert einem Großfeuer zum Opfer gefallen.
Der Wiederaufbau begann 1176 auf den alten Fundamenten, der Chor
des Werinhar-Baus stammt vermutlich noch aus dem 11. Jahrhundert.
Um 1220 ist der Bau soweit gediehen, dass das nördliche Querschiff
fertig war und am südlichen Querschiff das Portal (Bild links)
eingebaut werden konnte.
1225 kam eine neue, an modernen Bauten der Ile-de-France geschulte
Bauhütte nach Straßburg und brachte die Kunde von einem
neuen Verständnis des Baus, den Bauens selbst und von einem
neuen Stil mit.
Dieser neue Stil manifestierte sich im deutschsprachigen Kulturraum
erstmals bei der Errichtung des südlichen Querschiffs des
Münsters. Die dafür geschaffenen Statuen, insbesondere
Ecclesia, Synagoge und Engelspfeiler, zählen zu den bekanntesten
Werken der abendländischen Baukunst des Mittelalters. Im Zusammenhang
mit dem Münsterbau erhielten die Straßburger Handwerker
bedeutende Aufträge, die sie mit hoher Meisterschaft ausführten.
Dadurch entwickelte sich die Stadt zu einem herausragenden Zentrum
der Kunst. Die Münsterplastik weist Einflüsse von Chartres
und Sens auf und diente ihrerseits bei der Gestaltung des Bamberger
Doms als Vorbild; ihre Strahlkraft reichte bis hin zur Glasmalerei
der Elisabethkirche in Marburg.
Die Ausstellung versammelt Werke aus öffentlichen und privaten
Sammlungen in Europa, die dem Schöpfer des südlichen
Querschiffs und seiner Entourage zugeschrieben werden (), und stellt
jüngere und ältere Forschungsergebnisse einander gegenüber.
Von manchen Plastiken sind lediglich Abgüsse zu sehen, da
die monumentalen Originalskulpturen, z. B. der Engelspfeiler, nicht
bewegt werden können. Sie zeugen allesamt von diesem tiefgreifenden
Umbruch in Bildhauerei, Glas- und Buchmalerei, Goldschmiedekunst
usw. und veranschaulichen Einflüsse und Wirkung dieser bedeutenden
Bauhütte. Das Ausstellungsdesign von Jérôme Habersetzer
erzeugt durch die Neuaufteilung der Räume die jeweils passende
Stimmung für die unterschiedlichen Stücke: Während
Manuskripte und kleinere Statuen intim inszeniert werden, bilden
große Räume den Rahmen für die Präsentation
der spektakulären Monumentalskulpturen; ein Schwerpunkt liegt
hier auf der Neupräsentation von Ecclesia und Synagoge.
Ferner konfrontiert die Ausstellung die Skulpturen des Meisters
mit den Werken anderer gotischer Bauhütten im damaligen Frankreich,
insbesondere mit der Plastik des Lettners der Kathedrale von Chartres
(normalerweise nicht ausgestellt) sowie mit verschiedenen Bauten
im Burgund (Sens, Semur, Dijon u. a.)
Ausstellung „Straßburg 1200-1230. Die gotische
Revolution“
16. Oktober 2015 bis 14. Februar 2016
Museum OEuvre Notre-Dame – Kunst des Mittelalters |