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„Mit Spaten, Korb und Gießkanne..."

... ist der Titel der Dauerausstellung historischer Arbeits- und Gartengeräte aus drei Jahrhunderten im alten Baumagazin des Schlossgartens Schwetzingen.

Der Schwetzinger Schlossgarten war mit seinem durch Nicolas de Pigage (1723-1796) und Johann Ludwig Petri (1714-1794) nach französischen Vorbildern formal angelegten Barockgarten und dem Ende des 18. Jahrhunderts durch Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823) neu geschaffenen englischen Landschaftsgarten der repräsentative Rahmen der Sommerresidenz der Kurfürsten von der Pfalz und im 19. Jahrhundert der badischen Markgrafen bzw. Großherzöge. Der eigentliche Lustgarten mit seinen prachtvollen Blumenrabatten, exotischen Orangeriegewächsen und kunstvoll beschnittenen Hecken bildete die Kulisse für die fürstlichen Jagd- und Hoffeste.

Zur Versorgung der Hofküche war Mitte des 18. Jahrhunderts der Anbau großzügiger Nutzgärten notwendig, in denen Obst und Gemüse gepflanzt und deren Überschuss sogar verkauft wurde.1795 arbeiteten beispielsweise 10 festangestellte Gärtner und 26 Tagelöhner/innen im Schlossgarten. Die bis in ins 20. Jahrhundert weitergeführten Nutzgärten, unterstützten den Erhalt der Gartenanlagen.

Thematisch gegliedert bietet die Ausstellung in den fünf Räumen des alten Baumagazins, das auch als Handwerkerhaus oder Obstlager bezeichnet wurde, einen historischen Überblick der Arbeitsgeräte, die der Erhaltung und Pflege des Schlossgartens dienten.

Anhand ausführlicher, von Hofgärtnern geführten Inventare, heute im Generallandesarchiv Karlsruhe aufbewahrt, lassen sich die historischen Bestände an Arbeits- und Gartengeräte, wie sie im Schwetzinger Schlossgarten verwendet wurden, erschließen. 1795 zählte Friedrich Ludwig von Sckell nicht weniger als 44 Schaufeln, 30 Spaten, 30 verschiedene Hacken und 54 Rechen auf. Viele der Geräte wie der halbmondförmige Rasenkantenstecher, die Sense, die Baumsäge, die eiserne Walze oder die Doppelleiter, die von Sckell nannte – aus späteren Zeiten erhalten – sind nun in Schwetzingen ausgestellt.

Einen guten Einblick in die Bodenbearbeitung, Saat und Pflege des Kulturlandes gewähren verschiedene Werkzeuge und mechanische Geräte des beginnenden Industriezeitalters, die den gärtnerischen Arbeitsaufwand stark reduzierten.

Mit dem Karrenpflug wurde das Ackerland für die Saat vorbereitet, keimund schädlingsfreie Anzuchterde ließ sich mit dem Erddämpfgerät von 1951 herstellen. Weiterhin sind unter anderem ein- oder mehrreihige Sämaschinen (sogenannte Dibbelmaschinen, um 1910), Wegepflüge, die der Unkrautbeseitigung dienten, Spindelrasenmäher, eine durch 11 PS angetriebene Dreirad-Glattmantelwalze und Rückenspritzen, die bei der Schädlingsbekämpfung im Obst- und Gemüsebau eingesetzt wurden, zu sehen.

Die Ausstellung widmet sich auch der Bewässerung der Pflanzen, angefangen von der Gießkanne über verschiedene Beregnungssysteme (Hydoren, Regenkanonen auf dreibeinigen Stativen und Versenkregner der Firma Perrot/Calw) des 20. Jahrhunderts, die eine großflächigere Bewässerung der Gartenanlagen ermöglichten.

In einem Ausstellungsraum wird die schlosseigene Schreinerei, die nicht nur die hölzernen und farbig gefassten Kübel für die Orangeriepflanzen und Gartenbänke im Louis-seize-Stil, sondern auch die kunstvollen Holzgitterarbeiten (Treillagen) im Garten anfertigt, vorgestellt. Das aufwendig gestaltete hölzerne Proszenium (Vorbühne) des im Schlossgarten beim Apollo-Tempel gelegenen Naturtheaters ist anhand der ausgestellten Säulenreste und Konstruktionszeichnungen zu bewundern.

Zu den Arbeitsgeräten der Gartenschreiner zählten vor allem verschiedene Sägen wie beispielsweise die von zwei Personen zu betätigende Gestellsäge zum Aufsägen von Brettern, Schrot- und Bügelsägen, Bohrer sowie Hobel als auch Schälmesser, Hammer und Zange.

Die Geschichte der Arbeitsgeräte ist fast so alt wie die der Menschheit. Die ersten ‚Gartengeräte’ sind durch Darstellungen der französischen Höhlenmalereien aus der Altsteinzeit (etwa 38.000 v. Chr.) in Form von Mammutrippen, die als Pflanzstöcke verwendet wurden, belegt. Weitere Geräte sind aus Mesopotamien, dem alten Ägypten und der Antike bekannt. Im Mittelalter gelangten durch heimkehrende Kreuzritter viele exotische Pflanzen und Bewässerungssysteme aus dem mittleren Osten nach Europa. Nutzgärten entstanden zu dieser Zeit vor allem in Klöstern. Die nun speziell für den Gartenbau entwickelten Geräte bestanden nach wie vor aus Holz und Eisen, aber auch aus traditionellen Werkstoffen wie Horn, Knochen oder Stein. Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts verbesserte sich der technische Standard und vervielfachte sich die Anzahl der Spezialgeräte, die in Form und Größe variierten. Aufgrund des technischen Fortschritts der Industriellen Revolution ließen sich Werkzeuge und Gartengeräte im 19. Jahrhundert schließlich maschinell im großen Umfang produzieren und über Versandkataloge bestellen.

Mit der Ausstellung im alten Baumagazin des Schlossgartens Schwetzingen ist es den Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg gelungen ein neues attraktives Angebot für die zahlreichen Besucher zu präsentieren.

Die Ausstellung im alten Baumagazin kann jeden Samstag und Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist in der Eintrittskarte für den Schlossgarten enthalten.

   
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