Die Herren von Geroldseck

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Burg Hohengeroldseck und die Geroldsecker

Frühgeschichte - Ausbau und Sicherung - Hohengeroldseck bis zum Aussterben der Geroldsecker - Hohengeroldseck unter den von der Leyen
Frühgeschichte
Der Familienverband, aus dem sich im späten 11. und frühen 12. Jahrhundert die Geroldsecker herauskristallisierten, stand in enger Beziehung mit den Gründern und Ausstattern der Hugsweierer Pfarrkirche, die ihrerseits wiederum in den etichonischen oder burkhardingischen Umkreis gehörten. Rechte an der Schutterner Klostervogtei (verknüpft mit Friesenheim) gaben den Ansatz zur Herrschaftsbildung (Rodung in Diersburg, Entfremdung von Klosterbesitz um Landeck/Breisgau).

Dazu gehörten wohl auch Rechte an der Klostervogtei Gengenbach (Haslacher Niederhof, wohl auch Prinzbach), sowie am Eisenerzbergbau im Gießental - 9./10. Jh.

Eine im 10. Jahrhundert bestehende Verbindung zu Burgheim, nach 1016 wohl Ausstattungsgut des zähringischen Ortenaugrafen, ermöglichte gleichzeitig die Rodung in der Lahrer Niederung und im vorderen Schuttertal bis Reichenbach (mit der Anlage der Burg Alt-Geroldseck).

Die Familie stand am Ende des 11. Jahrhunderts personell in enger Beziehung zu einem Kreis um den Grafen Berthold (von Staufenberg) und die (späteren) Grafen von Sulz.

Mit der Nennung der Stammburg Geroldseck 1139 scheint der Kristallisatonsprozess der Herrschaft abgeschlossen. Ob der umfangreiche geroldseckische Grundbesitz in Schweighausen gleichfalls ein Hinweis auf ältere Vogteirechte über das Kloster Ettenheimmünster ist, bleibt fraglich.

Eine Verwandtschaft mit der elsässischen Familie der Herren von Geroldseck („am Wasichen") kann ausgeschlossen werden.

Der Personenname Gerold ist nicht weiter nachzuweisen, vereinzelte äußerst wage Andeutungen verweisen im 10./11. Jahrhundert auf die Etichonen-Nachfolger im Elsaß.

Auf etichonische Einflüsse könnte auch das Mauritius-Patrozinium in Kippenheim und Prinzbach sowie das Nabor-Patrozinium in Oberweier zurückgehen.
 

Ausbau und Sicherung
1218/19 wurde offenbar unter staufischer Leitung bei Zugrundelegung des typischen Kastellgrundrisses im Anschluß an einen nur wenig älteren Wehrturm die Lahrer Tiefburg erbaut Sie befand sich nach 1245 samt dem Umland in der Schutterniederung im allodialen Besitz der Familie, so daß an eine staufische Burgrnannschaft gedacht oder eine durch den Bau ausgedrückte klare Stellungnahme für die Staufer zugrundelegt werden kann.

Auf einem allodialen Herrschaftskern mit den Burgen Alt-Geroldseck, Diersburg, Lahr und Landeck aufbauend wurden in der Mitte des 13. Jahrhunderts im Interessenbündnis mit dem Bischof von Straßburg die staufischen Grafschaftsrechte in der Rheinebene, also Mahlberg mit dem sogenannten Riedgang (1246), um 1252 dann im Erbgang der Hauptteil der Grafschaft Sulz mit Burg und Dorf Sulz am Neckar erworben - wahrscheinlich auch verbunden mit Obervogteirechten über das Kloster Schwarzach

Gleichzeitig mit dem Straßburger Episkopat Walthers von Geroldseck (1260 bis 1263) wurde die neue Burg Geroldseck erbaut, die von König Richard dem Bischof 1261 übertragene Landvogtei über das Reichsgut am Rhein zwischen Basel und Selz gab dieser weiter an seinen Bruder Hermann.

Im Streit mit der Stadt Straßburg und ihren Verbündeten konnte sich jedoch die Koalition aus Geroldseck, Baden, Eberstein und dem Trierer Erzbischof nicht durchsetzen, die Schlacht von Hausbergen am 2. März 1262 brachte den Verlust der Machtstellung.

1277 wurden in einer Teilung zwei, später vier Linien begründet:

  • die untere Herrschaft mit Lahr und Mahlberg
  • die Besitzungen um die Stammburg und ,,in Schwaben", in der folgenden Generation weiter aufgespalten in die
    • Herrschaften Hohengeroldseck
    • Sulz am Neckar (1478 württembergisch),
    • Grafschaft Veldenz (1270 erworben, mit eigener Tradition, 1444 an Pfalz-Simmern).

In allen Teilherrschaften setzte nach 1277 ein zügiger wirtschaftlicher Ausbau ein: Lahr (1278/79), Sulz (1284) und Veldenz (1286) wurden zu Städten nach Freiburger beziehungsweise Hagenauer Recht erhoben und überflügelten bald die bestehenden städtischen Gemeinwesen Mahlberg, Prinzbach und Landeck.

Die Idee der Gesamtherrschaft blieb trotz der Teilung wirksam; eine wirtschaftliche Konkurrenz zwischen Oberer und Unterer Herrschaft ist nicht zu beobachten, Seelbach, der zentrale Ort der Oberen Herrschaft, erhielt erst um 1428 Marktrecht.

Im 14. Jahrhundert konnten sich die Herrschaften Lahr und Hohengeroldseck stabil entwickeln, hier durch die lange Regierungszeit Walthers (6.), dort durch eine kluge Familienpolitik, verbunden mit einer tatkräftigen Förderung der Stadt Lahr. In der Oberen Herrschaft setzten indessen 1370 erste Erbauseinandersetzungen ein, die sich im ganzen 15. Jahrhundert fortsetzen sollten.

Hohengeroldseck bis zum Aussterben der Geroldsecker
Nach dem Übergang der Herrschaft Lahr an Graf Johann von Moers-Saarwerden versuchte Diebold von Hohengeroldseck, gegen seinen Vater und zwei seiner Brüder, das Lahrer Erbe gewaltsam anzutreten. Der Kampf um das Erbe ruinierte zunächst Moers-Saarwerden, das eine Hälfte der Herrschaft Lahr an Baden verpfänden mußte (1442).

1486 setzte Kurfürst Philipp von der Pfalz dem unklugen Taktieren des Geroldseckers ein Ende und besetzte die Burg Hohengeroldseck, um einerseits die pfälzische Territorialpolitik am Oberrhein weiterzuverfolgen, andererseits gegen habsburgische Ambitionen vollendete Tatsachen zu schaffen.

Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg 1504 kamen Burg und Herrschaft in badische Treuhänderschaft und 1511 wieder an die Familie zurück. Am Beginn des 16. Jahrhunderts stieg die Familie im militärischen Dienst Habsburgs und im diplomatischen Dienst des Schwäbischen Kreises auf.

Nach der Besetzung der Herrschaft Sulz im Zuge der Vertreibung Herzog Ulrichs von Württemberg 1519 wurde die Familie 1526 durch Herzog Ferdinand mit Sulz belehnt; 1532 mußte Sulz jedoch wieder an Württemberg zurückgegeben werden. Der Name „von Hohengeroldseck und Sulz", seit 1519 geführt, galt daher nach 1532 nur noch als Demonstration des politischen Anspruchs.

1534 wurde die Herrschaft an Osterreich zu Lehen aufgetragen. Am Ende des Jahrhunderts stand der Versuch, gegenüber dem Kloster Ettenheimmünster auf der Basis der Vogteirechte die Landeshoheit durchzusetzen.

Hohengeroldseck unter den von der Leyen
Mit dem Tod des letzten Geroldseckers, Jakob, 1634, brach der Konflikt auf um die Existenz allodialer Rechte (Seelbach, 1538 zurückerworben) zwischen dem Lehnsherrn Österreich und dem Allodialerben, dem Markgrafen Friedrich von Baden-Durlach. Österreich besetzte die Herrschaft und setzte Hartmann von Cronberg ein, der schon 1620 die Zusage auf das Lehen erhalten hatte. Nach dem Erlöschen dieser Familie wurde nach einem kurzen baden-durlachischen Zwischenspiel (1692-1697) Karl Kaspar von der Leyen mit der Herrschaft belehnt. Er wurde 1700 in den Reichsgrafenstand erhoben.
 
Verwandtschaftliche Beziehungen zum Mainzer Erzbischof Karl Theodor von Dalberg und damit verbunden die Protektion Napoleons brachten 1806 die Aufnahme des um die geroldseckisch-landvogteilichen Kondominate verkleinerten "Fürstentums von der Leyen" als souveränes Mitglied in den Rheinbund. Nach dem Zusammenbruch des Rheinbundes im Oktober 1813 wurde das Fürstentum unter Sequestration gestellt und als Ergebnis des Wiener Kongresses mediatisiert, es kam unter österreichische Herrschaft. In einem Gebietstausch mit Österreich am Rande des Aachener Kongresses 1818 gelangte Hohengeroldseck schließlich an Baden und blieb hier bis 1831 als ,,Provisorisches Amt" bestehen. Die von der Leyen erhielten am 7. Oktober 1830 standesherrschaftliche Rechte zuerkannt.
 

Text aus: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte.
Bd. 2: Die Territorien im Alten Reich.
Stuttgart: Klett-Cotta, 1995 S. 412 - 416

 

 

im Detail:

weiter:

Reiterbildnis Jakobs von Geroldseck
Die Stammburg Geroldseck
Das virtuelle Museum der Geroldsecker
Das Bahnhöfle in Seelbach

siehe auch:

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