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Sabotageanschlag auf das Kraftwerk Rheinfelden
Am Sonntag, dem 15. Oktober 1916 gegen 2 Uhr morgens, fährt ein grauer PKW auf der Schweizer Seite gegenüber Beuggen in Richtung Rhein. Darin vier Personen, von denen drei mit Koffern an das Rheinufer laufen. In einem Koffer befindet sich ein zusammenklappbares Boot und aus den anderen werden 44 Bomben, mit der Höhe von 52 cm und einer Dicke zwischen 1,9 cm und 6,8 cm in das inzwischen aufgebaute Boot  verladen. Mit den großen Bomben sollen die vorgeschalteten Rechenanlagen weggesprengt werden, damit die kleineren Bomben  über den Kanal in die Turbinenkammer gelangen können, um diese in die Luft zu sprengen.
Vorsichtig wird dann das Boot auf das Stauwehr zu gerudert und die Bomben in das Wasser gelassen. Die ersten drei Bomben detonieren jedoch viel zu früh. Drei Grenzschutzleute bezeugen später, es habe eine Wassersäule von der Höhe eines Telegraphenmasten gegeben. Die Attentäter jedenfalls fahren hastig ans Ufer und lassen 22 Bomben im Boot zurück.
Ein Schweizer Zöllner und ein Jagdaufseher finden am nächsten Morgen das Boot und alarmieren die Polizei. Von den Schweizer Behörden wird der Vorfall zunächst nicht als militärische Angelegenheit gewertet, aber man ließ das Rheinufer trotzdem von sieben Soldaten absichern. Und nachdem man erfolglos nach den 19 Bomben, deren leeren Hüllen man am Ufer fand, gesucht hatte, wurde Entwarnung gegeben. Der Direktor des Kraftwerks setzte sich am nächsten Tag sofort mit der Schweizer Bundesanwaltschaft in Verbindung. Die deutschen Behörden wurden bereits am Vormittag informiert.

Aus Befürchtung vor neuen Anschlägen fanden am 26. und 27. Oktober auf badischer Seite Besprechungen zwischen Vertretern des Bezirksamtes Säckingen, der Staatsanwaltschaft Waldshut, den Grenzschutzbehörden, der Militärführung Karlsruhe sowie Vertretern von KWR, des Kraftwerks Laufenburg und der Lonza- bzw. Rhina-Werke statt.

Inzwischen wurde bekannt, dass die Bomben vom selben Typ waren, der schon im Genfer Bahnhof gefunden wurde. Außerdem wurden erste Sicherheitsmaßnahmen angeregt. Die Teilnehmer waren sich aber einig, dass ohne ständige Überwachung der Rheinufer die Schutzmaßnahmen unzuverlässig bleiben würden. Die Ufer sollten von der Aaremündung bis zum Grenzacherhorn beidseitig überwacht werden. Zusätzlich sollten Straßenzufahrten mit Schranken gesichert bzw. mit Stacheldraht abgesperrt und verstärkt Personenkontrollen durchgeführt werden. Die Maßnahmen wurden unverzüglich eingeleitet und von Ende November an war nur noch tagsüber der Kahnverkehr auf dem Rhein möglich.

Die Kosten wurden folgendermaßen aufgeteilt: Die Kosten für Umbauten am Kraftwerk direkt wurden vom KWR übernommen, die für die Überwachung des Stroms sollten auf die einzelnen Werke umgelegt werden. Die Kostenübernahme für die rein militärischen Maßnahmen wiesen die Kraftwerke allerdings von sich.

Der Schweizer Heerespolizei gelang im Januar 1917 der erste Fahndungserfolg. Die Spuren führten in die Handelsabteilung des Politischen Departements nach Bern. Der ehemalige Redakteur des "Democrate", Karl Schenk, wurde verhaftet. Im Juni flog dann ein gesamter Agentenring auf, dessen Zentrum in Bern lag. Die Fäden liefen im Büro von Mougeot, einem ehemaligen französischen Fliegeroffizier, zusammen. Seine Organisation war wohl für das Attentat auf das Kraftwerk Rheinfelden verantwortlich.

Es war Glück, dass der Anschlag nicht exakt genug geplant und ausgeführt wurde. Die Folgen für das Unternehmen und das gesamte Versorgungsgebiet wären unabsehbar gewesen.
 

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