Die
Grafen von Oberndorff
Eingebettet
in ein umfangreiches Rahmenprogramm wurde im Rahmen der
Ausstellung exemplarisch die Geschichte einer Adelsfamilie
des Rhein-Neckar-Raumes Raumes von ihren frühen mittelalterlichen,
eher bescheidenen oberpfälzischen Anfängen durch die Jahrhunderte,
über die Blütezeit im 18. und 19. Jahrhundert hinaus bis
in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgt und nachgezeichnet.
Chronologisch aufgebaut ermöglicht die Ausstellung in einer
Art Baukastenprinzip einen stark personenbezogenen Zugang
zu den adeligen Lebenswelten und Karrieren, wobei verschiedene
Vertiefungsschwerpunkte [Besitzgeschichte, bauhistorische
Erörterung der Adelssitze, Oberndorffsche Gärten, ortsrelevante
Bezüge, wirtschaftliche Grundlagen adeliger Herrschaft und
Gewerbeförderung, Familie als Förderer der Künste (Kunstbesitz
und eigenes künstlerisches Schaffen)] dem Besucher eine
intensivere inhaltliche Annäherung an das Thema erlauben.
Wesentliches Anliegen der Arbeitsgruppe war hierbei nicht
nur, die Bedeutung der Familie für die Geschichte der Gemeinde
Edingen-Neckarhausen, sondern in erster Linie auch für die
Region und für den gesamten süd- und südwestdeutschen Raum
in fundierter, aber zugleich anschaulicher und ansprechender
Art und Weise herauszustellen. So besteht ein wesentliches
Element der Ausstellungskonzeption eben gerade in der Verknüpfung
lokaler, regionaler und überregionaler Ebenen. Lokale Aspekte
finden stets Berücksichtigung, aber gerade im Hinblick auf
eine größere Außenwirkung werden die überlokalen Bezüge
hervorgehoben.
Einzelne
Vertreter der gräflichen Familie erlauben durch ihre Tätigkeit
eine Verknüpfung der lokalen Ebene mit den Entwicklungen
auf regionaler, überregionaler, ja zum Teil europäischer
Ebene. Man denke nur an Franz Albert, der nach dem Wegzug
des kurpfälzischen Hofes nach München höchste administrative
Funktionen in der Region einnahm, oder an das diplomatische
Wirken von Alfred Graf von Oberndorff und seine Teilnahme
an den Waffenstiilstandsverhandlungen des Jahres 1918. Aber
auch der weniger bekannte Vertreter der Familie Wolff Peter
von Oberndorff erlaubt eine umfassendere Erörterung adeliger
Militärkarrieren und bietet zugleich einen Einstieg in den
Problemkreis der Türkenkriege. Mit Lambert Graf von Oberndorff
beginnt die Annäherung an einen Historiker, dessen berufliches
Wirken sich in zahlreichen Publikationen niedergeschlagen
hat. Eine Beschränkung auf einige wenige bedeutende Persönlichkeiten
der Familie soll allerdings vermieden werden. Vielmehr gilt
es der Familie in ihrer großen Vielfalt gerecht zu werden,
ohne eine deutliche Akzentuierung zu vernachlässigen. So
werden bislang auch unbekanntere Familienmitglieder, etwa
aus der Regendorfer Linie, in ihrem beruflichen und privaten
Wirken vorgestellt. Besondere Faszination üben zudem die
Frauen der gräflichen Familie aus. Sie lassen sich nicht
nur über ihre Korrespondenz und Porträts, sondern auch über
ihre schriftstellerische und künstlerische Tätigkeit in
der Überlieferung fassen und präsentieren. Die zum Teil
hohe Bedeutung der eingeheirateten Familien verweist auf
den Aspekt der Heiratspolitik als Grundlage adeliger Herrschaft.
Ausstellung
im Oberndorff'schen Schloss Neckarhausen
Edingen-Neckarhausen
30.4. - 24.7.2005
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