Ladenburg


Lobdengau-Museum

  1. Sueben in Ladenburg
  2. Römische Militärzeit in Ladenburg
  3. Römische Zivilsiedlung in Ladenburg
  4. Religion, Kulte, Theater

    Öffnungszeiten

Religion, Kulte, Theater

Der dritte große Museumsraum ist der Große Gewölbekeller, in dem ein umfangreiches Lapidarium zusammengestellt ist.

a) Exemplarisch für die offizielle Staatsreligion steht in Ladenburg das Original einer 1963 in einem römischen Brunnen innerhalb der Stadtmauer von Lopodunum entdeckten Jupiter-Giganten-Säule des Novanius Augustus. Ergänzt sind die profilierte Platte über dem Viergottstein, der Pferdekopf sowie Oberkörper, Kopf, Arme und Blitzbündel des Reiters. Ohne den Stufenunterbau beträgt die Gesamthöhe der Säule 4,13 m. Der in der unteren Zone mit Ornamenten verzierte Viergottstein zeigt Herkules, Merkur, Minerva und Juno. Über der Abdeckplatte folgt der Zwischensockel mit der Stifterinschrift, die an der darüberliegenden Säulenbasis beginnt: IN H(onorem) D(omus) D(ivinae)/I(ovi) O(ptimo) M(aximo)/ ET IUNONI/ REGIN(a)E/ NOVANIUS/ AUGUSTUS/ IN SVO/ R(estituit) (= Zu Ehren des göttlichen Kaiserhauses. Jupiter, dem Besten und Größten, und der Königin Juno. Novanius Augustus hat -dieses Denkmal- auf eigenem Boden wiederhergestellt). Die Inschrift vor der Zerstörung der Säule ist nicht ganz beseitigt, aber nicht mehr zu rekonstruieren.

Über der schuppenverzierten Säule erkennt man auf den Seiten des Kapitells vier Frauenköpfe, die die Jahreszeiten darstellen, und weiter oben Jupiter, der zu Pferd über einen Erdgiganten hinwegsprengt, wobei dieser Gigant in Grund und Boden geritten wird.

Dieser Denkmaltypus ist in Italien unbekannt. Gemeint ist hier der keltische Wettergott, wie er über alle Jahreszeiten hinweg und alle Widerstände bezwingend zum guten Gelingen der Ernte beiträgt.

Da die Anfang des 3. Jahrhunderts entstandene Säule sehr wahrscheinlich 233 n. Chr. erstmals und dann nach der Restauration durch einen Stifter 259/260 n. Chr. zum zweitenmal in den Brunnen gestürzt wurde, ist dieses Denkmal von großer geschichtlicher Bedeutung für die Zeit der Alamanneneinfälle. In dem Brunnenschacht fanden sich die Skulptur des Jupiter vom ersten Sturz und die später angefertigte zweite Skulptur. Wie der Fundplan aufzeigt, wurden die gegenerischen Gottheiten jeweils zuallererst in den Brunnen (=Unterwelt) gestürzt, um sie zu vernichten.

Bildwerke und Bruchstücke zu weiteren Gottheiten (Jupiter und Juno, Epona, Minerva etc.) ergänzen diesen Teil der religiösen Fundstücke.

b) Originale und Kopien von Sitzstufen aus dem römischen Schauspieltheater gehörten zu dem auf Luftaufnahmen 1955 entdeckten und 1967 bei Bauarbeiten an der Ausoniusstrasse nachgewiesenen römischen Schauspieltheater von Lopodunum, das inzwischen völlig überbaut wurde. Als Gewann "Burgäcker" wurde es bis zum 19. Jh. (1867) zur Gewinnung von behauenen Bundsandsteinen (Abtransporte nach Heddernheim, F.a.M.) genutzt. Sitzstufen befinden sich auch im Landesmuseum Karlsruhe. Durchmesser der Orchestra: ca. 30 m, Länge der Theaterwand:ca. 90 m, Sitzplätze für ca. 5000 Menschen. Erbaut wurde es von mehreren Stiftern, z.B.: OPTATI TETRICI (Stiftung des Optatus Tetrici). Zur besseren Anschaulichkeit ist eine Rekonstruktionszeichnung des Theaters von Pompeji angebracht.

c) Die Ausstellung des Ladenburger Sol-Mithras-Reliefs und einer nach dem Original rekonstruierten und bemalten Kopie bilden den zweiten Schwerpunkt im Großen Gewölbekeller.

Die Nordwand des Großen Gewölbekellers ist ganz dem Mithras-Kult vorbehalten. Ladenburg besitzt mit dem ausgestellten Relief eine bisher einzigartige Darstellung zu diesem Kult, der aus Persien kam und im ganzen Römischen Reich Verbreitung fand. Erhalten hat sich dieses Relief, weil es von den Germanen umgestürzt worden war, bevor es die Christen entdeckten und es wie in Südeuropa nicht mehr rekonstruierbar verstümmelten oder völlig zerstören konnten, was sie dort systematisch taten, da sie die Affinität des Kultes zum Christentum erkannten.

Während die Opferung des Stiers üblicherweise Schwerpunkt in der Darstellung war, haben sich auf dem Ladenburger Sol-Mithras-Relief die beiden Götter zum Opfermahl eingefunden. In einer Grotte sitzen auf der Stierhaut der Helios-Sohn und sein Bruder Mithras.

Seit der Reform des Kultes ca. 630 v. Chr. durch Zarathustra verkörpern die Opfergaben, Gebäck und Trauben, das Blut und das Fleisch des Gottes und stehen als Zeichen für die Auferstehung der Gläubigen.

Mithras, persisch bekleidet (mit phrygischer Mütze) hat die Hand auf die Schulter des Bruders, Sol, gelegt. Dieser befreit als Licht-Gott von Dunkelheit und Sünde.

In Rom konnte der Mithras-Kult ca. 90 n. Chr. nachgewiesen werden; ca. 30 Jahre später hat sich der Kult bis Lopodunum verbreitet.

Die bis hierher aufgezeigte Archäologische Abteilung des Lobdengau-Museums wird in Nebenräumen durch aufgefundene Wandmalerei nach pompejanischem Vorbild, durch Amphoren aus römischen Kellern und durch die Dokumentation und Rekonstruktionszeichnung des schon oben genannten römischen Burgus (4.Jh.) ergänzt.

Text: Heimatbund Ladenburg - M. Schaub

im Detail:

weiter:


römische Reste

siehe auch:

Das römische Ladenburg
Literatur über Ladenburg

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