Die Pfalzgrafschaft im 15. Jahrhundert

Prunkharnisch Kurfürst Friedrichs des Siegreichen

Nachbau des Originals im Kunsthistorischen Museum Wien

 

 

 

 
Vermutlich gab Friedrich der Siegreiche aus Anlass seines Amtsantritts als Kurfürst 1451 diesen Harnisch, ein Hauptwerk der Mailänder Plattnerei, in Auftrag. Gefertigt wurde er in der Missaglia-Werkstatt von Tomaso und Antonio Negroni da Ello, gen. Missaglia, Pier Inocenzo da Faerno und Antonio Seroni. Letzterer, selbst Besitzer einer eigenen Großwerkstatt, lieferte die Handschuhe, was auf eine eilige Auftragserledigung hindeutet.
Der Helm (Typus grand bacinet) verfügt über Löcher zur Befestigung der Helmzier. Das gelochte Rundvisier ist absteckbar und verfügt über eine Visiersperre, Kinnreifen, Kinnreff und Halsstreifen. Unter der zweiteiligen Schiftbrust folgen fünf Bauchreifen mit angeschnallten Beintaschen. Der Rüsthaken an der rechten Brustseite fehlt. Das Armzeug und die Kniebuckel sind mit Muscheln versehen. Die Schuhe haben lange Schnäbel aus Leder mit Schuppenbelag.
Solche Schuhe und die Helmform entsprachen dem westeuropäischen Geschmack, an dem man sich in Heidelberg offenbar orientierte. Obwohl die linke Visierseite Hiebspuren aufweist, darf dieser Harnisch in erster Linie als Element der fürstlichen Repräsentation aufgefasst werden. Seine die Körpergröße des Trägers abbildende Dimension (189 cm hoch) und die .glänzende' Wirkung dürften ihren Eindruck auf die Zeitgenossen nicht verfehlt haben.
Die Erhaltung des Harnischs verdanken wir der Sammelleidenschaft Erzherzog Ferdinands von Tirol, der nach 1565 auf Schloss Ambras eine Galerie berühmter Kriegshelden in Gestalt ihrer Harnische zusammenbrachte.

Werkstatt Tomaso Missaglia;
Nachbau: Walter Suckert, Ludwigsburg, 2000
Mailand, um 1450
Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer A 2

Text: Volker Rödel, Katalog Der Griff nach der Krone S. 338

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Kurfürst Philipp
In Surfin' Süden: Harnisch Friedrichs des Siegreichen

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