Schwartz
Porcelain
Sibylla Augusta's Leidenschaft für die "aufrichtige Lack und
Laßur Kunst" - Raum 205
Ein Porträt der Sibylla Augusta als kleines Mädchen in exotischer
Kleidung, dem ein dunkelhäutiger Knabe eine Tulpe reicht, ist
- wie die Kostümbilder im großen Saal - Sinnbild für die Leidenschaft
der Markgräfin für alles "Exotische". Ihre Faszination zeigt sich
hier bereits in früher Kindheit. Die Markgräfin von Baden-Baden
war schon als junge Prinzessin begeistert von exotischen Kostbarkeiten.
Im heimatlichen böhmischen Schloss Schlackenwerth gehörten asiatische
Lackarbeiten zu den Kunstsammlungen der Herzöge von Sachsen-Lauenburg
und bildeten die Grundlage ihrer lebenslangen Bewunderung für
Lack. Die von der 13-jährigen Prinzessin in einem Schrein notierten
Lackrezepte zählen zu den frühesten Zeugnissen europäischer Nachahmungsversuche.
Die in der markgräflichen Hofwerkstatt entstandenen Möbel, Teile
der Ausstattung von Favorite, und insbesondere die Böttgersteinzeuge
mit lackgleichen Glasuren zeugen von der Sammelleidenschaft der
Gemahlin des Türkenlouis.
Die experimentelle Vielfalt, in dem sich das Material Lack einmal
als Nachahmung asiatischer Vorbilder, in anderen Objekten aber
auch als europäische Neugestaltung präsentiert, spiegelt sich
in der Meißener Kaffeekanne der Markgräfin, die in der Mittelvitrine
mit einer Reihe anderer Kannen gezeigt wird. Das Dekor dieser
Kanne, die farbigen Malereien auf tiefschwarzem Grund, versucht
japanische Lackarbeiten nachzuahmen. Das Motiv ist jedoch durch
und durch europäisch: Es zeigt eine für europäische Porzellankabinette
typische Wandgestaltung mit auf Sockeln aufgestellten blau-weißen
Porzellanen.
Dass diese kleinen schwarz lackgleichen Kaffeekannen in Europa
außergewöhnliche Kostbarkeiten darstellten, bezeugt eine weitere
Meißener Kaffeekanne, die als Leihgabe der königlich dänischen
Sammlungen in Favorite ausgestellt ist. Ob die Kanne Teil einer
Geschenksendung war, die August der Starke seinem Neffen, König
Friedrich von Dänemark im Jahr 1711 schickte, ist nicht zweifelsfrei
belegt. Sicher ist jedoch, dass die in den ersten Jahren der Meißener
Maufaktur gefertigten Böttgersteinzeuge mit schwarzen Glasuren
zu den außergewöhnlichen technischen Innovationen der Zeit gehörten
und eben deshalb nur in wenigen Sammlungen, als fürstliche Geschenke,
zu finden waren.