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Eremitage

Die Eremitage im Schlosspark des Schlosses Favorite wurde 1717/18 als Andachtsstätte und zur mystisch-religiösen Erbauung für die Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden erbaut.
Das achteckige und von einer Kuppel bekrönte Gebäude ist eine der Maria Magdalena geweihte Kapelle. Die Außenwand ist teilweise mit Baumrinde verkleidet, die Innenwände imitieren mit ihren Malereien dieses Motiv. Einsiedeleien dieser Art sind Zeugnisse barocker Frömmigkeit. Die Markgräfin nutzte die Eremitage tatsächlich, indem sie sich ab und zu für mehrere Tage zu Gebet und Buße hierher zurückzog.

Der Zentralraum ist von sieben winzigen Kabinetten, daunter ein Schlaf- und ein Esszimmer, umgeben. In der Kapelle selbst stellen Figuren aus Holz und Wachs Szenen aus der Passion Christi dar, ebenso werden Nachbildungen der Leidenswerkzeuge Christi aufbewahrt.

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Im Eingang zur Kapelle hängt das Bildnis der 1726 verstorbenen Tochter Augusta Maria Johanna von Orléans, (Ölgemälde, süddeutsch, 1. Hälfte 18. Jh.) als Supraporte.
Die Kabinette sind betont schlicht gehalten, um dem Charakter einer Einsiedelei zu entsprechen.

Innenansicht der Magdalenenkapelle
Einfacher Altartisch mit Heiligem Grab, auf den Absätzen bekleidete Holzfiguren (Christus und Magdalena), an der Wand die Leidenswerkzeuge.

Esskabinett
An der Wand ein Tisch (18. Jh.) mit der Heiligen Familie, Maria, Josef und dem Knaben Jesus (Holzpuppen, bekleidet und mit Wachsgesichtern). Nach Überlieferungen soll sich Sibylla Augusta manchmal zu den Figuren an den Tisch gesetzt und eine karge Mahlzeit zu sich genommen haben.

Tisch (18. Jh.) mit der Heiligen Familie (Holzpuppen, bekleidet und mit Wachsgesichtern, vermutl. Franz Pfleger)

Bild unten: Einfach gehaltene Küche mit gemauertem Herd

Ehemaliges Schlafzimmer der Markgräfin
Auf dem Absatz ein memento mori und das Motto "Adam ubi?" (Adam, wo bist du?).

Schlafkabinett
Memento mori aus Totenschädel, Knochen und leeren Schneckengehäusen, (vermutl. Franz Pfleger, 1718)

Im 19. Jahrhundert rankten sich groteske Gerüchte und Legenden um die Markgräfin, deren Frömmigkeit man nicht mehr verstand und zum Teil auch ablehnte. In diesem Zusammenhang kamen dann auch weitere Ausstattungsstücke, wie die Geißelwerkzeuge oder die Binsenmatte, auf der Sibylla Augusta angeblich geschlafen haben soll, dazu.

Bilder (7): Landesmedienzentrum BW

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